Schulleben aktiv mitgestalten:Demokratie lernen

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Farshad Honar, Schülersprecher Landkreis, und Bezirksschülersprecherin Magdalena Hübner wollen die Mitbestimmung verbessern. (Foto: Toni Heigl)

Schüler im Landkreis wollen sich stärker vernetzen

Von Anna-Elisa Jakob, Dachau

Wer kümmert sich um die Post, wer um den Datenschutz, wer um Google Groups und wer bringt heute eigentlich den Müll raus? Ozan Ayka und Alex Löhrer beginnen mit dem Aufbau im Kleinsten, als sie bei dem ersten Vernetzungstreffen der Schülermitverantwortungen (SMV) im Landkreis Dachau das Konzept des Münchner Schülerbüros darstellen. Die Arbeit der Münchner Schüler und Schülerinnen beginnt mit der Verteilung dieser Aufgaben und endet im besten Fall darin, dass sie Festivals wie das "Oben Ohne" in München mitorganisieren, Auslandsfahrten, Schulungen, Kaminabende und Zeitzeugengespräche veranstalten. Das Ziel des Schülerbüros ist es, die SMV-Vertreter der einzelnen Schulen fortzubilden, deren Kompetenzen zu schulen und diese zu bündeln. Eine Idee, die auf Initiative des Kreisjugendrings und des Kreisjugendrates auch für den Landkreis Dachau diskutiert werden soll.

Wie entscheidend es sein kann, wenn Schülerinnen und Schüler die Gestaltung des Schullebens aktiv mitgestalten können, zeigt Hakan Özcan, Leiter der Mittelschule Karlsfeld. Vor den SMV-Vertretern und Mitgliedern des Dachauer Kreisjugendrates schildert er im Ludwig-Thoma-Haus, wie die Zusammenarbeit zwischen Schülern und Lehrern an seiner Schule funktioniert. Die Mittelschule Karlsfeld ist die erste, die an dem Modellprojekt des Landkreises "Demokratische Schule" teilnimmt - ein Konzept, mit dem die Initiatoren auch herausfinden möchten, wie sich Demokratie am besten im regulären Schulalltag lernen lässt. Die SMV ist für Schulleiter Özcan dabei besonders wichtig, schließlich ist sie Repräsentantin der Schüler aller Jahrgangsstufen und durch die Wahl am Anfang des Schuljahres ein basisdemokratisches Element, das im Laufe des Schuljahres im Alltag lebendig wird. In Klassenräten werden regelmäßig Probleme diskutiert und Anträge ausgearbeitet, die wiederum an die SMV weitergeleitet und von dieser an die Schulleitung herangetragen werden. Durch Partizipation und Verantwortung sollen die Schülerinnen und Schüler zu selbstbewussten, mündigen Bürgerinnen und Bürgern erzogen werden. Die SMV der Mittelschule hat dabei bereits einige Sachen durchsetzen können, sogar die Schulzeiten wurden auf Wunsch der Schüler verschoben.

Das alles funktioniere am besten, wenn Schule und Jugendarbeit zusammenarbeiten, findet Özcan, und Ludwig Gasteiger, Geschäftsführer des Kreisjugendrings in Dachau, stimmt zu. So wie das Modellprojekt in Karlsfeld sollen noch weitere Schulen im Landkreis dazu bewegt werden, die Zusammenarbeit zu verstärken und eine effiziente Schülermitverantwortung aufzubauen. Das Modellprojekt in Karlsfeld soll nun einen zusätzlichen Zuschuss für die Ausbildung der Schülermitverantwortung bekommen. Inwiefern das zu mehr Demokratiebewusstsein und einer besseren Bildungsqualität beiträgt, sollen Wissenschaftler des Bereichs der politischen Bildung an Ludwig-Maximilians-Universität in München beobachten.

Eine dauerhafte Einrichtung, die Schülerinnen und Schüler aus dem gesamten Landkreis vernetzt, ist für Gasteiger ein erklärtes Ziel der Jugendarbeit in Dachau. Die Möglichkeiten der Mitbestimmung steigen für die SMV-Vertreter im Landkreis, doch Mängel gibt es trotzdem - und auch die beginnen häufig im Kleinsten. In manchen Schulen gibt es noch nicht einmal ein eigenes SMV-Zimmer, berichtet Andrea Hermann, stellvertretende Sprecherin der Verbindungslehrkräfte im Landkreis. Während in manchen Schulen die ersten Zettel geschrieben werden, bringen andere also bereits größere Anträge hervor. Die Hoffnung der Anwesenden: Umso mehr sich Schüler und Lehrer landkreisübergreifend vernetzen, umso kleiner werden die Unterschiede, umso größer die gemeinsame Entwicklung. Das ist, so viel steht bereits fest, ein basisdemokratisches Ziel.

© SZ vom 04.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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