Seniorenkonzepte im Landkreis:Selbstbestimmt daheim wohnen

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Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen steigt im Landkreis rasant. Immer weniger Angehörige wollen Familienmitglieder zu Hause betreuen. In den stationären Einrichtungen gibt es derzeit genügend Plätze

Von Robert Stocker, Dachau

Dank des medizinischen Fortschritts werden Menschen immer älter. Immer mehr Erkrankungen können auch im hohen Alter behandelt werden. Die Zahl der älteren Menschen, die gepflegt werden müssen, steigt deshalb. Dem Bayerischen Landesamt für Statistik zufolge waren im Jahr 2011 im Landkreis Dachau 3220 Personen pflegebedürftig. Bis Ende 2015 stieg ihre Zahl um 13,2 Prozent auf 3644. Was die Zahl der Pflegeplätze in stationären Einrichtungen angeht, sieht sich der Landkreis aber gut gerüstet. "Statistisch gesehen haben wir derzeit keinen weiteren Bedarf", sagt Stefan Hildebrand vom Sachgebiet Sozialwesen am Landratsamt.

Im Landkreis gibt es derzeit 13 stationäre Pflegeeinrichtungen, eine weitere für psychisch kranke Menschen in Wollomoos (Gemeinde Altomünster). Die Einrichtungen bieten etwa 1600 Plätze an. Laut Hildebrand stieg der Bedarf in den vergangenen Jahren um 20 Prozent. Er konnte aber durch neue Einrichtungen abgedeckt werden. "Im stationären Bereich haben Investoren gebaut, obwohl nicht unbedingt ein Bedarf da war", sagt Hildebrand. "Wenn wir zu wenig Plätze hätten, würde der Landkreis den Bau von Pflegeheimen durch Subventionen fördern." Rein statistisch gesehen gebe es derzeit keinen zusätzlichen Bedarf. Der Landkreis analysiere ständig die Situation. Das seniorenpolitische Gesamtkonzept werde laufend fortgeschrieben. Mit Christa Kurzlechner gibt es seit zwei Jahren eine Mitarbeiterin am Landratsamt, die für Demografie zuständig ist. "Wir dürfen die Entwicklung nicht abwarten, sonst werden wir von ihr überrollt", betont Hildebrand.

Die Pflegebereitschaft der Angehörigen sinkt

Laut Statistischem Landesamt werden 65,6 Prozent der Pflegebedürftigen im Landkreis Dachau überwiegend noch zu Hause gepflegt, etwa zwei Drittel von den eigenen Angehörigen. Doch die Bereitschaft dazu geht deutlich zurück. VdK-Kreisgeschäftsführerin Stefanie Otterbein macht dafür die mangelnde finanzielle Unterstützung verantwortlich. Die Leistungen der Pflegeversicherung seien zu gering. Hinzu kommt, dass Angehörige Pflege und Beruf nur schwer miteinander vereinbaren können. Das soll sich durch die Pflegereform von 2017 an ändern. Wie die Krankenkasse IKK classic mitteilt, zahlt die Pflegeversicherung künftig Rentenbeiträge für alle Personen, die einen Bedürftigen mit Pflegegrad zwei bis fünf mindestens zehn Stunden wöchentlich, verteilt auf mindestens zwei Tage, zu Hause pflegen. Zudem zahlt die Pflegeversicherung die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung für Personen, die aus dem Beruf aussteigen, um Angehörige zu pflegen. Damit haben Pflegende Anspruch auf Arbeitslosengeld, wenn ihnen nach dem Ende der Pflege keine nahtlose Rückkehr ins Berufsleben gelingt.

Informationstag in Schwabhausen

Die meisten Menschen wünschen sich, in gewohnter Umgebung und vertrauter Nachbarschaft alt zu werden. Sie wollen selbstbestimmt in ihren eigenen vier Wänden leben und Unterstützungsangebote bis ins hohe Alter nutzen. Für Senioren, die keine Pflege brauchen, aber bei der Organisation ihres Alltags auf Hilfe angewiesen sind, gibt es mittlerweile viele Alternativen zum Altenheim. Dazu gehören das betreute Wohnen zu Hause, die von Bürgern organisierte Nachbarschaftshilfe, Mehrgenerationenhäuser oder Seniorenhausgemeinschaften und Seniorengenossenschaften. Bei dieser Wohnform helfen sich ältere Menschen untereinander nach dem Hilfe-zur-Selbsthilfe-Prinzip. Diese Projekte werden vom bayerischen Sozialministerium gefördert. Wie sich Wohnen im Alter zu Hause organisieren lässt, damit befasst sich auch die Aktionswoche "Zu Hause daheim". Die Initiative der bayerischen Staatsregierung stellt sich an diesem Freitag, 5. Mai, um 15 Uhr im Evangelischen Gemeindezentrum in Schwabhausen vor. Ein weiterer Informationstag der Initiative findet am Freitag, 12. Mai, um 14 Uhr im Bürgertreff Dachau-Ost statt. Geboten werden kostenlose Vorträge über barrierefreies Wohnen, Sturzprävention und Sicherheit für Senioren. Dazu gibt es den Erlebnisparcours "Wie fühlt sich Altern an?".

© SZ vom 03.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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