Sozialausschuss:Dachau investiert mehr in Ganztagsklassen

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Die Defizite bei den Betreuungskosten steigen. Viele Stadträte wünschen sich eine aktivere Rolle des Freistaats

Von Petra Schafflik, Dachau

Auch Kinder, die dem Grundschulalter entwachsen sind, können nicht jeden Nachmittag auf sich gestellt bleiben und brauchen Betreuung. Da Horte aber nur Mädchen und Buben bis zur vierten Klasse aufnehmen, gibt es an beiden Mittelschulen der Stadt offene Ganztagsklassen, abgekürzt OGS. Anders als in einer gebundenen Ganztagsklasse, wo der Unterricht rhythmisiert über den ganzen Tag verteilt wird und alle Schüler daran verpflichtend teilnehmen, eröffnet die OGS ein flexibles Angebot für den Nachmittag. Dabei stehen Freizeitaktivitäten und Hausaufgabenbetreuung den Schülern aller Jahrgangsstufen offen. Die OGS wird über freie Träger organisiert, neben einem staatlichen Zuschuss müssen die Kommunen die Kosten übernehmen. In Dachau wird das Angebot in Dachau-Süd in zwei Gruppen vom Verein Kinderschutz koordiniert, in Dachau-Ost gibt es eine Gruppe, die von der Arbeiterwohlfahrt (Awo) betreut wird. Bei beiden Trägern steigen die Kosten: Einen Defizitausgleich von 17 300 Euro für das laufende und 19 000 Euro für das kommenden Schuljahr hat der Verein Kinderschutz beantragt. Die Awo benötigt zur Deckung ihrer Ausgaben heuer 20 000 Euro, von 2017 an 21 200 Euro.

Schulreferentin Katja Graßl (CSU) fragte angesichts steigender Ausgaben der Stadt, ob nicht verstärkt Lehrer im offenen Ganztag eingesetzt werden könnten. Lehrkräfte werden vom Freistaat bezahlt. Geht leider nicht, erklärte Renate Polansky, Rektorin der Mittelschule-Ost. Lehrer seien in die gebundenen Ganztagsklassen involviert, wie sie die Mittelschule-Ost auch anbietet. Die OGS dagegen ist für Schüler konzipiert, die den regulären Halbtagsunterricht besuchen und danach Betreuung benötigen. Die wird dann von freien Trägern organisiert und von externen Sozialpädagogen geleistet. "Lehrer haben wir für diese Aufgabe überhaupt nicht", betonte die Rektorin. Einstimmig beschlossen die Stadträte, beide OGS-Angebote weiter im erforderlichen Umfang zu finanzieren.

Angeregt wurde, die Trägerschaft eventuell neu auszuschreiben. Christa Keimerl regte an, "mehr Druck auf die Regierung zu machen, dass mehr gebundene Ganztagsklassen angeboten werden." Wenn immer mehr Kinder nachmittags eine Betreuung benötigten, müsse der Freistaat dafür sorgen, "der für Bildung zuständig ist". Ein Hinweis, der bei Schulleiterin Renate Polansky offene Türen einrennt. "Persönlich wäre ich für eine komplette Ganztagsschule." Leider fehle es dafür offenbar "an Geld und Lehrern".

© SZ vom 10.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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