Stellplatzsatzung:Angst vor Parkchaos

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Wer Wohnungen baut, muss auch Stellplätze für Autos errichten. Wie viele, möchte Petershausen neu festlegen. Bislang aber kann sich der Gemeinderat nicht einigen. Jetzt soll die Verwaltung denkbare Regelungen durchrechnen

Von Petra Schafflik, Petershausen

Welche Rolle wird das Auto in Zukunft als individuelles Verkehrsmittel noch spielen? Diese Frage steht im Hintergrund einer Diskussion, die der Gemeinderat Petershausen aktuell um die Stellplatzsatzung führt. Diese Regelung schreibt vor, dass bei Neubauprojekten pro Wohnung zwei private Autoparkplätze errichtet werden müssen. Künftig soll aber nach dem Willen des Gemeinderats stärker differenziert werden.

Ziel von Bürgermeister Marcel Fath ist, bei Mehrfamilienhäusern für kleine Wohnungen weniger Parkplätze zu verlangen. Zumindest im Hauptort Petershausen, wo für Bürger der Bahnhof zu Fuß oder per Rad erreichbar ist. Diese Idee wurde in diesem Jahr mehrfach diskutiert, aber im Gemeinderat konnte kein Konsens erzielt werden. Auch Modellrechnungen, wie sie jetzt in einer Sondersitzung präsentiert wurden, räumten die Bedenken der CSU-Fraktion nicht aus. Weniger Stellplätze könnten im Ortskern zu einem Verkehrschaos führen, so die Sorge der Konservativen.

Weichen stellen

Mobilitätskonzepte für die Zukunft werden derzeit in vielen Kommunen diskutiert. In Großstädten verzichten junge Leute vielfach auf ein eigenes Fahrzeug, nutzen lieber den öffentlichen Nahverkehr. Weil auch Petershausen mit S-Bahn und Eilzug gut erreichbar ist, könnten vor allem Bewohner im Zentrum vielleicht in Zukunft ebenfalls weniger aufs Privatauto setzen. Aber die Diskussion im Gemeinderat hat noch einen anderen, konkreten Hintergrund: An der Ziegeleistraße und in der Ortsmitte sind zwei große Bauprojekte mit bis zu hundert Wohnungen geplant. Und an der Rosenstraße entsteht ein neues Viertel für 650 Bewohner. Sollte die Stellplatzsatzung geändert werden, wäre jetzt der Zeitpunkt. So ließen sich die Weichen stellen, finden die Gemeinderäte.

Im September einigte man sich auf einige Vorgaben: So sollen für Mehrfamilienhäuser in Petershausen künftig Besucherstellplätze errichtet werden, um das öffentliche Straßennetz von parkenden Wagen zu entlasten. Auch Behindertenparkplätze und Stellflächen für Fahrräder werden Pflicht. Alle Parkplätze müssen breiter angelegt werden als bisher, um dem Trend zu großen Fahrzeugen Rechnung zu tragen. Nach wie vor umstritten ist, wie viele Parkplätze pro Wohneinheit verlangt werden. Da brachten jetzt auch Modellrechnungen wenig Erkenntnisse. So wären beim Projekt Ortsmitte nach alter Regelung 61 Parkplätze für 29 Wohnungen und ein Ladengeschäft nötig. Bei einer neuen Staffelung nach Wohnungstyp müssten 51, bei einer Abstufung nach Wohnungsgrößen aber 62 Stellplätze gebaut werden.

Ein Parkplatz je Wohnung sei zu wenig

Zugrunde liegen ein, eineinhalb oder zwei Parkplätze für Wohnungen mit zwei, drei oder mehr Zimmern oder bis 50, 75 oder mehr Quadratmeter. Für das Areal Rosenstraße ergibt sich ein ähnliches Resultat: Weniger Parkplätze als bisher würden gefordert, wenn sich die Anzahl der Stellplätze am Wohnungstyp orientiert, egal wie groß diese ist. Ein wenig zielführendes Konzept, weil Wohnungen umgebaut werden können, so dass aus einer Zwei-Zimmer-Wohnung eine Drei-Zimmer-Wohnung wird, sagte Inge Dinauer (parteilos). Josef Gerer (CSU) warnte davor, weniger Parkplätze zu erlauben. Sonst sei das Chaos im Ort programmiert. Schon jetzt sei dort alles zugeparkt, mahnte Lydia Thiel (CSU).

Das Beispiel der in den 1980er Jahren direkt am Bahnhof errichteten Musikersiedlung zeige, dass ein Parkplatz je Wohnung jedenfalls zu wenig ist, so Günter Fuchs (CSU). Für die Orte außerhalb von Petershausen forderte Gerer, mehr Stellplätze als bisher vorzuschreiben. Weil heute vor manchen Einfamilienhäusern bis zu sechs Autos parkten. Anders sehen das SPD und Freie Wähler. Schon jetzt würden in vielen Wohnanlagen in Petershausen Stellplätze weitervermietet, weil die Bewohner keinen Bedarf hätten. "Junge Eltern fahren ihre Kinder mit dem Radl zum Waldkindergarten", sagte Andrea Stang (FW).

Auch nach intensiver Debatte war kein Konsens in Sicht. Strittig bleibt, ob die Zahl der vorgeschriebenen Stellplätze für neue Wohnanlangen sinken, steigen oder gleich bleiben soll. Die Verwaltung soll nun denkbare Vorgaben auf Basis von Wohnungstyp und -größe durchrechnen. Der Gemeinderat erörtert das Thema erneut im Januar.

© SZ vom 19.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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