Schulpolitik:Investition in die Bildung

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Der Kreisausschuss bezuschusst den Anbau ans Markt Indersdorfer Gymnasium, damit er zum nächsten Schuljahr fertig werden kann. Zudem sollen 2,1 Millionen Euro in die Digitalisierung der Klassenzimmer fließen

Von Jacqueline Lang, Dachau

Das neunstufige Gymnasium (G9) wird wieder eingeführt. Die Mittelstufe dauert künftig also wieder ein Jahr länger als beim G8. Das bedeutet, die Schulen brauchen mehr Platz. Um die Schulen im Landkreis Dachau dem neuen Bedarf anzupassen, hat der Schul- und Kreisausschuss am Freitag diverse Umbauten beschlossen. Aber auch digital sollen die Bildungseinrichtungen im Landkreis künftig auf dem neuesten Stand sein, so der Wunsch der Kommunalpolitiker.

Das Gymnasium in Markt Indersdorf plant einen offenen Ganztagsbetrieb, der den Schülern mehr Platz zum Lernen bieten soll. Anfangs war nur ein provisorischer Anbau angedacht, doch ein Rückbau scheint angesichts des nun neunstufigen Gymnasiums immer unwahrscheinlicher. Entgegen der in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie soll der Anbau nun langfristig Teil der Schule werden und perspektivisch sogar noch um einen weiteren Anbau ergänzt werden. Aktuell geht es dem Bürgermeister von Markt Indersdorf Franz Obesser (CSU) aber nur um den ersten Anbau, der 560 Quadratmeter betragen soll. Die sogenannten Ausweichklassenzimmer, die geplant sind, sollen so konzipiert werden, dass viele Nutzungsmöglichkeiten denkbar sind. Vom regulären Klassenzimmer bis hin zu Räumlichkeiten zum Lernen und Hausaufgaben machen. Besonders ruhige Arbeitsbereiche mit viel Platz wurden bei der Planung deshalb berücksichtigt. Sie sollen den Schülern eine gute Arbeits- und Lernatmosphäre bieten, erklärte Obesser den Mitgliedern des Ausschusses.

Das beauftragte Architekturbüro schätzt die Kosten des Anbaus auf 1,7 Millionen Euro, die die Gemeinde allerdings nicht aus eigenen Mitteln aufbringen kann. Im Markt Indersdorfer Haushalt sind nur eine Million Euro dafür vorgesehen. Der Landkreis will der Gemeinde nun finanziell unter die Arme greifen. Das hat der Ausschuss beschlossen. Damit das Projekt so schnell wie möglich realisiert werden kann. Geplant ist nun, mit den Ausschreibungen im Januar zu beginnen. Wenn alles nach Plan läuft, könnten die Bauarbeiten im März nächsten Jahres beginnen. Vielleicht wäre es dann im September 2018, pünklich zum nächsten Schuljahr fertig.

Nicht nur das Inderdorfer Gymnasium muss sich jedoch an veränderte Rahmenbedingungen anpassen, wie Albert Herbst von der Schulverwaltung dem Kreisausschuss erläutert. Auch andere Schulen im Landkreis Dachau sind gezwungen, Änderungen vorzunehmen - und das kostet Geld. So ist die geplante Digitalisierung aller Schulen im Landkreis ein großer Kostenfaktor. Die meisten verfügen zwar schon über eine EDV-Ausstattung, doch diese soll nur vereinheitlicht werden um die Wartung zu erleichtern.

Bereits 2014 habe man damit begonnen ein einheitliches System für alle Schulen im Landkreis einzuführen. Anders als bisher wird es von nur einem Dienstleister gewartet, sagt Michél Wennig vom der Schulverwaltung des Landkreises Dachau. Die Kosten dafür belaufen sich bislang auf 2,1 Millionen Euro. Mit dem Geld wird nun die Netzwerk-Infrastruktur ausgebaut und sogenannte digitale Klassenzimmer eingerichtet. Die Realschule Dachau, das Josef-Effner- und das Indersdorfer Gymnasium verfügen bereits über solche Klassenzimmer, am Sonderpädagogischen Förderzentrum und der Berufsschule Dachau ist dies bislang nur teilweise der Fall. Die digitalen Klassenzimmer sind in der Regel nach wie vor mit analogen Tafeln ausgestattet, sie werden jedoch zusätzlich mit digitalen Großbilddarstellungen, Lautsprechern und Beamern bestückt.

Fraglich ist zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch, ob die Schüler in Zukunft mit ihren eigenen oder schuleigenen Laptops und Tablets arbeiten werden. Zum einen wäre die Nutzung der schülereigenen Geräte zwar kostengünstiger, es ist jedoch unklar wie sichergestellt werden soll, dass durch dieses Verfahren kein Schüler benachteiligt wird. In den meisten Haushalten gehörten Computer zwar mittlerweile zum Standard, doch in sozial schwachen Familien könne dies nicht immer vorausgesetzt werden, gibt Martin Güll (SPD) zu bedenken. Unklar bleibt auch nach der Sitzung, ob langfristig auch Grundschulen mit der modernen Technik ausgestattet werden sollen. Man werde sich zunächst auf die Digitalisierung an Mittelschulen konzentrieren, sagte Landrat Stefan Löwl.

Die Digitalisierung bringt neben den vielen Vorteilen aber auch Schwierigkeiten mit sich. Im Gegensatz zu Tafel und Schwamm sind die Programme und Geräte deutlich wartungsintensiver. Eine Aufgabe, mit der man die Schulen nicht alleine lassen dürfe, so Löwl. Denn diese könnten die zusätzliche Arbeit überhaupt nicht leisten. Zudem gibt er zu bedenken, dass viele Lehrer erheblichen Nachholbedarf im Umgang mit den Geräten hätten. Die beste Technik nütze wenig, wenn die Verantwortlichen nicht sicher im Umgang mit ihnen seien. Trotzdem lobt Löwl besonders die Arbeit von Wenning und dem Arbeitskreis. Ihre Arbeit sei auch in der Region sehr fortschrittlich, betont der Dachauer Landrat.

Die Liste der vom Schul- und Kreisausschuss zu bewilligenden Maßnahmen ist lang an diesem Freitagmorgen, doch es gibt wenig Diskussionsbedarf. Alle Anwesenden Mitglieder, sind sich ausnahmsweise einig: In Bildung muss investiert werden. Mehr Platz zur Entfaltung und zum Lernen sowie technische Hilfsmittel sollen sie so gut wie möglich beim Lernen unterstützen.

© SZ vom 02.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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