Stefanie Otterbein:"Wir helfen aus dem Paragrafen-Dschungel"

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Stefanie Otterbein, Geschäftsführerin des VdK-Kreisverbandes Dachau. (Foto: Niels P. Joergensen)

Die Kreisgeschäftsführerin erläutert, warum sich immer mehr Menschen an den Sozialverband VdK wenden

Interview von Petra Schafflik, Dachau

Mehr und mehr Menschen suchen Rat und Unterstützung beim Sozialverband VdK. So ist 2015 die Mitgliederzahl in Bayern auf mehr als 640 000 gestiegen. Die Entwicklung im Landkreis verläuft analog, hier sind inzwischen 5900 Menschen VdK-Mitglied. Stefanie Otterbein, Geschäftsführerin des VdK Kreisverbandes und Sozialjuristin, erklärt im Gespräch mit der SZ, welche Themen die Ratsuchenden beschäftigen und wie der Sozialverband die Menschen im Landkreis unterstützt.

SZ: Die Mitgliederzahlen beim VdK-Kreisverband steigen seit Jahren. Eine erfreuliche Entwicklung?

Stefanie Otterbein: Ein Plus bei den Mitgliederzahlen ist natürlich ein Vertrauensbeweis der belegt, dass sich die Menschen beim Sozialverband VdK gut aufgehoben fühlen. Aber ich betrachte den kontinuierlichen Zuwachs auch mit einem weinenden Auge. Der Ansturm auf unsere Beratung belegt, wie sehr sich Betroffene von der aktuellen Sozialgesetzgebung voller unnötiger Bürokratie und Kosteneinsparungen allein gelassen und hilflos fühlen.

Wie konnte der VdK unterstützen?

Zunächst einmal bieten wir unseren Mitgliedern eine erstklassige Sozialberatung. Wir helfen aus dem Paragrafen-Dschungel. Konkret erhalten Hilfesuchende Beratung und juristische Vertretung im Sozialrecht, das reicht vom Antrags-, Widerspruchs- und Klageverfahren bis zur letzten Instanz. 2015 haben wir im Landkreis über 4800 persönliche Beratungen durchgeführt, 520 Anträge gestellt, 213 Widersprüche erhoben, fast 50 Klagen und Berufungen eingelegt. Mit zwei juristischen Beratern haben wir 779 Verfahren betreut.

Wie zahlt sich das für die Menschen aus?

Insgesamt wurden 527 828,59 Euro an Nachzahlungen für unsere Mitglieder erstritten. Dabei sind laufende Zahlungen wie Rente und Krankengeld oder geldwerte Vorteile wie zum Beispiel die Anerkennung einer Schwerbehinderung nicht beinhaltet.

Welche sozialrechtlichen Fragen sind es, bei denen Bürger sich Unterstützung beim VdK suchen?

Der Schwerpunkt liegt von jeher im Schwerbehinderten- und Rentenrecht. Aber seit einiger Zeit ist auch ein erhöhter Beratungsbedarf erkennbar bei den Pflegeversicherungsleistungen, der Sozialhilfe und dem Arbeitslosengeld II.

Neben der konkreten Rechtsberatung leistet der VdK auch sozialpolitische Lobbyarbeit. Was sind die aktuellen Forderungen?

Unser besonderes Augenmerk lag 2015 auf der Pflege. Hier begrüßen wir ausdrücklich die Bemühungen des Landratsamtes für einen Pflegestützpunkt im Landkreis. Eine Bündelung der Informationen in einer Anlaufstelle für Betroffene halten wir für lange überfällig. Deshalb beteiligt sich der Kreisverband gerne an der Erstellung eines Pflegestützpunkt-Konzeptes.

Welches Thema steht 2016 an?

Mit unserer Kampagne "Weg mit den Barrieren!" machen wir uns für eine barrierefreie Gesellschaft stark. Da braucht es dringend einheitliche Vorgaben mit verbindlichen Fristen, Kontrollen und Sanktionen sowie eine entschiedene Förderung durch den Bund. Für unsere eigene Geschäftsstelle setzen wir Barrierefreiheit konkret um: Weil die bisherigen Räume für beeinträchtigte Menschen schwer zu erreichen sind, werden wir im Sommer in ein neues Büro in der Brucker Straße nahe dem Landratsamt umziehen.

Aber der VdK könnte selbst auch Unterstützung gebrauchen?

Stimmt. Im Kreis gibt es 15 Ortsverbände, aber ausgerechnet im Dachauer Verein mit 1872 Mitgliedern fehlt momentan der Vorstand. Wir sind bemüht, diese Lücke zu schließen. Wer ehrenamtlich mitarbeiten möchte, ist herzlich willkommen.

Die VdK-Kreisgeschäftsstelle ist derzeit noch in der Loestraße 6, Dachau zu erreichen, Telefon 08131 / 87872 oder im Internet unter www.vdk.de/kv-dachau. Nächste Veranstaltung, zu der Mitglieder wie Nichtmitglieder eingeladen sind, ist die traditionelle Faschingsfeier am Samstag, 30. Januar, 14 Uhr im Adolf-Hölzel-Haus (Ernst-Reuter-Platz 1). Nach einem Vortrag zur Patientenverfügung mit dem Dachauer Notar Karl Bock wird das gesellige Faschingstreiben mit dem Auftritt der Schwabhausener Kindergarde eingeleitet. Alle Gäste lädt der VdK zu Kaffee und Krapfen ein.

© SZ vom 27.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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