Glaubensgemeinschaft:In Dachau entsteht eine Stadtkirche

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Seit 2019 ist er Pfarrer von St. Jakob: Benjamin Gnan vor der Büste des Heiligen Jakob. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die katholischen Pfarrverbände St. Jakob und Heilig Kreuz/St. Peter werden zu einer gemeinsamen "Stadtkirche Dachau" zusammengelegt. Was der Schritt für die Gläubigen bedeutet.

Von Martin Wollenhaupt, Dachau

Die Pfarrverbände St. Jakob und Heilig Kreuz/St. Peter sollen zusammengelegt werden. Am ersten Advent wird der zweijährige Prozess starten, an dessen Ende eine gemeinsame "Stadtkirche Dachau" stehen soll. Über den Schritt informierte Pfarrer Benjamin Gnan die sechs betroffenen Pfarreien Mariä Himmelfahrt, St. Jakob, St. Maria und St. Nikolaus Mitterndorf, St. Ursula Pellheim, Hl. Kreuz und St. Peter bereits im Sommer über den Pfarrverbandsbrief.

Stadtkirchen gibt es im Erzbistum München und Freising bereits mehrere. Mühldorf, Bad Aibling und Landshut gehören dazu. Die Zusammenlegung bedeutete hier vor allem eine Schaffung gemeinsamer Verwaltungs- und Seelsorgestrukturen. Die Gründe, warum auch Dachau eine Stadtkirche bekommen soll, sind laut Pfarrer Benjamin Gnan vielfältig. "Wir leben ja in der Welt", sagt der Pfarrer. "Wir können nicht so tun, als gäbe es alles um uns herum nicht." In Anbetracht der "Personalentwicklung in der Seelsorge, der Finanzierungsprobleme, der Immobilienfrage, der Säkularisierung", sowie eines Rückgangs aktiver Gemeindemitglieder sehe man im Projekt Stadtkirche "die größte Zukunftsperspektive".

In Zukunft werden Stellen nicht nachbesetzt

Ein Grund dürfte auch der Stellenplan 2030 gewesen sein. Er sieht vor, dass etwa 30 Prozent der pastoralen Stellen im Erzbistum gestrichen werden. Zeitnahe Stellenstreichungen müssten die Mitarbeiter der Dachauer Pfarreien dagegen nicht befürchten, sagt Gnan."In Zukunft, wenn Leute in den Ruhestand gehen oder wechseln", werde allerdings überlegt, welche Stellen noch nachbesetzt werden und welche durch "die größere Einheit abgedeckt" werden könne.

Eine Rolle bei der Entscheidung habe außerdem die Frage gespielt, wie es mit Hl. Kreuz/St. Peter weitergehe. Schon im vergangenen Jahr ist der ehemalige Pfarrer Heinrich Denk wegen Krankheit immer wieder ausgefallen, zum ersten Januar ist er aus seinem Amt ausgeschieden. Seitdem ist Pfarrer Gnan der kommissarische Leiter des Verbandes, hat aber immer betont, dass die "Parallelleitung" zweier Verbände langfristig keine Lösung sein könne. Die Verunsicherung, wie es weitergehen werde, sowie die Sehnsucht nach einer Antwort, seien groß gewesen.

Gemeinsame Feste und Kinder- und Jugendarbeit sind geplant

Nun gibt es sie, die Perspektive. Fest steht schon jetzt: Das Gemeindeleben der Pfarreien soll weiter zusammenwachsen. Gemeinsame Feste sind ebenso geplant wie beispielsweise "gemeinsame Akzente" in der Kinder- und Jugendarbeit. Man gehe "in kleinen Schritten aufeinander zu", sagt Gnan. Der Pfarrer hofft, dass bald ein "Wir-Gefühl" als gemeinsame katholische Kirche in Dachau entstehen wird. "Wir haben es mehr und mehr mit einem Umfeld zu tun, das uns distanziert und abwehrend gegenübersteht", sagt er. "Da glaube ich, ist es wichtig zu spüren: Wir sind noch da. Wir sind eins. Wir sind eine Gemeinschaft." Genauso wichtig ist dem Pfarrer aber die Bewahrung der spezifischen Traditionen in den Pfarreien. "Das Eigenleben der Pfarreien soll so gut es geht erhalten werden", teilt er mit.

Die Details, sie werden erst im Laufe der nächsten zwei Jahre geklärt werden müssen. Gegründet werde die Stadtkirche erst, wenn alles "technisch, buchhalterisch und sekretärisch geklärt" sei. Das seelsorgerliche Zusammenwachsen werde durch die Gründung der Stadtkirche nicht an ein Ende gelangt sein. "Menschen lassen sich ja nicht einfach durch Statuten in ein neues Gefühl schieben", sagt Gnan. "Das wird ein Projekt, das sicher noch viele Jahre dauern wird."

Große Aufbruchbereitschaft

Auch wenn noch Vieles im Unkonkreten liegt, die Resonanz in den Pfarreien, sei "überraschend positiv". Natürlich seien auch Befürchtungen und Ängste im Raum. "Manche Leute fragen sich: Verlieren wir etwas? Ändert sich alles? Verliere ich meine Traditionen?" Aber Gnan höre auch viele Stimmen, die verstünden: "Nüchtern betrachtet" stehe der Schritt nun an. Viele Ehrenamtliche hätten Lust, dem Projekt Leben einzuhauchen. "Ich spüre im Großen und Ganzen eine große Aufbruchsbereitschaft."

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