Spendenaktionen:Eine Welle der Hilfsbereitschaft

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Helfen macht glücklich: Initiator der Gruppe Corona Hilfe Dachau, Christian Tannek. (Foto: oh)

Optikermeister Christian Tannek gründet zusammen mit Kirsten Hermes die Corona Hilfe Dachau. Viele Spender und Helfer haben sich gemeldet

Von Andreas Förster, Dachau

Als Christian Tannek Anfang vergangener Woche von einer Corona-Hilfegruppe in Hamburg hörte, war er sofort wie elektrifiziert: "So etwas braucht Dachau auch." Zusammen mit Kirsten Hermes gründete der Dachauer Optikermeister die Facebookgruppe "Corona Hilfe Dachau". Ziel soll sein, die Menschen im Landkreis während der Coronakrise zu unterstützen. In der ersten Woche haben sich mehr als 1 500 Dachauer gemeldet, viele boten sofort ihre Hilfe an. Darunter auch die Sparkasse Dachau und viele Bürger, die momentan freigestellt sind und Zeit zum Helfen haben.

"Momentan sind es weniger die Hilfsbedürftigen, die sich melden, sondern vor allem die Hilfswilligen", berichtet Hermes. Aber das könne ganz schnell umschlagen, wie das Beispiel Italien zeige. Die Botschaft der Initiatoren ist ganz klar: "Bleibt zu Hause. Wir kümmern uns um alles."

Der Lieferservice bringt die Waren von AEZ und anderen lokalen Einzelhändlern, die sich beteiligen wollen, zu den Leuten. Wer mitmachen will, kann sich an die Unterstützerhotline 08131/54603 wenden. Es wurde bereits ein Konto eingerichtet, so dass Kunden nicht nur bar, sondern auch mit EC-Karte oder per Lastschrift bezahlen können. Bestellungen können entweder per E-Mail unter Dachau-corona-hilfe@web.de aufgegeben werden oder unter Telefon 08131/54603 oder 0176-16106860 sowie per Fax 08131/6664840. Egal sei, ob die Hilfesuchenden zur Risikogruppe gehören oder einfach nur aus Sicherheitsgründen das Haus nicht verlassen wollen. Mittlerweile gibt es auch ein Onlineformular zum Bestellen und eines für interessierte Helfer. Am einfachsten findet man diese unter www.dahoam-in-dachau.de.

Speziell für die, die kaum Geld zur Verfügung haben, spendeten viele an die Tafel Dachau. Darunter das Café Zaunkönig, das seinen gesamten Vorrat spendete, oder der Feldgedinger Landwirt Peter Gradl und der Dachauer Gärtner Georg Kiening, die 200 Kilo Kartoffeln und etliche Kilo Karotten, Gurken und Tomaten an die Dachauer Tafel lieferten und das auch weiterhin tun wollen. Das AEZ Dachau startete die Aktion "Kauf ein Teil und spende es der Tafel", das am Samstag sehr gut angenommen wurde, wie der Leiter des AEZ, Markus Auer, versichert. Die Aktion ist unabhängig von der Corona Hilfe Dachau.

Auer hatte der Geschäftsführerin der Candisserie in der Münchner Straße, Isabel Seeber, spontan "Asyl" in den Räumen des AEZ gewährt. Dort kann sie auf einer kleinen Fläche ihre Osterware anbieten - für sie das wichtigste Geschäft neben Weihnachten. Sie sei, genau wie viele andere Geschäftsleute in der Münchner Straße, auch zu Lieferungen bereit. Ein entsprechendes digitales "Schaufenster" mit Anbietern gibt es auch auf der Homepage von Dahoam in Dachau.

In der Facebookgruppe fragen Dachauer zum Beispiel auch nach Hilfe für gestrandete Verwandte im Ausland, selbst dafür finden sich Menschen, die Hilfe anbieten oder zumindest hilfreiche Ratschläge geben können. Ein wichtiger Unterstützer ist auch der Apothekensprecher und Aufsichtsratsvorsitzende der Genossenschaft zur Stärkung der gesundheitlichen Versorgung im Landkreis Dachau, Maximilian Lernbecher. Er sieht sich und die anderen Apotheken in der Region in der Pflicht, ihre Arzneimittellieferungen auszuweiten. "Die Gesundheitsversorgung ist auf jeden Fall gewährleistet. Die Arzneimittellager wurden schon in den vergangenen Monaten von den Großhändlern aufgestockt, auch lokal haben wir alles auf Vorrat", betont er.

Die Dachauer Facebookgruppe reicht bis weit in den Landkreis hinein. "Wir sind offen für alle, die bereit sind, die Menschen in der Region zu unterstützen", betont Optiker Tannek. Der Geschäftsführer des Edeka Karlsfeld, Daniel Schermelleh-Sandeck, bietet schon länger einen Lieferdienst an, muss nun aber personell aufstocken, weil sich die Anfragen häufen. "Ich konnte so einigen Leuten aus der Gastronomie aus der Klemme helfen, die ihren Job verloren hatten", sagt der Kaufmann.

Noch befindet sich die Hilfsinfrastruktur im Aufbau. Ein Video im Innenhof des Landratsamts, das Tannek und Hermes zusammen mit Landrat Stefan Löwl und weiteren Unterstützern gedreht haben, soll Mut machen, sich zu beteiligen, ist auf der Facebookseite von Dahoam in Dachau zu finden.

Auch die Stadt Dachau hat mittlerweile einen Unterstützungsservice für Helfer und Hilfesuchende eingerichtet. Dieser ist montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr sowie samstags von 10 bis 12 Uhr unter 08131/75-4505 und ansonsten per E-Mail unter nachbarschaft@dachau.de erreichbar.

© SZ vom 23.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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