Schwabhausen:Mit der Kirche im Dialog

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Arnbacher Gespräche über den Wunsch nach Deutungshilfe

"Reform und Reformation - wo wir Veränderungen brauchen?" - dieses Thema haben die mehr als 40 Teilnehmer der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) auf dem ersten Arnbacher Gesprächsabend diskutiert. Vor dem Hintergrund von Ökumene und als Einstimmung auf das 500. Jubiläum der Reformation im kommenden Jahr führte Florian Schuppe, Pastoralreferent vom Erzbischöflichen Ordinariat in München, ins Thema ein.

Vor einigen Tagen erst war er im Vorbereitungsteam für den ökumenischen Gedenkgottesdienst für die Opfer des Zugunglücks von Bad Aibling tätig. Das Team bestand aus Vertretern der Rettungsdienste, der Polizei, der Stadt, der Staatsregierung und der Religionsgemeinschaften. Dabei war immer für alle Beteiligten klar, die inhaltliche und religiöse Gestaltung ist Aufgabe der Kirchen. Die Beteiligten wussten, die Kirchen werden den richtigen Ton und die passenden Worte finden.

Auch erzählte Schuppe von einer Studentin der katholischen Theologie, die nicht wusste, was das Sakrament der Firmung bedeutet und danach fragte. Einer jungen Frau, aufgewachsen in den neuen Bundesländern, erläuterte er die Bedeutung von Ostern. Schließlich erzählte Schuppe von einem Café in der Innenstadt, wo eine freikirchliche Gemeinde regelmäßig ihren Gottesdienst feiert und deren Mitglieder dort freimütig ihre religiöse Überzeugung bekunden. Seine Beispiele zeigten, wie sehr unsere Welt säkular und plural geworden sei. Laut Schuppe sind die Lebensentwürfe der Menschen individuell geworden, es gibt verschiedene Zugänge zur Religion, die kirchlichen Erscheinungsformen sind vielfältig, die Grenzen von religiösen und mystischen Erfahrungen der Menschen verwischen sich oft. Dabei hätten die Menschen das Bedürfnis nach Beheimatung, nach Entlastung der Psyche und bräuchten bei existenziellen Ereignissen eine Deutungshilfe für ihr Leben.

Für die christlichen Kirchen ergibt sich laut Referent die Forderung, den Dialog noch mehr zu pflegen. Zum Wunsch nach gelebter Ökumene gehöre die Bereitschaft aufeinander zuzugehen. Hilfreich sei die Fähigkeit, Unterschiede in den Konfessionen in gegenseitiger Wertschätzung wahrzunehmen und gegebenenfalls auszuhalten. Im zweiten Teil beschrieb Schuppe die Situation der Kirche am Ende des 15. Jahrhunderts, am Anfang der Reformation. Für den Pastoralreferenten eine Umbruchszeit mit vielen Unsicherheiten in der Wissenschaft, in der Politik, im Weltbild. Die Entdeckung Amerikas veranschauliche die Änderungen in dieser Epoche. Luther gab hier mit seinen Thesen an der Wittenberger Schlosskirche eine Deutungshilfe fürs Leben. Er konzentrierte den Blick auf die Kernbotschaft der Kirche, auf die Kreuzigung Jesu und dessen Auferstehung. Luther sagte in der damals sehr unruhigen Zeit, das Heil sei ein Geschenk Gottes.

Schuppe sieht zwischen der Zeit Luthers und den heutigen Unsicherheiten viele Parallelen. Auch heute sei es entscheidend, die Kernbotschaft der Kirche den Menschen zu vermitteln. Die Dialogfähigkeit der Kirchen ist dabei grundlegend für die Wahrnehmung. Weniger Vorschriften und dafür mehr Nächstenliebe, postulierte einer der Teilnehmer.

Beim nächsten Arnbacher Gesprächsabend wird der praktische Vollzug von Ökumene im Kreis Dachau mit dem evangelischen Gemeindepfarrer Thomas Körner aus Dachau erörtert. Der Gesprächsabend findet am Mittwoch, 2. März, 19.30 Uhr, im Pfarrhof Arnbach statt.

© SZ vom 19.02.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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