Zukunft MD:Noch einmal von vorn

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Der Dachauer Stadtrat will den Mühlbach durch das MD-Gelände entgegen dem bisherigen Entwurf verlegen. Für Architektin Verena Trojan sind damit ihre Planungen und die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung hinfällig.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Der Planungsentwurf für das MD-Gelände muss geändert werden. An dem Tag, an dem die Stadträte über die Meinungen der Teilnehmer der umfangreichen Bürgerbeteiligung beschließen sollten, trafen sie als erstes eine Entscheidung, die wesentliche Veränderungen nach sich ziehen kann - und das ganz ohne die Bürger zu befragen. In ihrer Sitzung am Dienstagabend im Rathaus beschlossen die Stadträte einstimmig, den Mühlbach zu verlegen. Laut Architektin Verena Trojan bedeutet das: Es muss neu geplant werden und die Bürgerbeteiligung kann wieder von vorn beginnen.

Zugrunde liegt dieser neuen Entscheidung des Stadtrats ein Beschluss aus dem Jahre 2011. In der Bauausschusssitzung vom 17. November 2011 hatten die Mitglieder mehrheitlich für eine andere Führung des Bachs gestimmt, als im Siegerentwurf vorgesehen. In der Sitzungsvorlage für die Stadträte heißt es dazu: "Im Einklang mit den Anregungen aus der Bürgerbeteiligung soll der Beschluss des Bauausschusses vom 17.11.2011 zur Führung des Mühlbachs durch das MD-Gelände in den Bebauungsplanentwurf eingearbeitet werden." Tatsache ist: Nirgendwo in der Ausstellung zur Bürgerbeteiligung war dieser Entwurf zu sehen, auch angesprochen wurde er nicht. Das bestätigt selbst ein Mitarbeiter der Stadt.

Die Stadträte waren zum Teil entsprechend uninformiert, was den alten Beschluss betrifft und mussten sich den Vorgang erneut erklären lassen. Die neue Variante sieht vor, den Mühlbach über die Freisinger Straße zu führen. Das entspricht dem jetzigen Verlauf des Baches. Das erspare Verhandlungen mit der Bahn. Vor allem aber, erklärt Bauamtsleiter Michael Simon erleichtere es die Baumaßnahmen an den Straßen im Kreuzungsbereich der Ollenhauer-, Freisinger und Bahnrandstraße erheblich. Da die Straße unter dem Bach durchführt, liegt der Gewässerspiegel weiter oben. Dadurch könnte er eine ausreichende Fallhöhe erreichen, um etwa ein neues Kraftwerk zu betreiben - das bestehende wird aufgelöst.

Der Entwurf der Architekten sieht vor, den Bach deutlich weiter südlich unter Gleisen und Straße hindurchzuführen. Aus Simons Sicht problematisch, weil an dieser Stelle bereits die Bahnrandstraße über eine Rampe in den Tunnel Richtung Freisinger Straße führt, die in Zukunft unter den Gleisen hindurch führen soll. Der Bach müsste also weiter abgesenkt werden. Durch den neuen Beschluss der Stadträte ändert sich nun jedoch das gesamte Erscheinungsbild des jetzt geplanten Viertels - das bei vielen Bürgern grundsätzlich Zustimmung gefunden hatte. Im geplanten Mühlenforum führen im Trojan-Entwurf breite, terrassierte Stufen an den Bach heran. Mit der geänderten Planung ist aber der Gewässerspiegel höher. "Die Stufen könnte man dann einsparen", heißt es dazu aus dem Stadtbauamt. Anders ausgedrückt: Die breiten Sitz- und Flanierterrassen, die optisch die breite Treppe am Eingang zum Forum aufnehmen, entfallen. Durch die Änderung im Bachverlauf verschiebt sich auch die Bebauung. Der sogenannte Nordkopf - das hohe Gebäude in Nähe des Stadtbahnhofs - müsste laut Verena Trojan um 20 bis 30 Meter zurückversetzt werden. Das dazugehörige Grundstück wäre dadurch, wie sie sagt, "nicht befahrbar". Der Nordkopf ist der Hochpunkt im Entwurf. Er fungiert als Orientierungspunkt und neues Wahrzeichen des Geländes. Vorgeschlagen wurde als Nutzung für das Gebäude in S-Bahnnähe etwa ein Ärztehaus. Auch das Verkehrsproblem sieht Trojan anders als Simon. Würde der Bach oberirdisch geführt, müsste der Fahrbahntunnel unter den Gleisen ein bis zwei Meter tiefer werden. Dadurch verlängerten sich wiederum die Rampen der Straßen.

Über die Höhe des Nordkopfes stimmten die Stadträte anschließend trotzdem ab. Auch wenn das Gebäude verlegt werden muss. Auch hier entbrannte eine Diskussion um den Willen der Bürger. Diese schlagen vor, sich als Maximalhöhe am bestehenden Kraftwerkskubus zu orientieren. Das wären 40 Meter und möglicherweise zehn Geschosse. Einige Politiker drängten jedoch, zu den acht Geschossen aus dem Siegerentwurf zurückzukehren. In dieser Frage wurden sie überstimmt. Unentschieden blieb die Frage nach Gewerbegebiet auf dem MD-Gelände. An diesem Donnerstag, von 18 Uhr an, werden die Ergebnisse der Stadtratssitzung der Öffentlichkeit im Thoma-Haus vorgestellt.

© SZ vom 09.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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