Schule in Petershausen:Teurer Anbau

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Etwa 8,6 Millionen Euro wird die Erweiterung der Petershausener Schule kosten. Ursprünglich war der Gemeinderat von 3,9 Millionen Euro ausgegangen. Doch der Untergrund muss erst abgestützt, Rohre und Rückhaltebecken verlegt werden, Hochwasserschutz ist ebenfalls nötig

Von Petra Schafflik, Petershausen

Schritt für Schritt nimmt die geplante Schulerweiterung konkrete Gestalt an: Im Detail ausgearbeitet hat die Dachauer Architektin Carola Hain-Fischer nun Grundrisse, Bauausführung und Gestaltung für den modernen, viergeschossigen Kubus, der als Anbautrakt auf dem bisherigen Parkplatz an der Münchner Straße entstehen wird. Das Konzept der Planerin stieß auf große Zustimmung. Wenig Begeisterung löste aber die erneute Kostensteigerung aus.

"Das wird keine Design-Schule, sondern ein schlichter Zweckbau"

Das Vorhaben beläuft sich inzwischen auf 8,6 Millionen Euro. Noch im Juli lag das kalkulierte Budget bei 7,2 Millionen Euro und die Machbarkeitsstudie hatte sogar nur 3,9 Millionen veranschlagt. Auslöser des Preissprungs sind verschiedene technische Probleme, an einer extravaganten Planung liegt es nicht. "Das wird keine Design-Schule, sondern ein schlichter Zweckbau", sagte die Planerin. So sieht es auch der Rat, der das Vorhaben mit großer Mehrheit billigte. Wenn alles nach Plan läuft, sollen die Bauarbeiten schon im März beginnen.

Über die Erweiterung sollte der Gemeinderat am besten in der Schule beraten, so die Idee von Bürgermeister Marcel Fath (FW), der die Sitzung vom Rathaus in die Aula verlegt hatte. Dort waren die Arbeitsbedingungen dann aber nicht gerade optimal. Da die uralte Heizung den Saal nicht ordentlich erwärmte, lauschten die Räte eingemummt in Winterjacken und Schals der Präsentation. Wer sich bisher gefragt hatte, ob die mit der Errichtung des Neubautrakts geplante Heizungserneuerung in Altbau und Turnhalle wirklich sinnvoll ist, bekam ein am eigenen Leib spürbares Argument geliefert.

Böse Überraschung

Im Zentrum des Interesses standen jedoch die technischen Schwierigkeiten und die daraus resultierenden hohen Kosten. Der schlechte, kaum tragfähige Untergrund macht eine aufwendige Gründung mit teuren Bohrpfählen nötig, auch die Statikplanung wird dadurch teurer. Viel Geld werden vor allem Regenrückhaltesysteme und die Verlegung von Abwasser- und Trinkwasserrohren verschlingen, die im Bereich des Neubaus verlaufen. Nach ersten Berechnungen schlagen sie mit etwa 500 000 Euro zu Buche. Eine böse Überraschung, denn mit diesen Leitungen hat niemand gerechnet. Detaillierte Pläne für das in den 1990er Jahren gebaute Schulhaus fehlen und wurden trotz intensiver Suche nicht gefunden, so Bürgermeister Fath.

Ein weiteres Problem ist wohl die Hochwassergefahr. Der geplante Anbau liegt zwar laut amtlichen Daten nicht im gefährdeten Bereich der nahen Glonn, aber die Petershausener erinnern sich noch gut, wie 2013 die Fluten in der Münchner Straße standen. "Das ist mir persönlich zu kritisch", sagte die Architektin, die deshalb im Untergeschoss die drei Außentüren mit pneumatischen Hochwassersperren ausrüsten möchte. "Aber das kostet natürlich."

Einsparmöglichkeiten sieht Hain-Fischer bei den Fenstern: Kunststoff wäre billiger als die geplanten Holzrahmen. Und auf die Erneuerung der Glasfassade im Altbau und eine zentrale Schließanlage könnte man verzichten, gab sie zu bedenken. Doch den Rotstift will der Rat erst bei der anstehenden Werkplanung ansetzen.

Im Erweiterungsbau hat die Schule künftig Platz für den lange geplanten Ganztagszweig und moderne, flexible Unterrichtsformen. Das Konzept gefiel den Gemeinderäten. Im zurückgesetzten Sockel wird eine Mensa eingerichtet, und die Mittagsbetreuung bekommt das gesamte Obergeschoss. Die für die Außenwirkung des Gebäudes maßgebliche Fassade will die Planerin im Unter- wie Dachgeschoss mit einer neuartigen Glasfasermembran verkleiden. Diese robuste Hülle würde als Sonnenschutz und Isolierung fungieren. Vor den beiden zentralen Etagen sollen Aluminiumlamellen angebracht werden, die im Bereich der Fenster beweglich sind, damit sie als Sonnenschutz wirken. "Ein durchdachter Entwurf" lobte FW-Fraktionssprecherin Andrea Stang, die auch die neue Bausumme nicht schreckt. Für eine andere Planung habe es 2012 schon einmal eine Kostenschätzung von elf Millionen Euro gegeben, erinnerte sie. Kämmerer Daniel Stadelmann betonte, die Gemeinde stehe finanziell "nicht so schlecht da, wie viele meinen". Er rechnet zudem mit Zuschüssen von bis zu 3,5 Millionen Euro.

Bedenken gibt es trotzdem. "Das ist ein Batzen Geld", mahnte Bernhard Franke (SPD). Ihm werde regelrecht "schwindlig" angesichts der Kostenexplosion, sagte Josef Gerer (CSU) und forderte prompt, die Bürger sollten über "so eine große Sache" anstelle des Gemeinderats entscheiden. "Wir reden hier nicht über ein Luxusthema, das wir vielleicht machen oder nicht", widersprach Bürgermeister Marcel Fath entschieden. "Wir brauchen das Gebäude und wir werden es nicht wesentlich billiger bekommen." Da ruderte Gerer zurück und betonte, die Petershausener sollten nicht entscheiden, aber "mitgenommen werden". Informationen habe es vielfach und zuletzt erst bei den Bürgerversammlungen gegeben, sagte Margarete Scherbaum (FW). Auch die in der Schulaula anberaumte Sitzung des Gemeinderats sei ein Informationsangebot an die Petershausener, so der Rathauschef. Ein Angebot, das aber bis auf Schulleiterin Ursula Schneider-Güll und einige Lehrerinnen offenbar niemand anlockte. Als Vorschlag zur Güte versprach der Rathauschef schließlich, über wichtige Daten zum Schulbau erneut zu informieren.

Nach diesem Geplänkel winkte der Gemeinderat die Planungen mit großer Mehrheit durch. Einzig Lydia Thiel (CSU) stimmte mit Nein, ohne jedoch ihr ablehnendes Votum zu begründen.

© SZ vom 04.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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