Straßenkinder in Indien:Entwicklungshilfe aus Hebertshausen

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Otto Kanamüller kümmert sich mit 77 Jahren immer noch persönlich um notleidende Straßen- und Waisenkinder in Indien

Von Petra Schafflik, Hebertshausen

Behinderte, die von ihren Angehörigen einfach an einen Zaun gekettet werden. Mädchen und Jungen, die auf der Straße leben und mit Betteln ihr tägliches Überleben sichern müssen. Kinder, die von ihren mittellosen Eltern mit einem Namensschild um den Hals ausgesetzt werden. Noch immer treibt es Otto Kanamüller die Tränen in die Augen, wenn er solche Szenen von Elend und Armut in Indien schildert, die ihn seit fünfzig Jahren nicht loslassen. Seit er 1974 erstmals als junger Techniker von seiner Firma nach Indien geschickt wurde, weiß er um die Not, die vor allem Behinderte, Kranke und Waisenkinder dort erdulden müssen. Seitdem ist der inzwischen 77-jährige Hebertshausener engagiert, den Ärmsten zu helfen.

Privat hatte er anfangs hier einen Rollstuhl beschafft, dort Operationskosten für eine mittellose Familie übernommen. Um nachhaltiger zu helfen, hat er 2009 im südindischen Perumanam ein eigenes Waisenhaus errichten lassen. Die Einrichtung in der Provinz Tamil-Nadu betreut Kanamüller noch heute persönlich, unterstützt von einem Helferkreis und Förderverein.

Im "Otto Kanamüller's Home for Children" leben 40 Kinder, umsorgt und betreut von Nonnen der Sisters of the Destitute, einem indischen Frauenorden, der sich der sozialen Arbeit für Arme verschrieben hat. Für den Unterhalt des Waisenhauses, die Verpflegung und medizinische Versorgung der Kinder kommt der Verein zur Förderung notleidender Straßen- und Waisenkinder in Indien auf.

Die starke Organisation, die Kanamüller als Vorsitzender leitet, wurde 2012 gegründet um die von ihm geschaffene soziale Einrichtung in Indien langfristig zu sichern. Aktuell tragen 70 Mitglieder mit ihren Beiträgen zur finanziellen Sicherung des Heims bei. Aber auch Firmen und viele Bürger besonders aus Hebertshausen wissen um Kanamüllers Engagement und helfen mit Spenden und tatkräftiger Unterstützung so wie der katholische Frauenbund oder die "Strickdamen", die jedes Jahr am Adventsmarkt handgefertigte Mützen zugunsten von Kanamüllers Indienprojekt verkaufen. Auf diese Weise konnte auch für einige Heimkinder eine Berufsausbildung finanziert, einigen sogar ein Studium ermöglicht werden.

Otto Kanamüller organisiert nicht nur über Spenden Hilfe für arme Kinder in Indien, er kommt auch immer wieder zu Besuch und schaut nach dem Rechten. (Foto: oh)

Trotz der breiten Unterstützung ist Kanamüller nach wie vor stark persönlich engagiert. Jedes Jahr reist er nach Indien, um im Waisenhaus nach dem Rechten zu sehen, um Reparaturen zu veranlassen, um die Ausstattung des Heims weiter aufzustocken. So konnte im vergangenen Winter ein Spielplatz neu angelegt werden. Auch um die neben dem Heim gelegene Schule kümmert er sich. "Schließlich gehen unsere Kinder dorthin zum Unterricht." Also hat er Spendengelder organisiert, auch vom erzbischöflichen Ordinariat München und Freising Finanzmittel locker gemacht, um das undichte Schuldach ordentlich herrichten zu lassen.

Doch immer wieder gibt es neue Aufgaben. Jetzt ist das Dach des Kinderheims beschädigt und muss dringend repariert werden. Weil die Stromversorgung unzuverlässig ist, soll das Heim mit einer Solaranlage ausstatten werden. "Die werden wir auch noch finanzieren", sagt Kanamüller, der aus gesundheitlichen Gründen sein Engagement etwas reduzieren möchte. Um alle Aufgaben zu bewältigen, ist der Verein weiter auf Spenden angewiesen. Wichtig wäre für Otto Kanamüller auch, dass langsam Jüngere in seine Fußstapfen treten, um die enge Betreuung des Kinderheims mit zu übernehmen.

Informationen über das Projekt unter Telefon 08131/12542 und im Internet unter www.indien-waisenkinder.org.

© SZ vom 18.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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