Schwabhausen:Dem Ärger folgen Übergangslösungen

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Schwabhausen bringt die meisten der kurzfristig abgewiesenen Mädchen und Buben des Denk-mit-Kindergartens unter

Von Renate Zauscher, Schwabhausen

Betreuungspersonal für Krippen und Kindergärten zu finden, ist alles andere als einfach. Das bekommen jetzt auch einige Eltern in Schwabhausen zu spüren. Nur wenige Tage vor Beginn des neuen Kindergartenjahrs erfuhren die Eltern von 19 Mädchen und Buben, die in den Kindergarten an der Agricola-Straße aufgenommen werden sollten, dass sich die Eingewöhnungsphase der Kinder verschiebt: Statt im September könne diese erst im November beginnen, teilte "Denk mit", der private Träger der Einrichtung, kurzfristig mit. Denk mit betreibt in Schwabhausen das Kinderhaus an der Augsburger Straße mit Krippe und Hort, in dem derzeit 142 Kinder betreut werden, und den Kindergarten an der Agricolastraße mit 64 und von November an geplant rund 80 Kindern. In ganz Bayern und Baden-Württemberg ist Denk mit in derzeit 54 Einrichtungen aktiv.

Unter den betroffenen Eltern herrscht offensichtlich erheblicher Ärger. Dies zeigte sich in vielen Nachfragen bei der Gemeinde und auch am großen Publikumsinteresse, als das Thema am Dienstag im Gemeinderat behandelt wurde. Immerhin konnte für die dringendsten Fälle, in denen es um die Rückkehr des betreuenden Elternteils in den Job ging, eine Lösung gefunden werden. Einige Kinder verbleiben vorerst in der gewohnten Umgebung der Krippe im Kinderhaus, andere wurden in weiteren Betreuungseinrichtungen in der Gemeinde aufgenommen; ein Kind besucht einen Kindergarten in Dachau. Laut Katja Gebell, der für soziale Angelegenheiten in der Gemeindeverwaltung zuständigen Mitarbeiterin, sind es derzeit nur noch wenige Kinder, für die noch keine Übergangslösung gefunden wurde.

Wie schwer es ist, Personal im Bereich der Kinderbetreuung zu finden und zu halten, schilderten in der Sitzung am Dienstag vier Vertreter des Trägervereins, unter ihnen Kerstin Koberling, Regionalleiterin für Bayern, Personalleiter Markus Fuchs, sowie Geschäftsführer Adrian Storp und Gebietsleiterin Melissa Süß. "Wir planen natürlich immer mit dem vorhandenen Personal", sagt Markus Fuchs, im konkreten Fall aber seien unmittelbar vor der Schließung der Einrichtung während der Ferien zwei Kündigungen eingegangen. Dies habe es unmöglich gemacht, die Eingewöhnungsphase für neu aufzunehmende Kinder pünktlich beginnen zu lassen. Mittlerweile, so Fuchs und Koberling, habe man eine neue stellvertretende Leiterin für die Einrichtung gewinnen können und eine eigene Mitarbeiterin sei vor wenigen Tagen aus einer anderen Einrichtung nach Schwabhausen versetzt worden. Aktuell führe man mehrere Bewerbungsgespräche.

Vonseiten der Gemeinderatsmitglieder wurden zum einen Sorgen geäußert, wie es weitergehen soll, zum anderen aber auch Verständnis für die schwierige Situation des Trägers in Zeiten eines "leer gefegten Marktes", wie es Bürgermeister Josef Baumgartner (FW) formulierte. Wolfgang Hörl (BBA) bat den Träger, "das Schiff wieder in normales Fahrwasser zu bringen, weil wir auf Dauer sonst nicht zuschauen können". Die Frage von Florian Scherf (CSU), wie es um eine mobile Reserve stehe, mussten die Vertreter von Denk mit negativ beantworten: Wer sich für den Beruf des Erziehers entscheide, wolle in einem festen Team mit der Perspektive einer dauerhaften pädagogischen Begleitung der Kinder arbeiten.

Sven von Kummer (BBA) erkundigte sich nach mittlerweile erfolgten Bemühungen um mehr Teamstabilität im Kindergarten an der Agricolastraße und erfuhr, dass dazu ein Bündel von Maßnahmen gehöre wie die angebotene Supervision, interne und externe Weiterbildungsmaßnahmen, auch monetäre Anreize wie die Einführung eines Weihnachtsgelds, vor allem aber auch Veranstaltungen und Einladungen, mit denen man die Wertschätzung der Mitarbeiter zum Ausdruck bringen wolle.

Bürgermeister Baumgartner betonte, wie eng der Kontakt zwischen Träger und Gemeinde sei, weshalb er den Vorwurf einer verspäteten Information der Eltern für unbegründet halte. Jetzt gehe es darum, "wieder Ruhe in die Diskussion hineinzubringen". So wie einige Gemeinderatsmitglieder hält auch der Bürgermeister offenkundig wenig davon, die Situation im Wahlkampf zu instrumentalisieren. Ausgesprochen positiv äußert sich Baumgartner über die sehr engagierte Leiterin des Kindergartens an der Agricolastraße, Dominika Breczewska, die seit vergangenem Jahr hier tätig ist.

Nach dem öffentlichen Sitzungsteil sei nicht-öffentlich über "mögliche Maßnahmen" gesprochen worden, sagt Josef Baumgartner. Man sei sich jedoch einig gewesen, dass es solche "Maßnahmen" - sprich einen Trägerwechsel - nicht geben solle.

© SZ vom 27.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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