Sieben Sänger in der Basilika:Wunderschöner Ohrenschmaus

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Nicht schon wieder dieses schreckliche "Last Christmas" - außer wenn es die "Kneitingales" singen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die junge A-Cappella-Formation "Kneitingales" am Petersberg

Von Magdalena Hinterbrandner, Erdweg

Sieben Sänger treten in den Altarraum der Basilika am Petersberg und strahlen ihr Publikum an. Die Kneitingales, so nennt sich diese A-cappella-Formation aus acht ehemaligen Studenten der Universität Regensburg. Damals im großen Prüfungs- und Examensstress haben die Studenten ihre eigene Gruppe gegründet, um dem Ernst der Universität zu trotzen und aus Spaß und Freude am Musizieren. A Cappella - also rein vokal covern die Sänger Songs aus Pop, Volksmusik, Soul und Gospel. Mittlerweile haben fast alle Kneitingales ihr Studium abgeschlossen und sind über ganz Bayern verteilt. Die zweiwöchentlichen Proben versuchen sie natürlich trotzdem einzuhalten. Nicht zuletzt deshalb hat der Klang der Gruppe eine so unheimlich hohe Qualität. An diesem Tag stehen die sonst acht Sänger, bestehend aus vier Männerstimmen und einem Frauenquartett, nur zu siebt auf der Bühne. Die zweite Bassstimme musste krankheitsbedingt zu Hause bleiben.

"Sie werden sich denken: Ein Weihnachtskonzert im März, wie geht denn das? Aber meine Damen und Herren, es ist zwar warm, aber trotzdem erst Januar," begrüßt Christian Mitzkus, der erste Bass der Gruppe, das Publikum. "Sagen wir einfach, wenn hier drinnen draußen wäre, dann hätten wir ein super Winterwetter. Also passt Weihnachtskonzert doch ganz gut", scherzt er weiter. Die Zuhörer schmunzeln, Christian Mitzkus und die Kneitingales haben durch ihre sympathische Art eine lockere Stimmung entstehen lassen. Keine vorbereiteten Texte zwischen den Stücken, sondern ein charmantes Plaudern aus dem Nähkästchen führt die nächsten eineinhalb Stunden durch das Programm.

Sicherlich gibt es ein Standartrepertoire an Stücken, das man sofort dem A-Cappella-Genre zuordnen würde. "Halleluja" von Leonard Cohen zum Beispiel ist so ein Song, der durch das Cover der international berühmten Gruppe Pentatonix zu einem beliebten A-cappella-Song wurde. Oder aber "Some say Love" von der amerikanischen Country- und Popsängerin LeAnn Rimes. Stücke, die jeder irgendwie im Ohr hat und bei einem A-cappella-Konzert, noch dazu in so besinnlicher und ruhiger Atmosphäre, nicht fehlen dürfen. Natürlich enttäuschen die Kneitingales das Publikum nicht. Gleich mit dem zweiten Stück "Halleluja" setzen sie ihren Besuchern einen Ohrwurm in den Kopf. Zugegeben - das Lied wird mittlerweile auf allen nur möglichen Anlässen gespielt, beziehungsweise gesungen. Ob Hochzeit, Taufe, Beerdigung, Straßenmusik, Adventskonzerte: Mit "Halleluja" kann mittlerweile jeder Konzertbesucher rechnen. Vielleicht gibt es deshalb anfangs leise Seufzer mancher Besucher, die sich nicht schon wieder die x-te Version des Songs anhören will. Doch die Interpretation der Kneitingales hat man so noch nicht gehört.

Die Musiker haben verstanden, einen mittlerweile fast totgelaufenen Song wieder aufzupeppen und ihm einen neuen Klang zu geben. Mit pfiffigen Einwürfen, Stimmwechseln in der Melodie und einer außerordentlich präzisen und ausgearbeiteten Dynamik machte die Gruppe sogar das "Halleluja" zu einem neuen Hörerlebnis. Und nicht nur diesen Song. Standardweihnachtsklassiker wie "Last Christmas", "That's Christmas to me" oder "Driving home for Christmas" bekommen durch die Interpretationen der Kneitingales eine neue Chance, sich in die Herzen des Zuhörers zu schleichen, dem ein weiteres Standard-Cover von "Last Christmas" möglicherweise den letzten Nerv gekostet hätte.

Selbst wenn Pop und moderne Weihnachtssongs nicht jedermanns Geschmack sind - zumal im Januar - so wird auch das Publikum, das eine etwas traditionellere Musik erwartet hatte, nicht enttäuscht. "Venite Adoremus" und Lieder im Stile John Dowlands, einem Komponisten aus dem elisabethanischen Zeitalter, von dem vor allem die englischen Ayres bekannt sind, fehlen nicht im Programm. Und selbstverständlich fehlen auch Soul und Gospel nicht, bei dem die Kneitingales vollends beweisen, dass ihre Stimmen perfekt harmonieren und einen weichen und wunderschön stimmigen Klang entstehen lassen. Gerade in der Dynamik ist die Gruppe so perfekt aufeinander abgestimmt, dass alle Sänger absolut harmonisch ihre Töne in exakt derselben Lautstärke singen. Nach dem letzten Stück erhebt sich das Publikum begeistert klatschend von den Plätzen und zeigt den "Kneitingales" die gebührende Hochachtung für diesen wunderschönen Ohrenschmaus und das einmalige Klangerlebnis.

© SZ vom 09.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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