Stadtjugendkapelle:Große Begeisterung für Blasmusik

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Hochkonzentriert spielen die jungen Musiker auch schwierige Stücke. (Foto: Stadtkapelle)

Die Stadtjugendkapelle Dachau ist stark gewachsen. Dirigent Michael Meyer klagt jedoch über den viel zu kleinen Probenraum

Von Andreas Förster, Dachau

Michael Meyer weiß, dass er eigentlich in einer komfortablen Situation ist: Der Flötist, Musikpädagoge und Dirigent der Stadtkapelle Dachau kann aus einem beinahe unerschöpflichen Pool an Nachwuchsmusikern schöpfen. Die Stadtjugendkapelle gibt es seit 2006, seitdem wechseln regelmäßig Jugendliche ins Erwachsenenorchester. Probleme mit dem Nachwuchs kennt man in der Burgfriedenstraße also nicht. Dafür drückt woanders der Schuh: Im Jahr 2006 mit gerade mal 30 Kindern gestartet, ist die Stadtjugendkapelle auf 76 junge Musiker angewachsen, Tendenz weiter steigend. Wie die alle im Übungsraum Platz finden sollen, lässt sich kaum ermessen. Der Raum wirkt mit den 70 Stühlen für das Erwachsenenorchester schon übervoll. Dazu kommt die aufgestaute Hitze in der umgebauten ehemaligen Spenglerei. Der Probenraum ist gerade mal 2,80 Meter hoch, durch die Fenster und das Oberlicht strahlt die Sonne. "Der Raum ist zu niedrig und zu eng für so ein großes Orchester", klagt Michael Meyer, der 2005 die Stadtkapelle als musikalischer Leiter übernahm und ein Jahr darauf die Stadtjugendkapelle gründete. Bei voller Besetzung sei die Lautstärke kaum noch zu ertragen.

Man stehe deshalb in Kontakt mit dem Oberbürgermeister, sagt Meyer. Der hatte sich am Tag der offenen Tür Ende Juli selbst ein Bild von der schwierigen räumlichen und akustischen Situation gemacht und Hilfe zugesagt. Doch neue Räume kann auch der OB nicht einfach herbeihexen. Auf der anderen Seite ist Meyer mit der Lage am Fuße der Klosterschule ganz zufrieden. Sowohl die Grundschule an der Klosterstraße als auch die Grundschule Dachau-Süd sind sogenannte Kooperationsschulen. Das heißt, bald nach den Schulferien wird ein Team der Stadtkapelle dort mit dem Segen der Schulleitung in die Klassen gehen, alle Instrumente der Bläserklasse vorstellen und erklären, wie so ein Musikunterricht abläuft. Die Resonanz ist immer positiv, sagt Meyer. Die Bläserklasse ist aber auch für andere Grundschulkinder offen.

Alle Interessenten dürfen erst mal drei Wünsche äußern, welches Instrument sie lernen möchten. Daraus stellt Meyer, der überdies als Musiklehrer in einem Augsburger Gymnasium tätig ist, die Besetzung zusammen. "Bislang sind wir immer gut damit gefahren", erklärt er. Die Kinder verpflichten sich, zwei Jahre lang regelmäßig die Bläserklasse zu besuchen. Monatsbeitrag: 70 Euro, darin enthalten ist der Unterricht mit zwei bis drei Mitschülern und einem Diplom-Musiklehrer, die Miete für die Räumlichkeiten und fürs Instrument sowie die Proben mit dem Orchester. "Die Abbruchquote ist niedrig", versichert Meyer, "dafür machen 75 Prozent der Schüler nach der Juniorprüfung weiter." Wer diese erst einmal bestanden hat, darf zweimal bei der Orchesterprobe der Jugendkapelle, reinschnuppern, bevor es in die Ferien geht.

Meyer erzählt begeistert von einem neunjährigen Trompetenschüler, für den bis vor Kurzem Fußball noch das Allerwichtigste war. Nach dem Schnuppern, wo er im Flow der Gemeinschaft auf einmal sogar schwierige Stücke fast wie von selbst meisterte, tauschte der Bub das Mittwochsfußballtraining gegen die regelmäßigen Orchesterproben. Wer im weiteren Verlauf das Bronzene Leistungsabzeichen schafft, wird in das Ensemble der Stadtjugendkapelle aufgenommen und kann sich später auch zum Jugendleiter fortbilden.

Die neunjährige Marie Hempel darf im nächsten Schuljahr in der Stadtjugendkapelle mitspielen. Dann besucht sie die vierte Klasse. Sie übt jeden zweiten Tag 15 bis 20 Minuten mit ihrem Instrument, der Querflöte. Vor einem Auftritt ein bisschen intensiver, verrät ihre Mutter Silvia. Und: "Ans Üben muss ich sie noch öfter erinnern." Marie meint: "Das schönste ist, wenn man nach Noten spielen kann und neue Stücke lernt." Auftritte hatte sie schon am Christkindlmarkt und beim Schulfest.

In der Dachauer Stadtjugendkapelle liegt der Altersdurchschnitt bei zwölf Jahren, weil schon so mancher 16- bis 18-Jähriger im Konzert der Großen mitspielt. Als jüngstes und größtes Jugendblasorchester Ober- und Niederbayerns hat man Ende Juli beim bayerischen Wettbewerb der Jugendkapellen im Münchner Audi Dome einen beachtlichen fünften Platz belegt.

Gerade Auftritte vor Publikum seien wichtig, um die Stimmung und die Qualität hochzuhalten, versichert Dirigent Meyer. Was die Auftritte bei offiziellen Veranstaltungen von Stadt und Landkreis betrifft, wünscht er sich mehr Anerkennung. "Wir werden oft gar nicht erst eingeladen." Er werde aber nichts unversucht lassen, sich mit tollen Orchesterdarbietungen weiter in die Herzen der Menschen zu spielen.

© SZ vom 13.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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