Sulzemoos:Phoenix Solar stellt Neubau zurück

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Das Vorzeigeunternehmen aus Sulzemoos hat die Krise der Solarbranche hart getroffen. Es musste sich von 60 Prozent seiner Belegschaft trennen, die Pläne für ein neues Firmengebäude sind erst mal vom Tisch.

Petra Neumaier

Die Phoenix Solar AG spart weiter: Wegen des Rückgangs der Nachfrage bei Photovoltaik-Anlagen hat das Unternehmen in den vergangenen Monaten nicht nur Personal abgebaut, sondern stellt nun auch den geplanten Neubau am Firmensitz in Sulzemoos zurück. Wie Pressesprecherin Andrea Wegner der SZ bestätigte, sah sich das Unternehmen gezwungen, das Personal des Unternehmens weltweit um 60 Prozent zu reduzieren. Das nun verschobene neue Haus beim Sulzemooser Schloss hätte alleine 1000 Mitarbeiter beherbergen sollen.

Andreas Hänel, Vorstandsvorsitzender der Phoenix Solar AG, blickt in eine eher trübe Zukunft.  (Foto: DAH)

Seit 1994 entwickelt, plant, baut und betreibt die Phoenix Solar AG Solaranlagen bis in den Multi-Megawatt-Bereich. Außerdem ist sie Fachgroßhändler für Solarstrom-Komplettanlagen, Module, Wechselrichter und weiteren Komponenten von Photovoltaikanlagen. Bis zu dem Einbruch auf dem Markt für Solaranlagen hat das Unternehmen als eines der erfolgreichsten im Landkreis Dachau gegolten.

Erst im Mai 2011 hatte die Aktiengesellschaft, die in insgesamt zwölf Ländern der Welt Standorte hat, einen Architektenwettbewerb für das neue Gebäude auf der gegenüberliegenden Autobahnseite in Sulzemoos ausgelobt. Gewonnen hatte ein Entwurf, der ein Haus mit vier Flügeln vorsah, die nach und nach hätten gebaut werden können. Doch schon Ende vergangenen Jahres hatte sich heraus kristallisiert, dass der stetige Aufwärtstrend des bislang erfolgreichen Unternehmens jäh ins Stocken geraten würde. Der Grund: die unsichere Gesetzeslage zur Einspeisevergütung in Deutschland. Sie hielt und hält immer mehr Kunden ab, eine Solaranlage zu bauen. Um Kosten zu sparen, beschloss die Unternehmensführung nicht nur, das Personal, das größtenteils in Sulzemoos arbeitet, von weltweit 400 Mitarbeitern auf 230 zu reduzieren. 130 Vollzeitstellen entfallen allein in Deutschland.

Einen Grund zur Beunruhigung sieht die Pressesprecherin dennoch nicht. "Wir haben eine lange Zitterpartie hinter uns", gibt sie zu. "Unser Kredit wurde jedoch verlängert, so dass wir bis März 2014 mit den Banken im Rücken wieder durchstarten können." Die verbliebenen Mitarbeiter seien jedenfalls gut beschäftigt. Zwar sei die Nachfrage bei Komponenten und Systemen in Deutschland geringer geworden, international sei die Firma aber gut aufgestellt. Sehr gute Geschäfte mache das Tochterunternehmen sogar in Griechenland. Aber auch in Bulgarien würden derzeit große Anlagen gebaut.

Stark rückläufig sei die Zahl der privaten Auftraggeber, für die bislang Photovoltaik ein interessantes Investment war. Durch geringere Vergütungen verteuern sich die Anlagen. Welche Preise künftig bezahlt werden müssten, hänge nicht nur von den Modulen ab, sondern auch von den Stahlkosten für die Unterkonstruktion, sagt Pressesprecherin Wegner.

Wie geplant wird derzeit die drei Hektar große Photovoltaikanlage für Mitarbeiter auf der rechten Seite der Autobahn (Richtung Stuttgart) in Sulzemoos errichtet. Pünktlich zum vergangenen Samstag ist sie ans Netz gehen, um noch in den Genuss einer bis dahin höheren Netzvergütung zu kommen. Insgesamt wird eine Spitzenleistung von 1,3 Megawatt erwartet, die bis zu 400 Haushalte pro Jahr mit umweltfreundlichem Strom versorgen wird. Der größte Anteil (800 kWp) wurde an die Mitarbeiter ausgegeben, den Rest hat ein privater Investor aus Sulzemoos gekauft. Wegner gibt sich trotz der unsicheren Gesetzeslage zur Vergütung zuversichtlich: "Ich bin überzeugt, dass Solar die Zukunft ist."

© SZ vom 30.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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