Schwabhausen:Ein Rücktritt erschüttert den Ort

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Der TSV-Vorsitzende wirft nach Streit mit der Gemeinde das Handtuch: Der Bürgermeister bedauert, aber Helmut Pfeil will sich nicht länger "als Bettler" behandeln lassen.

Von Renate Zauscher, Schwabhausen

Der TSV Schwabhausen ist der größte Verein in der Gemeinde, sportlich erfolgreich und eine Säule in der Jugendarbeit - jetzt aber ist sein Vorsitzender Helmut Pfeil, dem diese Erfolge zum Großteil zu verdanken sind, nach 26 Jahren zurückgetreten. Der Grund: Ein schon lange währender Streit mit den Gemeindepolitikern. Seinen Rücktritt hatte Pfeil schon auf der Mitgliederversammlung des Sportvereins bekannt gegeben. Danach schwieg er. Jetzt aber erklärte er der Süddeutschen Zeitung, was ihn zu diesem folgenreichen Schritt getrieben hat. "Ich kam mir eher als Bettler und Bittsteller, nicht wie ein respektierter Vereinsvertreter vor", sagt er. Bürgermeister Josef Baumgartner (FW) wies Pfeils Vorwürfe zurück - aber das Verhältnis ist offenbar irreparabel beschädigt.

Pfeils Gesundheit litt unter der Behandlung durch die Schwabhausener Kommunalpolitik, wie er der SZ sagte. Seine gesundheitlichen Probleme seien durch die Art und Weise entstanden, "wie mit mir und unserem TSV umgegangen wurde". Aus diesem Grund legt Pfeil auch sein Amt als Gemeinderat der UBV nieder. Die Unabhängige Bürgervereinigung, die vor 20 Jahren gegründet wurde, hat fünf Sitze im Gemeinderat. Helmut Pfeil war bereits einmal Gemeinderat und kandidierte nach einer Pause bei den Wahlen 2014 wieder - mit großem Erfolg. Der Gemeinderat wird auf einer seiner beiden nächsten Sitzungen über Pfeils Rücktritt beraten. Er muss dem Antrag zustimmen. Pfeils Nachfolger wäre der UBV-Vorsitzende Fritz Büchler, Nachrücker auf der Liste.

Pfeils Rücktrittserklärung im TSV wurde von den Mitgliedern und Vereinsfunktionären aber auch im Bayerischen Landessportverband fassungslos und mit großem Bedauern aufgenommen. Sein Stellvertreter Markus Böhm spricht von einer Entwicklung, die sich "über einen längeren Zeitraum abgezeichnet hat". "Eins hat zum anderen geführt", sagt Pfeil. "Unterm Strich aber ist es so: Meine Arbeit wurde nicht anerkannt." Seine langjährige Erfahrung im Vereinswesen und als Vorsitzender des mit 1600 Mitgliedern, davon 630 Kindern, größten Vereins in der Gemeinde, sei "in keiner Weise mehr gewürdigt worden". Aus seiner Verärgerung machte Helmut Pfeil schon früher keinen Hehl: Vor einiger Zeit verließ er demonstrativ eine Sitzung des Finanzausschusses. Er begründet dies damals mit den "unsäglichen Diskussionen", die er sich habe anhören müssen. Auch ein anschließendes "Klärungsgespräch" zwischen dem Gemeinderat und der gesamten Vereinsführung, das im September stattfand, konnte die Differenzen nicht ausräumen.

Im Grundsatz ging es in dem anhaltenden Streit um Zuschussfragen und um die Richtlinien, nach denen die Gemeinde künftig die örtlichen Vereine finanziell unterstützen will. Pfeil steht auf dem Standpunkt, dass der TSV als weitaus größter Verein eine Sonderstellung einnehmen müsse und die Vereinsförderung nach einem vom Bayerischen Landessportverband ausgearbeiteten Punktesystem erfolgen solle. Konkrete Streitpunkte waren ein Transportzuschuss für den TSV oder die Zuschüsse für Übungsleiter. Aber auch die Forderung der Gemeinde nach detaillierten Verwendungsnachweisen für, so Pfeil, "alles und jedes" haben den früheren TSV-Vorsitzenden verärgert. Die sich oft über Jahrzehnte erstreckende Ehrenamtsarbeit der Funktionäre sei die Grundlage für "Kontinuität und Stabilität" im Verein. Pfeil aber befürchtet: "Die Bürokratie tötet die ehrenamtliche Arbeit."

Der TSV ist das Aushängeschild der Gemeinde in ganz Deutschland. Zum Beispiel die sportlichen Erfolge der Tischtennisabteilung: Deren Mannschaften spielen teilweise in der Bundesliga und haben immerhin zwei Nationalspielerinnen hervorgebracht. "Sportliche Erfolge und positive Resonanz aber interessieren offenbar nicht mehr", sagt Pfeil heute resigniert. Den Anstoß zu seinem Rücktritt gaben schließlich Äußerungen, so Pfeil, wonach die Verschlechterung des Verhältnisses zwischen Gemeinde und TSV an seiner Person und an seinen Forderungen nach einem Hallenneubau läge. "Deshalb mache ich den Weg frei", sagt Pfeil. Und es geht auch nicht mehr: Entsprechend dem Ratschlag seiner Ärzte werde er sich zurückhalten und nur noch sein Amt als Tischtennis-Abteilungsleiter behalten.

Bedauernd äußert sich aber auch der Schwabhausener Bürgermeister Josef Baumgartner: "Die Probleme, die Herr Pfeil sieht, haben wir so nicht gesehen", sagt Baumgartner; ohnehin sei es bei den finanziellen Fragen "nur um relativ kleine Beträge gegangen". In der Mitgliederversammlung hatte Baumgartner die Vorwürfe von Helmut Pfeil mit Nachdruck zurückgewiesen: Schwabhausen sei "keine Krösus-Gemeinde" und müsse sich die Vergabe von Geldern "sehr genau einteilen", erklärte er.

© SZ vom 29.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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