Schulprojekt:Die Faszination des Solarmobils

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Die Sonne als Motor: Der achtjährige Max testet das von Willi Kirchensteiner konstruierte Solarmobil. (Foto: Toni Heigl)

Kinder der dritten Klassen an der Grundschule Schwabhausen lernen, wie Sonnenstrahlen etwa einen Motor zum Laufen bringen und wie man diese Energie in einem Akku speichert. Auf dem kleinen E-Auto aus der Werkstatt des Experten Willi Kirchensteiner dürfen sie einige Runden drehen

Von Renate Zauscher, Schwabhausen

Wie eigentlich funktioniert ein Elektro-Auto? Die Kinder der dritten Klassen an der Grundschule Schwabhausen dürften auf diese Frage genauere Antworten haben als so mancher Erwachsene. Sie haben im Heimat- und Sachkundeunterricht viel Theorie über Elektrizität, Strom und Stromerzeugung gelernt und sich in diesem Zusammenhang auch mit der Herstellung und Nutzung von regenerativer Energie beschäftigt.

Zur Theorie kam jetzt auch die Praxis: In einem Schulprojekt durften die 59 Schüler und Schülerinnen der drei dritten Klassen eine Reihe von Experimenten durchführen und dabei auch auf einem kleinen, sonnenbetriebenem E-Auto ein paar Runden drehen. Das Material für das Projekt hatte Willi Kirchensteiner zur Verfügung gestellt, ein Fachmann der allerersten Stunde für die Nutzung von Sonnenenergie, dessen Wissen und Erfahrung heute mehr denn je gefragt sind. Da Kirchensteiner selbst in Schwabhausen nicht anwesend sein konnte, war Franz Käfig, ehemaliger Biologie- und Chemielehrer in Dachau und später in Markt Indersdorf, als "Multiplikator", wie er es nannte, gekommen.

Willi Kirchensteiner ist es seit langem ein Anliegen, Kindern schon früh auf ganz praktische Art und Weise klar zu machen, welches enorme Potenzial die Sonne für die Energieversorgung der Menschen hat. Er hat deshalb verschiedene Apparate konstruiert, mit denen die Kinder verstehen lernen, wie viel Muskelkraft es beispielsweise braucht, um eine Glühbirne oder eine LED-Sparlampe zum Leuchten zu bringen oder auch nur eine einzige Tasse heißen Wassers für den Frühstückskaffee zu machen. Allein für Letzteres müsste man mehrere Stunden auf dem Hometrainer in die Pedale treten. Wärme per Muskelkraft zu erzeugen, so lernten die Schüler in Schwabhausen, ist Schwerstarbeit - eine Erkenntnis, die dazu beitragen könnte, auf den eigenen Energiekonsum, im Kleinen wie im Großen, zu achten.

An einer anderen Experimentier-Station von Kirchensteiner konnten die Kinder sehen, wie viel Energie die Sonne selbst an einem bedeckten Tag ohne direkte Sonneneinstrahlung liefert und wie man damit einen Motor zum Laufen bringt oder die Energie in einem Akku speichert. Zum Wettbewerb zwischen Muskelkraft und Sonne lud ein weiteres Experiment des Solarfachmanns ein: Aus einem Behälter sollte Wasser abgepumpt werden - zum einen per Muskelkraft, die die Kinder auf dem Hometrainer erzeugten, zum anderen über Sonnenergie. Das Ergebnis war an diesem Tag wegen der Wolkendecke nicht eindeutig. An einem schönen Tag hätte die Sonne jedenfalls spielend die menschlichen Energieerzeuger besiegt. Top-Favorit, was das Vergnügen der Kinder an dem Projekttag anging, war natürlich das kleine Solarauto aus Kirchensteiners Werkstatt. Es besteht aus Metallgestänge und einem Hocker, hat Vorwärts- und Rückwärtsgang und - ganz wichtig - eine Hupe. Aufladen kann man seinen Akku an der "Tankstelle" eines Solar-Paneels - genug Sonneneinstrahlung vorausgesetzt.

Für Kirchensteiner, der in Sachen Solar-Nutzung auch viel in Afrika unterwegs ist, geht es darum, die Menschen angesichts der dramatischen Bedrohungen durch den Klimawandel wachzurütteln und Verständnis für die Zusammenhänge gerade auch den Jüngsten in der Gesellschaft zu vermitteln. Vieles hat sich hier im Vergleich zu früheren Schüler-Generationen bereits verändert. Das zeigt zum einen der enorme Erfolg der "Fridays for Future"-Bewegung, bei der inzwischen weltweit Schülerinnen und Schüler für das Klima auf die Straße gehen. Und das zeigte sich auch beim Projekttag der Schwabhausener Schule: Viele der Acht- und Neunjährigen brachten beachtliches Vorwissen mit. Sie seien, betonte Monika Rister, eine der Lehrerinnen, die an der Schule Heimat- und Sachkunde unterrichten, "begeistert bei der Sache".

Wie wichtig gerade auch die Vertiefung des theoretischen, im Unterricht vermittelten Stoffes durch die praktische Erfahrung sei, betonte Daniela Artmann, die Leiterin der Schule. "Die Nutzung der Sonnenergie ist die Technik der Zukunft", zeigt sich Artmann überzeugt. Sie hofft, dass vieles, was die Kinder an den Experimentierstationen oder vorher bereits im Unterricht erfahren haben, auch bei den Eltern ankommt. Immerhin hätten laut den Berichten der Kinder einige Elternhäuser bereits die eigene Solaranlage zur Warmwasserbereitung oder der Stromerzeugung auf dem Dach.

© SZ vom 15.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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