Stadtwerke Dachau:"Eine Unterhaltspritze"

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Baggerarbeiten im Flussbett: Am Kraftwerk an der Amper wird jetzt schon kräftig gewerkelt. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Teure Sanierungsmaßnahmen bringen den Stadtwerken auch 2017 einen Verlust ein. Trotz des Defizits treibt der kommunale Eigenbetrieb ein Investitionspaket von 14 Millionen Euro voran

Von Petra Schafflik, Dachau

Weil die Instandhaltung der Wasserkraftwerke hohe Kosten verursacht, werden die Stadtwerke Dachau 2017 einen Verlust von 1,2 Millionen Euro einfahren. Bereits fürs laufende Jahr rechnet der kommunale Versorger mit einem Defizit von 1,6 Millionen Euro - ebenfalls wegen teurer Sanierungen. Die roten Zahlen sind nicht Dauertrend sondern eine "Unterhalts-Spitze", wie der kaufmännische Geschäftsführer Robert Haimerl den Stadträten im Werkausschuss erläuterte. "Danach läuft es wieder." Unter anderem wird im kommenden Jahr die Leitwarte im Kraftwerk erneuert, die Wassergewinnung in Dachau ausgebaut, die Buslinie Himmelreich eingerichtet, die Planung fürs neue Hallenbad vorangetrieben. Trotz des Defizits planen die Stadtwerke auch ein Investitionspaket von 14 Millionen Euro, wollen dafür Kredite bis zu 10,4 Millionen Euro aufnehmen.

Das vorgelegte Zahlenwerk birgt keine Überraschungen, dennoch entbrannte im Werkausschuss erneut eine Diskussion um den Hallenbad-Neubau, der insgesamt 18 Millionen Euro kosten soll. Schließlich wurde der Etat 2017 aber mehrheitlich gebilligt, Gegenstimmen kamen von Jürgen Seidl (FDP), Horst Ullmann (Bürger für Dachau) und Claus Weber (FW).

Großprojekt Hallenbad-Neubau

Natürlich kam quer durch die Fraktionen nirgendwo Begeisterung auf bei einem Stadtwerke-Finanzplan, der mit einem Minus abschließt. Vor allem angesichts der anstehenden Investitionen, allen voran dem Großprojekt Hallenbad-Neubau, wachsen die Sorgen im Gremium. "Können wir uns das noch alles leisten?", fragte Peter Strauch (CSU). Tatsächlich lassen sich die geplanten Investitionen nur stemmen, wenn künftig in den Kernsparten der Stadtwerke, dem Strom- und Gasvertrieb, wieder gutes Geld verdient wird. Nur so kann der kommunale Versorger im Querverbund die traditionellen Defizitbringer wie Parkhäuser, Verkehrsbetriebe und Bäder mittragen und dennoch einen Gewinn ausweisen. Wenn alles nach Plan läuft, wird das in den kommenden Jahren wieder der Fall sein, so Stadtwerkechef Robert Haimerl. Denn das Minus im Erfolgsplan sei "kein Dauerzustand", vielmehr den aktuell hohen Instandhaltungskosten geschuldet. Fast zwei Millionen Euro fließen allein in eine neue Turbine im Kraftwerk Dachau, die Verstärkung der Dämme in Mitterndorf zum Hochwasserschutz sowie in die Sanierung der Kanäle.

Darf "nichts schiefgehen"

Sobald dieser Sanierungsbedarf abgearbeitet ist, wird das Ergebnis wieder positiv ausfallen. Auch der technische Werkleiter Gerald Nübel beruhigte, "das geht nicht so weiter, das können wir gut abschätzen". Deshalb halten die Stadtwerke auch am Investitionsprogramm fest. Das sieht für 2017 vor, im Verwaltungsgebäude an der Brunngartenstraße das obere Stockwerk noch auszubauen (550 000 Euro), die Wasserversorgung in Dachau bedarfsgerecht zu erweitern (400 000 Euro), die Kläranlage zu ertüchtigen (750 000 Euro) und die Leittechnik im Wasserkraftwerk zu erneuern (950 000 Euro). Demnächst steht auch die Entscheidung an, ob die Stadtwerke ihre Beteiligung am Offshore-Windpark in Borkum ausbauen, mit einer Million Euro in den zweiten Bauabschnitt dort finanziell einsteigen. Nicht zuletzt läuft das Projekt Hallenbad-Neubau weiter, wofür 2,1 Millionen Euro an Planungskosten 2017 vorgesehen sind. All diese Projekte könnten sich Stadtwerke durchaus leisten, "wenn wir unsere Ertragskraft erhalten", so Haimerl.

Nicht alle Stadträte sehen das so. "Diesen Optimismus kann ich nicht teilen", erklärte Claus Weber (FW), der den Etat ablehnt, "weil so viele Schulden drin stecken." Auch Jürgen Seidl (FDP) legte ein Veto ein, da er den Hallenbad-Neubau "in dieser Größenordnung nicht mittragen will." Die CSU billigte den Etat, auch wenn Peter Strauch hofft, "dass das tatsächliche Ergebnis dann wieder besser aussieht, als der Plan". Auch Peter Gampenrieder (ÜB) mahnte, dass "nichts schiefgehen darf". Dagegen verwies Volker C. Koch (SPD) auf die mit 50 Prozent nach wie vor hohe Eigenkapitalquote der Stadtwerke und betonte: "Dieser Haushalt ist grundsolide." Mit drei Gegenstimmen wurde das Zahlenwerk schließlich gebilligt.

© SZ vom 28.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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