Schwabhausen:Ein Mensch, mit dem man Spaß haben kann

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Nur beim Tischkicker konnte Bürgermeister Josef Baumgartner glänzen. An der Playstation allerdings waren die Kinder um einiges besser. (Foto: Toni Heigl)

Auf der Jungbürgerversammlung finden die Kinder aus Schwabhausen bald heraus, dass Bürgermeister Josef Baumgartner leicht zu besiegen ist

Von Fam Marie Schaper, Schwabhausen

Dass Kinder im Umgang mit der Playstation meist geschickter sind als Erwachsene, musste der Schwabhausener Bürgermeister Josef Baumgartner (Freie Wähler) vor Kurzem schmerzlich feststellen. Die Gemeinde hatte zu einer Jungbürgerversammlung mit dem Bürgermeister im Jugendzentrum Schwabhausen eingeladen, zu der ungefähr 25 Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren erschienen. Baumgartner erhielt die Möglichkeit, seine Fähigkeiten beim Fifa-Spiel, einem virtuellen Fußballspiel für die Playstation, unter Beweis zu stellen. Aber rasch wurde ihm klar, dass ihm die Kinder mit ihren Tricks weit überlegen sind.

Beim Tischtennis machte der Bürgermeister jedoch eine weitaus bessere Figur. Allerdings blieben die Kinder auch in dieser Begegnung Herr der Lage. Nur beim Tischkicker konnte Baumgartner glänzen. Dass es die Kinder freute, den Bürgermeister in ihren Lieblingsspielen zu besiegen, war ihnen deutlich anzumerken. Schon nach einigen Minuten hatte sich der Bürgermeister zum beliebtesten Gegner für jedes Spiel gemausert. Schon zum dritten Mal fand das Treffen statt und wurde von Agnes Kokai, Angestellte der Gemeinde Schwabhausen, organisiert. "Die Kinder freuen sich jedes Jahr darauf", sagte sie. Tatkräftige Unterstützung bei der Organisation erhielt sie von den Jugendreferenten des Gemeinderats, Martina Purkhardt und Dieter Rubner, von Luzia Imgrund und vom Gemeinderat Wolfgang Hörl.

Doch so gut wie im Moment sah es mit der Jugendarbeit in der Gemeinde Schwabhausen nicht immer aus. Vor ungefähr drei Jahren zog das damals unrenovierte Jugendzentrum kaum noch Kinder an, die Jugendarbeit geriet ins Stocken. Im Gemeinderat wurde befürchtet, dass die Friedrich-Schiedel-Stiftung ihre finanzielle Unterstützung für die Jugendarbeit der Gemeinde einstellen könnte. Um dies zu verhindern, suchte man nach einem neuen engagierten Jugendarbeiter und war glücklich, als man dann Agnes Kokai fand. Kokai hatte einen Teil der Schwabhausener Jugend zuvor schon beim TSV Schwabhausen in der Tischtennisabteilung kennengelernt. Sie brachte viele Kinder aus dieser Zeit mit ins Jugendzentrum und verhalf der Jugendarbeit somit zu einem neuen Aufschwung, so dass die Hilfe der Stiftung weiter floss.

Außerdem wurde im selben Jahr das Jugendzentrum renoviert und die erste Jugendbürgerversammlung veranstaltet, die Agnes Kokai bis heute sehr schätzt. "Die Kinder können so einfach mal sehen, dass der Bürgermeister auch nur ein Mensch ist, mit dem man Spaß haben kann", sagt sie. Darüber hinaus seien die jährlichen Versammlungen eine gute Werbung für die Jugendarbeit, die immer wieder neue Mitglieder anlocke.

Und auch dieses Jahr zog es Kinder ins Jugendzentrum, die den Bürgermeister kennenlernen wollten. Die ungezwungene Stimmung, die durch die Spiele hervorgerufen wurde, erleichterte es den Kindern, ihre Fragen zu stellen. Diese bezogen sich meist auf die Arbeit des Bürgermeisters. Unter den Kindern herrschte zunächst die Überzeugung vor, dass ein Bürgermeister nur zu lächeln und zu winken brauche. Doch Josef Baumgartner gab sein Bestes, seine Pflichten zu erklären und klarzustellen, dass zum Bürgermeisterleben mehr dazugehört, als Menschen die Hände zu schütteln. Auch er schätzt die Jungbürgerversammlung sehr und ist jedes Jahr wieder gerne dabei.

Doch nicht nur mit dieser Veranstaltung engagiert er sich für die Kinder seiner Gemeinde, sondern auch durch seine Einladungen ins Rathaus. An diesen Nachmittagen in der Gemeindeverwaltung stellt er den Kindern seinen Arbeitsplatz vor und nutzt die Gelegenheit, dem Nachwuchs etwas zu vermitteln: Auf der Jungbürgerversammlung tat er dies mit einem Frage-Quiz über die Gemeinde. Die Kinder sollten zwischen drei Antwortmöglichkeiten wählen und konnten sich so die Informationen über ihre Heimat erarbeiten. Mit diesem Spiel bewiesen sie, dass sie in Teams vieles herausfinden können. Und auch Baumgartner dürfte aus der Jungbürgerversammlung eine Lehre für die folgenden Veranstaltungen gezogen haben: Auch das Fifa-Spielen benötigt gute Vorbereitung.

© SZ vom 28.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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