Städtische Bäder:Schwimmen wird teurer

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Stadtwerke erhöhen den Eintrittspreis in ihre Bäder von 2,50 auf 4,50 Euro. Generelle Vergünstigungen für Kleinkinder und Senioren fallen weg. Auch Vereine müssen mehr bezahlen. Kunden mit Energievertrag profitieren

Von Petra Schafflik, Dachau

Der Eintritt in die städtischen Bäder, so hat es der Werkausschuss mit großer Mehrheit beschlossen, steigt zum 1. Januar 2017 deutlich an. Eine reguläre Karte kostet im Dachauer Hallen- wie Freibad dann 4,50 Euro, statt wie bisher 2,50 Euro. Für Kinder, Jugendliche und Menschen mit Handicap oder geringem Einkommen ist das Schwimmvergnügen ermäßigt für 2,25 Euro (bisher ein Euro) zu haben. Wermutstropfen für Eltern: Kleinkinder, die derzeit bis zum Alter von sechs Jahren kostenlos planschen können, müssen künftig zahlen. Wie bisher lässt sich mit Zehner-, Saison-, Familien- und Jahreskarten sparen. Wer Strom oder Gas der Stadtwerke bezieht, erhält mit einer Vorteilskarte 30 Prozent Ermäßigung auf alle Tarife. Bisher betrug dieser Rabatt zehn Prozent. Die Energiekunden sollen stärker profitieren, weil sie die Bäder auch mit finanzieren, sagte der kaufmännische Leiter der Stadtwerke, Robert Haimerl. Das Defizit der Bäder wird vom städtischen Versorgungsunternehmen über Gewinne aus den Sparten Strom und Gas ausgeglichen.

Grüne stimmen gegen die Preiserhöhung

Die Eintrittspreise der Bäder sind seit Langem stabil und zuletzt 2003 erhöht worden. Deshalb hatte FDP-Stadtrat Jürgen Seidl eine Tarifanpassung beantragt, die auch die übrigen Fraktionen durchaus für sinnvoll halten. "Notwendig, richtig und überfällig" nannte Antragsteller Seidl das vorgelegte Gebührenkonzept. Gut findet SPD-Fraktionssprecher Volker C. Koch, dass nun Stadtwerke-Kunden deutlichere Vorteile genießen. Eine Preisanpassung finde "durchaus auch in der Bevölkerung Verständnis", meinte Wolfgang Reichelt (CSU). Das neue Preisniveau der angepassten Tarife tragen mit Ausnahme der Grünen alle Fraktionen mit. Zumal, darauf wies Werkleiter Haimerl hin, die neuen Gebühren im Vergleich mit Bädern im Umkreis durchaus wettbewerbsfähig sind. So kostet der Badbesuch in München 4,70 Euro, in Fürstenfeldbruck 4,80 Euro und in Karlsfeld fünf Euro. Dennoch hätten die Grünen gerne eine moderatere Anpassung gesehen und stimmten dagegen.

Für einen Euro gehen Kinder derzeit durch die Schranke ins Hallenbad. Von Januar an müssen sie 2,25 Euro zahlen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Mehrheit leht Seniorenrabatt ab

Gleichzeitig mit der Preisanhebung kommt eine neue Gebührenstruktur, die schon mit Blick aufs neue Hallenbad erstellt wurde, das derzeit geplant wird. Das neue System sei "in sich logisch", erklärte Stadtwerkeleiter Haimerl. Die Preise werden je nach Kartentyp unterschiedlich ansteigen, besonders massiv klettern die ermäßigten Tarife, einige Vergünstigungen fallen weg. Genau deshalb gab es Diskussionsbedarf im Ausschuss. Umstritten war, ob der Seniorenrabatt, wie vorgeschlagen, nur gelten soll, wenn die älteren Badegäste ein geringes Einkommen nachweisen. "Die Renten werden immer niedriger und viele liegen nur knapp über der Grundsicherung", gab Sylvia Neumeier (SPD) zu bedenken. Auch Jasmin Lang (Grüne) und Ingrid Sedlbauer (ÜB) wollten am generellen Seniorenrabatt festhalten. Die Vergünstigung für Ältere müsse man "nicht übertreiben", nicht nach dem Gießkannenprinzip Geld ausgeben, befand dagegen Gertrud Schmidt-Podolsky (CSU).

Tatsächlich gehe es vielen älteren Bürgern finanziell nicht schlecht, sagt Stadtwerkechef Haimerl. Mit Ermäßigung auf Nachweis würden zielgenau die unterstützt, für die "der reguläre Eintritt nicht leistbar ist". Eine Mehrheit der Mitglieder im Werkausschuss lehnte schließlich einen generellen Seniorenrabatt ab. Widerstand gab es zunächst auch dagegen, dass Eltern künftig für Kleinkinder bezahlen sollen. "Das sind ihre künftigen Kunden", mahnte Neumeier. Weil der Kleinkindbereich im Freibad aufwendig gepflegt wird, hält Sedlbauer dagegen die neue Eintrittsgebühr für Kleinkinder für akzeptabel.

Stammkunden zahlen weniger

Wieder eingeführt wird im Hallenbad auch die vor Jahren abgeschaffte Zeitbegrenzung. Künftig gibt es zwei Tarife: Drei-Stunden- und Tageskarte. Eine vierköpfige Familie zahlte bislang fünf, sechs oder sieben Euro für den ganztägigen Badespaß im Hallen- oder Freibad - je nach Alter der Kinder. Künftig kostet das Vergnügen 13,50 Euro und im Hallenbad heißt es auf die Uhr schauen oder nachzahlen.

Überraschend sogar preiswerter wird der Badbesuch für Stammkunden: Wer mit Vorteilsrabatt eine Jahreskarte kauft, zahlt künftig 98 Euro statt bisher 120 Euro. Viele Bürger können die Vorteile der Kundenkarte aber noch nicht nutzen, denn bisher haben die Stadtwerke nur 2000 Exemplare ausgegeben. Weitere 20 000 Haushalte könnten aber als Strom- oder Gaskunden die Karte sofort beantragen, heißt es von den Stadtwerken.

Neu festgelegt wird auch die Gebühr, die Organisationen und Vereine für die Nutzung der Bäder bezahlen müssen. Bisher gibt es für Schulen, Polizei, Wasserwacht, Schwimm- und Tauchverein unterschiedliche Tarife. Künftig zahlen alle 20 Euro je Bahn und Stunde - und damit in jedem Fall mehr als bisher. Höhere Preise könnten die Ehrenamtlichen überfordern, so warnten einige im Gremium. Deshalb wird die Stadt über die Vereinsförderung die Badgebühren abfedern, kündigte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) an. Vereinsförderung sei definitiv nicht Aufgabe der Stadtwerke.

© SZ vom 24.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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