SZ-Adventskalender:Voller Pläne

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Valon will im Rollstuhl die Welt erkunden

Nach der Schule fährt Valon (Name geändert) gerne seinen Computer hoch, vor allem Strategie- und Rennspiele sind seine Passion. Der 15-Jährige ist auch ein guter Schüler, wie die Eltern stolz berichten. "Englisch ist mein Lieblingsfach, das fällt mir nicht schwer." Sein nächstes Ziel hat Valon schon vor Augen: Er will einen qualifizierenden Abschluss an der Mittelschule machen und dann die Mittlere Reife anvisieren.

Pläne, die solide und vernünftig klingen, dem 15-Jährigen aber viel abverlangen. Denn Valon leidet an Muskelschwund, eine aggressive Krankheit, die ihn schon vor einiger Zeit in den Rollstuhl gezwungen hat. Noch als Zehnjähriger ist er mit seinen Freunden um die Wette gerannt, spielte Fußball und trainierte in einer Vereinsmannschaft. Dann stellten die Ärzte eine niederschmetternde Diagnose: Muskeldystrophie Duchenne, eine Erkrankung, die dem 15-Jährigen mehr und mehr die Kräfte raubt. Er ist auf einen Rollstuhl angewiesen. Auch seine Lebenserwartung ist stark eingeschränkt.

Trotzdem bemüht sich Valon, ein möglichst normales Leben zu führen. In der Schule wird er als einziger Rollstuhlfahrer von den Mitschülern akzeptiert. Valon fühlt sich wohl in der Klassengemeinschaft. Ein Berufspraktikum hat er im Sommer in einer Schreinerei absolviert. "Die Arbeit hat mir wirklich gefallen", erzählt er und präsentiert stolz einen aufwändig gestalteten Teekasten, den er während des Praktikums angefertigt und sehr individuell gestaltet hat.

Gerade weil seine Kräfte weniger werden, ist Valon auf einen funktionsfähigen Rollstuhl angewiesen. In der barrierefreien Wohnung der Eltern ist er mit seinem Rollstuhl flink unterwegs, doch außerhalb der geschützten vier Wände ist sein Gefährt momentan mehr Hindernis als Hilfe. Sitzschale und Gurt passen nicht mehr optimal, im Rollstuhl fällt der Junge hin und her. Im Sommer stürzte der 15-Jährige sogar aus dem Rollstuhl heraus. Er fiel so unglücklich auf den Boden, dass er sich einen Oberschenkel brach.

Einen neuen Rollstuhl hat die Familie schon bei der Krankenkasse beantragt, doch für die individuelle Anpassung, die für ihn so wichtig ist, muss Valons Familie einen erklecklichen Betrag selbst aufbringen. Seine Eltern können diese Kosten nicht tragen, doch Valon bleibt nicht mehr all zu viel Zeit, sein Leben außerhalb der Wohnung zu genießen. Zu gerne würde der 15-Jährige Ausflüge machen und im Rollstuhl die Welt erkunden. "Einfach mal rauskommen und etwas anderes sehen", wünscht er sich

© SZ vom 23.12.2014 / pes - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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