SZ-Serie: Dachauer Oasen:Das Landratsamt summt

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Mitarbeiter haben einen Staudengarten und eine Blumenwiese an der Behörde angelegt - dort fühlen sich nicht nur die Bienen wohl

Von Robert Stocker, Dachau

Es wuselt hier zwischen den Pflanzen, es schwirrt und summt. Bienen krabbeln auf den Blüten herum, Hummeln brummen im Tiefflug über das Blumenbeet, Schmetterlinge saugen Nektar aus den Blütenständen. "Irgendwo fliegen hier immer Insekten herum", freut sich Conny Kiermaier vom Büro des Landrats. "Jetzt sieht man das Ergebnis unserer Arbeit." Eine Arbeit, an der Mitarbeiter quer durch viele Abteilungen des Landratsamts beteiligt waren. "Jeder war sofort begeistert von der Idee", sagt Conny Stadler, die im Büro des Landrats eigentlich für E-Government zuständig ist. Im Landratsamt ist die virtuelle Welt ihr Metier. Für das Gartenprojekt hat sie Computer mit Hacke und Spaten vertauscht und wie viele andere Mitarbeiter selbst Hand angelegt. An einem Tag gruben sie ein Stück Wiese vor dem Eingang der Behörde um. Dann wurden Stauden gepflanzt und Samen gesät. Herausgekommen ist ein buntes Fleckchen Natur, das den Eingangsbereich des Landratsamts nicht nur optisch bereichert. Ein Fleckchen, das für Insekten wie ein Paradies sein muss. Es ist der neue Bienengarten am Landratsamt.

Das kleine Biotop wurde Anfang Mai angelegt. Julia Zimprich von der Unteren Naturschutzbehörde wählte die Pflanzen und Samen aus. "Es sind Schmetterlingsgewächse und Mischblumen, die einen sonnigen Standort und mageren Boden brauchen", erklärt die Pflanzenexpertin. Dazu gehören etwa Bergminze und Natternkopf, Kornblume oder Johanniskraut. Sie bieten den Insekten viel Pollen und Nektar mit einem hohem Zuckergehalt. Der Natternkopf hat schon eine stattliche Größe. "Er ist das Highlight im Bienengarten", schwärmt Julia Zimprich. Auf den violetten Blüten krabbeln jede Menge Bienen herum. Am Weg zum Eingang des Landratsamts stehen Holztröge, die in den Werkstätten des Franziskuswerks gefertigt wurden. Auch in diesen Kübeln wachsen Stauden und Blumen, die Insekten viel Nahrung bieten. Auf Schildern stehen die Namen der Pflanzen im Bienengarten. Die Tafeln informieren auch über Herkunft und Gattung der Blumen. "Die Anlage soll Besuchern zeigen, wie ein naturnaher Garten aussehen kann", so Conny Stadler.

Beim Tag der offenen Tür im Landratsamt Anfang Juli stieß der Bienengarten auf reges Interesse. Auch sonst setzen sich Besucher oft auf die Steintreppe, die vor dem Bienengarten angelegt ist. Er ist Anschauungsobjekt und Blickfang zugleich - selbst für die Mitarbeiter des Landratsamts. Stadler: "In der Mittagspause bleiben hier viele Kollegen stehen." An dem Projekt arbeitete das Hochbau- und Gebäudemanagement des Landratsamts mit. Die Abteilung ist für den technischen Unterhalt der Gebäude zuständig. "Alle haben an einem Strang gezogen", sagt Michael Kluy vom Hochbau- und Gebäudemanagement. Für die Anlage wurde auch Geld verwendet, das der Abteilung zur Verfügung steht.

Der Bienengarten ist ein Projekt der Aktion "Deutschland summt", deren Partner der Landkreis Dachau ist. Anstoß für diese Aktion war das Bienensterben. Einige Arten der nützlichen Insekten sind akut bedroht oder bereits ausgestorben. Neubaugebiete reduzieren ihren Lebensraum. Monokulturen und der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft entziehen den Bienen die Nahrungsgrundlagen. Unlängst hat der Umwelt- und Kreisausschuss den Beschluss gefasst, auf landkreiseigenen Flächen kein Glyphosat einzusetzen. Streuwiesen sind für Insekten ein ideales Refugium.

Der Landkreis sucht deshalb Flächen in seinem Besitz, die sich eignen für Bienenweiden. Auch hier ist er schon mit gutem Beispiel vorangegangen. Auf dem Gelände des Landratsamts legten Mitarbeiter eine Blumenwiese an. Sie befindet sich im Spitz zwischen Bürgermeister-Zauner-Ring und Brucker Straße. "Hier ging es um eine größere Fläche, auf der bienenfreundliche Pflanzen wachsen", sagt Julia Zimprich. Die Streuwiese wurde im Juni angelegt und ist 85 Quadratmeter groß. Mohn- und Glockenblumen gedeihen hier. Zimprich brachte eine Samenmischung aus; die Pflanzen stehen mittlerweile in voller Blüte. Die Wiese ist nicht nur voller bunter Farbtupfer, sondern auch ein Paradies für Bienen und Hummeln. "Es ist unglaublich, wie es hier summt", sagt Zimprich. Die Fläche bleibt das ganze Jahr über naturbelassen und wird nur einmal im Herbst gemäht.

Laut Michael Kluy überlegt das Landratsamt, ob solche Wiesen auch auf dem Gelände von Schulen angelegt werden, für deren Unterhalt der Landkreis zuständig ist. "Bienen sind für die Menschen unheimlich wichtig", so Kluy. "Auf diese Weise bekommen auch die Schülerinnen und Schüler mit, wie man diesen nützlichen Insekten helfen kann."

© SZ vom 28.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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