SPD in Karlsfeld:Mit neuem Profil in die Kommunalwahl

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Franz Trinkl ist nun der Fraktionsvorsitzende der Karlsfelder SPD. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Karlsfelder SPD hat sich neu aufgestellt. Franz Trinkl übernimmt von Hiltraud Schmidt-Kroll den Fraktionsvorsitz

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Die Kommunalwahl 2020 wirft schon jetzt ihre Schatten voraus: Die Karlsfelder SPD hat sich neu aufgestellt. Franz Trinkl übernimmt den Fraktionsvorsitz seiner Partei. Einstimmig haben die Genossen ihn dazu auserkoren. Hiltraud Schmidt-Kroll, die insgesamt 16 Jahre lang die Geschicke der Partei im Gemeinderat geleitet hatte, musste sich krankheitsbedingt in die zweite Reihe zurückziehen. "Die Entscheidung ist mir sehr schwer gefallen", sagt sie. "Es ist eine Entscheidung für die Partei. Denn ich habe das Gefühl, dass ich meine Arbeit nicht mehr so leisten kann, wie ich es von mir erwarte." Schließlich gelte es, der CSU im kommenden Kommunalwahlkampf die Führungsrolle wieder abspenstig zu machen. Und die Genossen wissen: "Die Wende wird schwierig."

Trinkl war Schmidt-Krolls Wunschkandidat. "Er ist mit Leidenschaft dabei", sagt sie, deren "Leben die Karlsfelder Kommunalpolitik ist". Schmidt-Kroll bleibt jedoch weiterhin im Gemeinderat und will ihren Nachfolger mit Rat und Tat unterstützen - soweit es geht. "Ohne mich an der Spitze ist es für die Partei leichter, ihr Profil zu schärfen", sagt die 67-Jährige. Doch sie kann sicher sein, dass alles in ihrem Sinne weitergeht. Vor Jahren schon hatte sie den Fokus auf bezahlbare Wohnungen für die nächste Generation gelegt. "Es gab große Kontroversen bei der Einführung eines Mietspiegels. Wir mussten sogar zweimal abstimmen", erinnert sie sich. Auch Trinkl treibt das Thema bezahlbarer Wohnraum für Karlsfelder um: "Ich werde oft angeredet von jungen Familien oder Senioren, die keine Wohnung finden" - sei es, dass sie sich selbständig machen wollen von ihren Eltern oder dass sie herausgeklagt wurden und keine neue Bleibe finden. "Für Normalverdiener sind die Preise hier nicht mehr bezahlbar", bedauert Trinkl. "Das wird ein immer schlimmeres Problem." Es ist höchste Zeit etwas dagegen zu unternehmen, findet der Gemeinderat.

Der erste Schritt dahin ist seiner Ansicht nach, dass die Gemeinde ihre Grundstücke nicht mehr verkaufen dürfe. "Der Boden ist das A und O." Wer genossenschaftliches Wohnen fördern wolle, müsse Grund ankaufen, nicht verkaufen. "In München sieht man, was möglich ist, wenn man die Hand auf den Grundstücken lässt", erklärt er. Doch die CSU sehe das nicht ein. Man habe schon lange Diskussionen darüber gehabt, sagt er. Dabei sei die Rechnung ganz einfach: Wenn die Kinder nach Markt Indersdorf gehen müssten oder sogar noch weiter weg, "ist das der Verkehr von morgen", klagt er.

Auch in Sachen Verkehr hat Trinkl so seine Ideen: Dass der Ort im Verkehr erstickt, ist längst kein Geheimnis mehr, doch die Lösung des Problems ist schwierig. "Ich bin ein eifriger Radler", sagt Trinkl. Mit der Stärkung des Radverkehrs habe Karlsfeld die meisten Möglichkeiten für Entlastung zu sorgen. Wichtig seien vor allem gute Radwege und sichere Stellplätze. Bei Neubauten werde bereits darauf geachtet, aber am Bahnhof oder bei Altbauten könne man noch mehr tun. Und die Schutzstreifen in Garten- und Krenmoosstraße etwa seien zwar besser als nichts, aber viele fühlten sich darauf unsicher.

Außerdem schwebt dem neuen Fraktionsvorsitzenden ein so genanntes Leitbild vor. Man müsse sich gemeinsam mit den Bürgern Gedanken machen, wo Karlsfeld hinwolle und wie die Siedlungsentwicklung gelenkt werden könne. Doch die CSU lehne einen solchen professionell gelenkten Prozess ab, klagt Trinkl. "Es wird immer nur punktuell reagiert", moniert er. Dabei sei es wichtig, sich Gedanken darüber zu machen, ob Karlsfeld eine Schlafstadt werden solle oder eine Gewerbestadt.

In Sachen Kinderbetreuung hat der Neue ebenfalls Verbesserungsvorschläge: Viele beklagten sich, dass die Kitas zu spät öffneten und zu früh schlössen. "Anderswo gibt es doch auch Rund-um-die-Uhr-Kindergärten", sagt Trinkl. Um das passende Personal dafür zu bekommen, müsse man eben Wohnungen für Erzieher anbieten. Für Schichtarbeiter etwa sei eine solche Entwicklung unabdingbar.

Ihren Posten als Sozialreferentin des Gemeinderats hat Schmidt-Kroll ebenfalls abgegeben. Trinkls Tochter Theresa soll ihn bekommen, sofern der Gemeinderat am Donnerstag, 26. Juli, zustimmt.

© SZ vom 25.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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