Schulplanung:Bergkirchen kämpft weiter um Gymnasium

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Die Gemeinde im Westen des Landkreises zeigt sich unbeeindruckt von der Entscheidung des Kultusministeriums, das Röhrmoos als Schulstandort auserkoren hat. Der Bürgermeister sagt: "Der Zug ist noch nicht abgefahren"

Von Petra Schafflik, Bergkirchen

Noch bis vor zwei Wochen war Bergkirchen der designierte Standort für ein geplantes fünftes Gymnasium im Landkreis. Nun ist der Bau dieser weiterführenden Schule vom Kultusministerium zwar bekanntlich genehmigt worden - aber in Röhrmoos. Dass die Gemeinderäte in Bergkirchen darüber nicht erfreut sind, versteht sich. "Alle Gymnasien werden dann im Osten des Landkreises liegen", erklärte Bürgermeister Simon Landmann (CSU) jetzt im Gremium.

Der Rathauschef ist sauer, dass der Westen so abgehängt wird. Nicht zuletzt hätte die Ansiedlung des Gymnasiums auch dem Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs noch einmal einen Schub verleihen können, sagte Robert Axtner (CSU). Die Stärkung des Westens hatte auch der Kreistag im Sinn, der sich dezidiert für den Standort Bergkirchen ausgesprochen hatte. Dass diese Wünsche nun vom Ministerium nicht anerkannt wurden, hatte auch Landrat Stefan Löwl (CSU) in seiner ersten Reaktion auf die Nachricht aus dem Kultusministerium bedauert. In Bergkirchen gibt man die Hoffnung nicht auf. Ein Gespräch mit Ministerpräsident Markus Söder (CSU) habe es bereits zum Thema gegeben, erklärt Landmann. Auch ein Termin im Kultusministerium stehe noch an. "Der Zug ist noch nicht ganz abgefahren, wir bleiben dran."

Zur Illustration präsentierte Landmann im Gemeinderat eine Landkreiskarte, auf der sich alle aktuellen und künftigen Gymnasiumstandorte von Karlsfeld über Dachau, Röhrmoos und Markt Indersdorf entlang einer Linie im Osten aufreihen. Genau diese geografische Situation sei mit ein Grund, warum nun für einen Standort Bergkirchen nach den Berechnungen des Ministeriums die Schülerzahlen nicht ausreichten, erklärte Landmann. Denn tatsächlich wiesen Odelzhausen und Bergkirchen die niedrigsten Übertritts-Quoten im Landkreis auf. "Die weiten Wege schrecken viele Eltern und Kinder ab", so der Rathauschef. Und an diesen Entfernungen werde sich nun nichts ändern, auch Röhrmoos ist für die Schüler aus dem Westen nicht besser erreichbar als etwa Dachau. "Dabei sollten unsere Kinder doch dieselben Chancen haben, das ist eine Frechheit", schimpfte Landmann.

Wie viel das Argument der Erreichbarkeit und Wohnortnähe offenbar für die Familien bei der Schulwahl zählt, zeige die vor wenigen Jahren in Odelzhausen neu gegründete Realschule. "Die hat voll eingeschlagen und für ein Gymnasium in Bergkirchen würde es ähnlich laufen." Zudem könnte ein Gymnasium mit musischem Zweig entstehen, also einem Angebot, das es bisher im Landkreis nicht gibt und Schüler anziehen würde. "Die nötigen Schülerzahlen hätten wir deshalb locker erreicht, wir können es nur nicht beweisen". Dazu komme, dass im Westen des Landkreises gerade große Baugebiete entwickelt würden, so dass weitere Familien in Zukunft noch zuziehen werden, erklärte Gemeinderat Johann Groß (FWG).

Auch das Argument, Bergkirchen sei nicht per S-Bahn erreichbar, bringt Landmann in Rage. Denn seit Jahren kämpfe die Gemeinde um eine bessere Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Nun werde man für die nicht gerade optimale Anbindung "noch bestraft." Dabei hätte gerade mit dem Gymnasium der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs einen Impuls erhalten, ist Robert Axtner überzeugt. Auch der wirtschaftliche Aspekt ärgert Landmann. Denn wenn nun das fünfte Gymnasium in Röhrmoos gebaut wird, "bringen die westlichen Landkreisgemeinden dafür das Geld." Die wirtschaftlich starken Kommunen wie Sulzemoos, Odelzhausen und Bergkirchen seien die größten Zahler in der Kreisumlage, aus der sich der Landkreis finanziert. "Und dann wird so entschieden." Über das wohlüberlegte Votum der Kommunalpolitiker hinweg, wie Gemeinderat Groß monierte. "Das wird vom Ministerium einfach ignoriert." Noch aber werfen Gemeinderäte und Bürgermeister die Flinte nicht ins Korn. An diesem Freitag ist das fünfte Landkreisgymnasium Thema im Schul- und Kreisausschuss des Kreistags.

© SZ vom 11.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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