Start von umstrittenem Projekt:Bauarbeiten für ein Windrad bei Welshofen

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Noch ist eine Klage vor dem Verwaltungsgericht anhängig, aber die Investoren beginnen schon mal das Projekt zu realisieren

Von Horst Kramer, Erdweg

Wer in den vergangenen Tagen von Oberroth Richtung Wiedenzhausen unterwegs war, dem fiel es auf: Im Buchwald ist es laut, Baufahrzeuge erweitern einen der Waldwege im nördlichen Bereich des kleinen Forststücks, zudem sind einige Sägen unermüdlich am Werk. Mehr als zweieinhalb Jahre nach dem Genehmigungsbescheid wird nun doch ein Windrad in dem kleinen Wäldchen bei Welshofen errichtet - obwohl noch eine Klage vor dem Verwaltungsgericht anhängig ist. Die Baustelle liegt knapp 300 Meter von der Staatsstraße 2051 entfernt.

Tatsächlich wird hier dieser Tage ein Projekt realisiert, das fast schon in Vergessenheit geraten war: der Bau einer Windenergieanlage, den eine Erdweger Bürgergesellschaft vor sechs Jahren auf die Schiene gesetzt hat. Ursprünglich sollten dort drei Windturbinen für alternativen Strom sorgen, doch schlussendlich genehmigte das Landratsamt Dachau nur den Bau einer Anlage - eine Bürgerinitiative aus Welshofen namens "Unser Buchwald" hatte die anderen beiden Windräder durch ein Gutachten zu Fall gebracht. Die Studie stellte fest, dass ein dort brütendes geschütztes Wespenbussard-Pärchen durch die großen Windrotoren gefährdet sei.

Die Investoren verzichteten in Folge auch auf den Bau der dritten Anlage, da diese nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden könne - so hieß es damals. Nun die plötzliche Wende. Jürgen Böckler, einer der damaligen Initiatoren der Bürgergesellschaft, erklärt der Süddeutschen Zeitung: "Ursprünglich sollten wir den Strom der drei Anlagen in die Umspannanlage bei Höfa einspeisen." Dazu seien jedoch kostspielige Kabelverlegungen notwendig gewesen, die sich für nur ein Windrad nicht rentiert hätten, sagt Böckler. Inzwischen hätten sich jedoch die Einspeise-Vorgaben verändert, so dass der Strom im nahe gelegenen Oberhandenzhofen ins Netz eingepflegt werden könne, so der Kleinberghofener weiter.

Am Anlagentyp hat sich nichts verändert, die Bürgerwindenergie Erdweg GmbH & Co. KG - deren Geschäftsführer der mittelfränkische Windenergie-Unternehmer Harald Wust ist - errichtet eine Anlage vom Typ "Nordex N117/2400" - wie sie schon vor rund drei Jahren beantragt worden ist. Die Anlage wandelt Windenergie in Strom um, mit einer Nennleistung von rund 2400 Kilowatt. Der Rotordurchmesser beträgt 117 Meter. Lediglich der Turmtyp wurde entsprechend der inzwischen erfolgten technischen Weiterentwicklung angepasst, heißt es aus dem Landratsamt. Höhe und Anlagenleistungen bleiben gleich, nur die Abmessungen des Turmfußes und des Fundaments haben sich geändert.

Doch die Windkraft-Gegner haben sich noch nicht geschlagen gegeben. Schon seit der damaligen Genehmigung im Frühjahr 2016 läuft ein Verfahren, das der "Verein für Landschaftspflege und Artenschutz" gegen das Landratsamt Dachau vor dem Münchner Verwaltungsgericht angestrengt hatte. Das Ganze ging zwischen dem Verwaltungsgericht und dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof hin und her. Zurzeit liegt das Verfahren wieder beim Verwaltungsgericht. "Wir sehen das Ganze gelassen, schließlich wurden wir nicht verklagt", beurteilt Jürgen Böckler die Situation.

Die Landschaftspfleger und Artenschützer wollen vor Gericht erwirken, dass die Genehmigung für die Anlage zurück gezogen oder zumindest der Bau aufgeschoben wird. Das könnte, so die Überlegung, die Windenergie-Unternehmer in Verlegenheit bringen, falls die "Nordex N117/2400" ein Auslaufmodell sein sollte. Viel Aussicht besteht darauf nicht: In den jüngsten Pressemitteilungen und Investor-Nachrichten des börsennotierten Energieunternehmens finden sich darauf jedoch kein Hinweise.

© SZ vom 24.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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