Spielen gegen Vorurteile:Raus aus dem Abseits

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Frauen-Fußball gibt es im Landkreis schon lange: Das Bild zeigt eine Szene aus dem Bezirksliga-Derby der SpVgg Hebertshausen (rote Trikots) gegen den SC Vierkirchen vor zehn Jahren. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen beginnt an diesem Freitag - Spielerinnen bewerten die Entwicklung des Sports im Landkreis überwiegend positiv

Von Dajana Kollig, Dachau

"Seitdem es uns gibt, spielen wir nicht nur gegen Gegner, sondern gegen Vorurteile." Diesen Spruch sagt eine Stimme im Hintergrund im aktuellen Werbespot der Frauen-Nationalelf anlässlich der diesjährigen Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in Frankreich. Das Turnier startet an diesem Freitagabend um 21 Uhr mit der Partie des Gastgebers gegen Südkorea. Das erste Spiel der Deutschen ist am Samstag, 8. Juni, um 15 Uhr gegen China.

Trotz des Erfolgs der deutschen Frauenmannschaft erfährt die WM hierzulande kaum öffentliche Aufmerksamkeit. "Wir spielen für eine Nation, die unsere Namen nicht kennt", auch dieses Zitat stammt aus dem Spot. Carolin Haberstumpf, Spielertrainerin beim TSV Eintracht Karlsfeld, stimmt dem zu. Sie ist seit 1996 in Karlsfeld aktiv und Gründungsmitglied der Frauen-Fußballmannschaft. Dieses Jahr hat das Team um den Aufstieg in die Bezirksliga gespielt. Die Trainerin sieht die Entwicklung des Frauen-Fußballs positiv, es habe sich sehr viel getan, seit sie angefangen habe. "Früher war es eine Rarität, wenn du als Frau auf dem Fußballplatz standest, heute ist das normal." Die Karlsfelder Mannschaft kommt gut an, der Verein engagiert sich auch in der Jugendarbeit. Diese sei für die Zukunft der Mannschaft essenziell, meint Haberstumpf.

Der TSV Bergkirchen, ASV Dachau und SV Günding haben sich vor einigen Jahren zu einer Spielgemeinschaft zusammengeschlossen. Die drei Vereine schicken ein gemeinsames Frauen-Team auf das Feld. Auch in Hebertshausen und Vierkirchen gibt es Damen-Mannschaften. Beim TSV Dachau sind zwei Juniorinnen-Teams aktiv. Diese werden laut Claudia Heinzel, der Schriftführerin des TSV, gut angenommen. "Vielleicht entwickelt sich ja auch aus den Jugend-Mannschaften eine Damen-Mannschaft", sagt sie.

Der Trainer vom SV Günding Rudi Siegl dagegen sieht ein sinkendes Interesse am Frauen-Fußball, das auch Haberstumpf bestätigt. Warum, das können sich beide nicht erklären. In Günding gebe es zwar einen Zulauf, sagt Siegl, allgemein aber gehe die Tendenz nach unten. Vor der Weltmeisterschaft bei den Männern gibt es überall Panini-Bildchen zu kaufen, jedes Grundschulkind kennt die Spieler beim Namen. Beim Frauenfußball ist das anders. Haberstumpf ist davon aber nicht frustriert, im Gegenteil. Sie plädiert dafür, die Sportart nicht permanent an dem männlichen Pendant zu messen. "Ich würde den Frauen-Fußball eher mit anderen Randsportarten vergleichen, Hockey beispielsweise. Oder mit dem Handball, wenn da eine Weltmeisterschaft ist, kennen auch nur die Wenigsten alle Spieler", sagt sie. Außerdem sei die Männerdisziplin in fast jeder Sportart das Maß der Dinge, "das ist leider einfach so".

Die Karlsfelder Trainerin hofft, dass Frauen-Fußball irgendwann genauso angesehen wird wie beispielsweise Frauen-Volleyball, "da müssen sich die Frauen auch nicht rechtfertigen, warum sie diesen Sport machen". Sie ist davon überzeugt, dass die Erfolge der Nationalmannschaft außerdem eine Sogwirkung haben. Selbst, wenn man kein direkter Fan sei, komme man irgendwann auf die Sportart, sobald die deutsche Mannschaft im Viertel- oder Halbfinale spiele, "jeder Sport nimmt bei Erfolg mehr Fahrt auf".

Die Spielerinnen des TSV Eintracht Karlsfeld finden den Werbespot der Frauen-Nationalelf gut. "Wir haben ihn in unseren sozialen Netzwerken gleich miteinander geteilt", sagt Haberstumpf. Genauso wie die Termine der WM-Spiele mit deutscher Beteiligung. Carolin Haberstumpf hat auf jeden Fall die Spieltage der deutschen Mannschaft in ihrem Kalender markiert.

© SZ vom 07.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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