Stellplatzsuche in der Neuen Mitte:Erziehung mit dem Geldbeutel

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SZ-Karte (Foto: gt)

Karlsfeld will dem Kampf um die Parklücken in der Ortsmitte mit Anwohnerzonen und Verkehrsüberwachung beikommen.

Von Gregor Schiegl, Karlsfeld

Karlsfeld richtet im zentralen Ortsbereich um die Neue Mitte eine Bewohnerparkzone ein. Darauf hat sich der Bauausschuss am Mittwoch einstimmig verständigt. In den Wohnstraßen östlich der Münchner Straße zwischen Hochstraße, Gärtnerweg, Seestraße und Schwarzgrabenweg soll knapp die Hälfte der Stellplätze für Anwohner mit Parkausweis reserviert werden. Ausgenommen sind die Krenmoosstraße, die Gartenstraße und die Rathausstraße bis zum Marktplatz; dort werden die Parkplätze vor allem für Kunden der örtlichen Einzelhändler benötigt. Die neue Regelung betrifft mehrere Tausend Bürger und tritt voraussichtlich Anfang kommenden Jahres in Kraft. Flankiert werden soll sie von scharfen Kontrollen.

"Jede Regelung ist nur so gut wie ihre Überwachung", sagte CSU-Fraktionssprecher Bernd Wanka. Er forderte, dass gerade in der Anfangsphase mindestens die Hälfte aller Verstöße mit einem Strafzettel geahndet werden müssten, auch wenn das bei den Betroffenen Unmut auslöse. Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) kündigte an, die Zahl der Stunden für die Parküberwachung im Gemeindegebiet noch einmal zu erhöhen und zwar von 80 auf 120 Stunden. Einen entsprechenden Vorschlag hatte Verkehrsreferent Johann Willibald (CSU) bereits im Oktober im SZ-Interview gemacht und schloss: "Ein bisschen erziehen müssen wir die Leute eben doch - über den Geldbeutel."

Mit der Maßnahme trägt die Gemeinde der wachsenden Parkplatznot in Karlsfeld Rechnung. Die Verkehrsuntersuchung des Münchner Büros Gevas Humberg & Partner hat ergeben, dass an der Gartenstraße die Parkplätze zwischen 19 und 20 Uhr im Schnitt zu 120 Prozent ausgelastet sind. Das heißt: Jeder Sechste parkt sein Fahrzeug an einer Stelle, wo er es schon heute gar nicht dürfte. Inzwischen sind die Geschäfte in der Neuen Mitte in Betrieb, nach und nach werden auch die Wohnblöcke bezogen. In den Wohnstraßen der alten Gartenstadt wird allenthalben kräftig nachverdichtet. Die Konkurrenz zwischen Anwohnern, Kunden, Besuchern und Geschäftsleuten, die ihr Auto in die nächste Lücke am Straßenrand quetschen, wächst.

Mehr Parkplätze schaffen kann die Gemeinde nicht. Deswegen versucht sie über das Parkraummanagement sicherzustellen, dass die bestehenden Stellplätze in der kritischen Zeit werktags zwischen acht Uhr morgens und zehn Uhr abends effizienter genutzt werden. In den drei Bewohnerparkzonen dürfen Autofahrer nur für begrenzte Zeit mit Parkscheibe stehen bleiben, im Gespräch sind zwei Stunden. Unbegrenzt parken darf hier nur, wer über einen Anwohnerparkausweis verfügt.

Den kann man für rund 30 Euro im Jahr bei der Gemeinde beantragen - vorausgesetzt man hat auf dem eigenen Grundstück nicht genügend Stellplätze. Oftmals werden die Garagen in Karlsfeld zur Lagerung von Gartengeräten oder anderen Dingen zweckentfremdet. Bernd Rath (Bündnis für Karlsfeld) kennt sogar einen Fall, bei dem in einer Garage eine Hundezucht betrieben wird. Das verschärft die Parkplatznot. "Wir müssen die Leute wieder dazu bringen, in ihre Garagen zu fahren", sagte Bürgermeister Kolbe. "Wir haben ein Bequemlichkeitsproblem."

Die Mischnutzung von unbefristetem Bewohnerparken und befristetem Parken mit Parkscheibe fand sofort quer durch alle Fraktionen Zustimmung. Eine Einrichtung getrennter Zonen oder gar Einzelregelungen für jeden Stellplatz fanden keine Fürsprecher. "Wir wollen uns nicht tot regeln", sagte SPD-Gemeinderat Franz Trinkl. "Die Menschen sollen es verstehen und akzeptieren." Bernd Wanka (CSU) glaubt trotzdem nicht, dass die Einführung des Bewohnerparkens ganz ohne Schwierigkeiten vonstatten gehen wird. "Es wird für die Karlsfelder Autofahrer eine Herausforderung sein", sagte er. "Das sind sie nicht gewohnt."

Komplizierter wird die Angelegenheit dadurch, dass auch drei Geschäftsstraßen durch das Gebiet rund um die Neue Mitte führen. Aus Sicht der Rathausverwaltung wäre es problematisch, wenn ein Teil der Stellplätze für die Kunden des Einzelhandels nun von Dauerparkern aus den Wohngebieten blockiert würde. Das leuchtete auch den Gemeinderäten ein. Deswegen wurden Gartenstraße, Krenmoosstraße und ein Teil der Rathausstraße aus der Bewohnerparkzone ausgeklammert - wodurch die ursprüngliche Parkzone in drei zerfällt.

Ursprünglich wollte die Gemeinde die neue Regelung vor dem Start des Weihnachtsgeschäfts umsetzen, doch das hält Rathauschef Kolbe für unrealistisch. Er rechnet mit mehr als eintausend Anträgen für Parkausweise, außerdem müssten erst Schilder bestellt werden, erklärt er. Das erfordere einen gewissen Vorlauf. Mittelfristig will die Gemeinde auch am S-Bahnhof eine Bewohnerparkzone einrichten.

© SZ vom 11.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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