Stadtrat Dachau:Mehr Platz für Radwege

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In der engen Martin-Huber-Straße weichen Radler gerne auf den Gehweg aus. Das Bauamt prüft nun Auswirkungen einer Einbahnregelung. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die CSU-Fraktion will Einbahnregelungen auf Dachauer Straßen, um für Radler mehr Sicherheit auf den Fahrbahnen zu schaffen. Den anderen Fraktionen geht dieser Vorstoß aber zu weit. Jetzt überprüft das Bauamt, inwieweit der kleine Altstadtring in Frage käme

Von Petra Schafflik, Dachau

Um den Verkehrskollaps in der Stadt zu verhindern, sollen mehr Bürger nicht nur auf Busse, sondern auch aufs Fahrrad umsteigen. Doch um die Dachauer dahin zu bringen, braucht es sichere Radwege oder Fahrradspuren auf der Fahrbahn. Das ist auch das Ergebnis eines Radverkehrskonzepts, das die Stadträte im Sommer verabschiedet haben. Bisher fehlt für leistungsfähige und bequeme Radstrecken auf den engen Straßen der Stadt aber oft der Platz. Um diesen Raum zu schaffen, könnte sich die CSU-Fraktion im Stadtkern ein System von Einbahnstraßen vorstellen. Wo der motorisierte Verkehr nur in eine Richtung unterwegs ist, bleibt Raum für Radler in beide Richtungen - so die Idee, die auf Wunsch der CSU in einer 100 000 Euro teuren Machbarkeitsstudie untersucht werden könnte.

"Nehmen wir unseren Mut zusammen für ein großes Konzept", warb Peter Strauch (CSU) im Umwelt- und Verkehrsausschuss. Doch Unterstützung fand er nur bei Bernhard Sturm (Bündnis für Dachau). Den übrigen Fraktionen ging der Vorstoß zu weit, war das Untersuchungsziel zu vage. "Wir haben auch gute Erfahrungen mit einem Praxistest", erinnerte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) an den Umbau der Münchner Straße. Einstimmig wurde dann entschieden, konkrete Straßenzüge zu prüfen. Als erstes den kleinen Stadtring mit Martin-Huber-, Ludwig-Thoma- und innerer Schleißheimer Straße. Wenn eine Fahrspur wegfällt, bleibt mehr Raum für Radler. Was auf den ersten Blick einleuchtend erscheint, lässt sich gar nicht so einfach umsetzen. Das Bauamt hat das exemplarisch für die Martin-Huber-Straße überprüft. Für diese Straße, auf der Autos in beide Richtungen fahren und auf der östlichen Seite auch parken, gibt es seit Jahren die Forderung nach mehr Sicherheit für Radler. Allerdings, das zeigt nun die Untersuchung, reicht die Fahrbahnbreite von 7,50 Metern nicht aus für eine Einbahn-Fahrspur, beidseitige Radstreifen plus Parken. Nur wenn die Autostellplätze wegfallen, geht das Konzept auf.

Doch Peter Strauch will sich von diesem Beispiel nicht abschrecken lassen, sondern findet, eine Studie müsse eben genau "die Gesamtsituation in den Blick nehmen". Die Regulierung einer Straße habe Auswirkungen auf den Anliegerverkehr bis hin zum öffentlichen Nahverkehr. "Deshalb möchten wir ein umfassendes Konzept, nicht die Betrachtung einzelner Straßen." "Positiv überrascht" zeigte sich Bernhard Sturm (Bündnis für Dachau). Es sei "ermutigend, dass auch die CSU an Platz für Radfahrer denkt", findet auch Thomas Kreß (Grüne). Allerdings forderte er, die Untersuchung zu konkretisieren. Verkehrsreferent Volker C. Koch (SPD) hält eine Einbahn-Untersuchung für den gesamten Stadtkern schlicht für "unprüfbar". Koch warnte vor den Auswirkungen auf den Busverkehr. Auch wenn im Dezember 2020 eine Fahrplanumstellung zum Zehn-Minuten-Takt ansteht, "war es noch nie im Gespräch, dass wir eine neue Linienführung planen".

Strauch verteidigte den umfassenden Ansatz, "weil Verkehr ausweicht" und eben genau diese Auswirkungen mit untersucht werden müssten. Doch das Exempel Martin-Huber-Straße zeigt auf, dass Raum für Radler in Konkurrenz zu den Parkplätzen steht. Vor jeglicher Untersuchung müsse deshalb erst einmal ein Votum des Stadtrats stehen, bei Bedarf Stellplätze zugunsten des Radverkehrs zu streichen, forderte Oberbürgermeister Hartmann. "Sonst führt das zu nichts." Und Bauamtsleiter Moritz Reinhold plädierte dafür, den Umfang einer Untersuchung "nicht ins Unendliche zu steigern", sondern sich auf bestimmte Straßenzüge zu beschränken.

Dort würden dann in einer Art Vorprüfung die Aufteilung des Straßenraums, die Auswirkungen auf öffentlichen Nahverkehr und umliegende Anwohnerstraßen vom Stadtbauamt untersucht. Als erstes soll nun, so der einstimmige Beschluss, der "kleine Altstadtring" mit Martin-Huber-, Ludwig-Thoma- und innerer Schleißheimer Straße geprüft werden. Weitere Teststrecken wollen die Fraktionen bis zur Sitzung des Verkehrsausschusses in November einreichen. Auf dieser Liste könnte auch die Altstadt stehen, die in der Diskussion mehrfach genannt wurde. Dort gilt derzeit eine Einbahnregelung für Lastwagen. Allerdings zeigt ein Blick in die Vergangenheit, wie schwierig dort beschränkende Verkehrsregelungen sind. Schon 2003 wurde eine Einbahnregelung getestet - nach Protesten der Geschäftsleute aber wieder eingestellt.

© SZ vom 19.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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