Gefahr im Straßenverkehr:Achtung, Wildwechsel

Lesezeit: 2 min

Im Herbst passieren die meisten Unfälle mit Wildtieren. Wer vorausschauend fährt, kann einen Zusammenstoß verhindern. Die Polizei rät Autofahrern, das Tempo zu reduzieren

Von Felix Wendler, Dachau

Frühe Dunkelheit und schlechtes Wetter machen den Herbst für Auto- und Motorradfahrer zu einer gefährlichen Jahreszeit. Gerade Wildunfälle stellen in diesen Monaten ein großes Risiko dar. An bewaldeten Straßenabschnitten und Feldrändern ist die Gefahr besonders hoch, dass Tiere auf der Suche nach Nahrung plötzlich auf die Fahrbahn springen. Für die Autofahrer sind sie in der Dunkelheit erst sehr spät zu sehen.

Doch wie reagiert man am besten, wenn das Wild unvermittelt vor einem auftaucht? Richard Wacht, Verkehrsexperte der Polizei Dachau, empfiehlt Autofahrern, auf keinen Fall auszuweichen. Nur Motorradfahrer sollten vielleicht abwägen, ob sie nicht vielleicht doch einen kleinen Schlenker machen, wenn es sich um Großwild handelt. Der Allgemeine Deutsche Autoclub (ADAC) gibt allerdings zu bedenken, dass selbst ein Zusammenstoß mit Großwild für Motorradfahrer in der Regel glimpflicher ausgeht, als ein durch Ausweichmanöver verursachter Unfall im Gegenverkehr. Gewarnt wird übrigens auch vor Vollbremsungen bei Kleintieren wie Hase oder Igel. Meist haben sie Auffahrunfälle zur Folge. Und die Versicherungen zahlen in diesen Fällen selten.

Langsam fahren

Doch man kann Wildunfälle auch vermeiden: Die Polizei rät, an gefährdeten Stellen einfach langsamer zu fahren. Außerorts sollte man vor allem in Wald-, Wiesen- und Feldgebieten nicht schneller als 70 oder 80 Stundenkilometer fahren, betont Richard Nürnberger von der Verkehrswacht Bayern. Von entscheidender Bedeutung kann auch der Sicherheitsabstand zum vorausfahrenden Auto sein. Wer ein Tier am Straßenrand sieht, sollte "abblenden, kontrolliert abbremsen und hupen", rät Alexander Kreipl vom ADAC Südbayern. "Der größte Fehler ist, dass die Geschwindigkeit nicht reduziert wird." Man dürfe nicht darauf hoffen, dass die Tiere stehen bleiben und warten. "Tiere kennen keine Verkehrsregeln und können auch die Geschwindigkeit von Fahrzeugen nicht einschätzen."

Kommt es trotz allem zu einem Zusammenstoß, sollte man zunächst die Unfallstelle absichern. Für die Versicherung und aus tierschutzrechtlichen Gründen ist es vorgeschrieben, nach einem Wildunfall die Polizei oder den örtlichen Jäger zu informieren. Keinesfalls sollte man das Tier mit bloßen Händen anfassen. Ist es verletzt könnte es aggressiv reagieren, ist es tot, besteht die Gefahr einer Infektion.

Hohes Risiko für Motorradfahrer

Mehr als 1000 Wildunfälle hat die Polizei Dachau im vergangenen Jahr aufgenommen. Die meisten gingen relativ glimpflich aus, aber es kann auch mal anders sein. Vier Personen haben sich in diesem Jahr bei einem derartigen Unfall leicht verletzt. Bedenkt man, dass es heuer schon 830 unglückliche Begegnungen mit Wildtieren und Autos im Landkreis Dachau gegeben hat, muss man keine Panik bekommen, wenn man Hirsche oder Wildschweine am Straßenrand entdeckt. Unfälle mit Motorradfahrern sind so selten, dass sie erst gar nicht in der Polizeistatistik auftauchen, denn die Saison für die Biker ist im November eigentlich vorbei. Nur noch Hartgesottene wagen sich um diese Jahreszeit auf ihre Maschine. Sie sollten jedoch besondere Vorsicht walten lassen, ein Zusammenstoß kann für sie weit schwerere Folgen haben als für Autofahrer.

Ein echtes Schwerpunktgebiet für Wildunfälle gibt es im Landkreis Dachau nach Angaben von Max Lederer vom Jagdschutz- und Jägerverein eigentlich nicht. "Die Gebiete verschieben sich jedes Jahr, zum Beispiel wegen des Erntewechsels." Übrigens sind es nicht die Wildschweine, die meist angefahren werden, sondern eher Rehe, so Lederer.

© SZ vom 17.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: