Schülerbeförderung:Kostenlos in die Schule fahren

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Im Schulbus kommen viele Kinder sicher zum Unterricht, doch das kostet. Odelzhausen will die Eltern entlasten und zahlt die Fahrten für Auswärtige. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Odelzhausen finanziert den Bus zum Unterricht für Kinder und Jugendliche aus Taxa, Höfa und Roßbach

Von Horst Kramer, Odelzhausen

Sicher zur Schule kommen, ist immer ein Thema, das für heiße Diskussionen sorgt. Um die Eltern zu beruhigen, hatte die Gemeinde Odelzhausen vor einem Jahr beschlossen, die Kosten für die Kinder zu übernehmen, die aus den umliegenden Dörfern, also Höfa, Taxa und Roßbach, nach Odelzhausen zur Schule fahren müssen. Das Landratsamt Dachau hatte damals die Schulwege als nicht gefährlich eingestuft und sich deshalb geweigert, ein Busticket zu zahlen. Jetzt, nach einem Jahr, brachte Bürgermeister Markus Trinkl (parteifrei) die Thematik erneut auf die Tagesordnung des Gemeinderats. An den Sachverhalten hatte sich eigentlich nichts geändert; allerdings sind mittlerweile neue Schüler (und deren Eltern) betroffen - wie man an den dicht besetzten Besucherbänken in der jüngsten Sitzung unschwer erkennen konnte. Am Ende entschieden sich die Kommunalpolitiker, weiterhin die Beförderung der Schulkinder zu alimentieren. Rund 7000 Euro kostet das die Gemeinde heuer.

"Das sorgt für Unfrieden im Dorf"

In der Debatte führte Trinkl Fälle auf, bei denen viele im Auditorium nur mit dem Kopf schüttelten. So habe das Landratsamt den Fußweg von Taxa von "besonders gefährlich" auf "gefährlich" zurückgestuft. Obwohl zwischenzeitlich eine verkehrsreiche T-Kreuzung zu überqueren sei. Auch im zweiten Fall erntete der Rathauschef Erstaunen. In Höfa dürfen diejenigen Kinder, die westlich der Staatsstraße 2051 wohnen, den Schulbus kostenfrei benutzen, ihre gegenüber wohnenden Nachbarskinder hingegen nicht. Der Grund: Dort steht ein Gehweg zur Verfügung. "Aber was ist mittags?", fragte der Bürgermeister, "dann müssen die Kinder die Staatsstraße auf jeden Fall überqueren!" Fall drei: Roßbach. Im Prinzip erhalten alle Schulkinder kostenlose Tickets. Mit Ausnahme derjenigen, die in den ersten drei Häusern am südlichen Ortsausgang leben - deren Fußweg beträgt weniger als die entscheidenden drei Kilometer. "Das sorgt für Unfrieden im Dorf", erzählte der Roßbacher Gemeinderat Lorenz Bradl von der CSU.

Der Schulweg-Experte im Landratsamt, Albert Herbst, stellt die Sache ganz anders dar: Eine Beförderungspflicht für Grundschulkinder bestehe nur dann, wenn die Schule weiter als zwei Kilometer entfernt ist, erklärt er in Gespräch mit der SZ. Bei Schülern, die eine weiterführende Schule besuchen, liegt die Grenze sogar bei drei Kilometern. Einen "Ermessensspielraum" gebe es nicht. "Entweder werden zwei beziehungsweise drei Kilometer erreicht - oder eben nicht." Außerdem sei das Landratsamt gar nicht für die Beförderungskosten von Grund- und Mittelschülern zuständig. Hier läge "die Zuständigkeit bei der Wohnsitzgemeinde der betroffenen Ortsteile", also Odelzhausen. Mit anderen Worten: Im Fall von Taxa und Höfa ging es nie darum, ob das Landratsamt die Kosten zu tragen habe, sondern nur darum, ob Odelzhausen die Kosten übernehmen muss oder freiwillig übernehmen will. Das Landratsamt sowie die Polizei spielen dabei nur insofern eine Rolle, weil deren Experten zu beurteilen haben, ob ein Schulweg "besonders gefährlich oder besonders beschwerlich" sei. Der von Trinkl und Bradl hochstilisierte Fall, bei dem angeblich Kinder aus drei Häusern in Roßbach anders als ihre Altersgenossen im Ort keine kostenlosen Bustickets erhalten, gibt es laut Herbst gar nicht. "Bezüglich Roßbach haben wir derzeit keinen beförderungsberechtigten Schüler an der Realschule in Odelzhausen", sagt er.

© SZ vom 09.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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