Städtefreundschaft:Französischer Flirt

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Delegierte des Stadtrats besuchen mit der Knabenkapelle Léognan

Vielleicht entwickelt sich aus der Freundschaft zweier Kapellen ja noch mehr. Die Knabenkapelle Dachau besucht in Begleitung von Vertretern aller Stadtratsfraktionen im Frühling das Städtchen Léognan nahe Bordeaux in Westfrankreich. Zwischen den Musikern der Knabenkapelle und der Band'a Léo besteht der Kontakt schon seit mehr als 26 Jahren, denn die musikalischen Leiter sind Brüder - Eduard und Lully Cerveja, gebürtig beide aus Albanien. Im Herbst 2017 hat sich die Knabenkapelle erstmals auf den Weg nach Frankreich gemacht und wurde dort genauso empfangen wie die Abordnungen aus den Partnerstädten Léognans, die damals zu einem Fest angereist waren. So erinnert sich Tilo Ederer, Vorsitzender des Vereins Knabenkapelle - in der im übrigen auch Mädchen spielen. Die Dachauer hatten einiges an Informationsmaterial mitgebracht und einen kleinen Stand aufgebaut. "Innerhalb von zwei Stunden war alles weg", sagt Ederer.

Schon ein paar Monate darauf trafen sich die beiden Kapellen erneut in Frankreich auf einem Wettbewerb. Die Band'a Léo räumte ordentlich Preise ab. "Die waren so euphorisch, dass sie die Knabenkapelle mit auf die Bühne geholt haben", erzählt Ederer. Und das sei doch nun wirklich nicht selbstverständlich. Die Dachauer luden zum Volksfest ein. Genauso wie die Franzosen nahmen nun auch die Deutschen die Jugendlichen in ihren Häusern auf. Die Bereitschaft, Gästezimmer herzurichten war so groß, dass am Ende einige Familien leer ausgingen. Zum Volksfest reiste auch der Bürgermeister von Léognan an, Laurent Barban. Er nahm neben Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) in der Festkutsche Platz und erwiderte die Einladung.

Offiziell ist man von Seiten der Stadt noch sehr vorsichtig. Aber eine freundschaftliche Annäherung ist in jedem Fall zu beobachten. Dachaus offizielle Partnerstädte sind Fondi in Italien und Klagenfurt in Österreich. Léognan hat Partnerstädte in Spanien, Portugal und Italien und ist, so hat Tilo Ederer beobachtet, sehr an Deutschland interessiert. Für Ederer wäre eine offizielle Verbindung Dachaus nach Frankreich ein Herzenswunsch. Sein Vater hat einst am Josef-Effner-Gymnasium eine deutsch-französische Schulpartnerschaft initiiert, aus der später immerhin drei Ehen hervorgegangen seien, wie er lachend erzählt.

Die Offenheit der Franzosen, ihr großes Interesse, die Lockerheit mit der die Jugendlichen miteinander umgehen, sich Englisch, Französisch, ein wenig Deutsch und vor allem musikalisch verständigen, begeistert den Vereinsvorsitzenden. Die Musiker pflegen mittlerweile individuelle Kontakte, halten sich über soziale Netzwerke auf dem Laufenden und hoffen schon jetzt, im August wieder gemeinsam bayerisch-französisch auf dem Volksfest zu musizieren. Im Jahr der Europawahlen wäre es ein optimistisches Zeichen lebendiger Völkerverständigung.

© SZ vom 23.02.2019 / vgr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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