Schönbrunn:Franziskuswerk eröffnet Bürgerhaus

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Neues Leben in einem neuen Gebäude als Begegnungsstätte von Schönbrunn für den Landkreis. Das Bürgerhaus "W 5", abgeleitet von Werkstattstraße 5. (Foto: Tobias Utters)

Die neue Begegnungsstätte des Franziskuswerks ist für die Zukunft von Schönbrunn entscheidend.

Von Wolfgang Eitler, Schönbrunn

Nachdem die historische Klostergaststätte bereits ein architektonisches Schmuckstück geworden ist, schickt sich das Franziskuswerk in Schönbrunn an, ein weiteres Zentrum der Begegnung zu eröffnen. Der offizielle Titel lautet: "W 5, Bürgerhaus, Café und Bistro." Hinter dem lapidar anmutenden Titel verbirgt sich Großes. Dieses Bürgerhaus soll die Keimzelle für das ganz neue, ganz andere Schönbrunn werden. Für ein Schönbrunn, das Menschen aus der Region anzieht.

Ein Kern dieses Zentrums ist beispielsweise ein Veranstaltungssaal für 150 Menschen, der frei vermietet wird und der obendrein komplett behindertengerecht ausgebaut ist. Wenn etwa ein Vortrag abgehalten wird, dann müssen die Lautsprecher im Saal nicht eigens für Hörgeschädigte aufgedreht werden. Eine Induktionsschleife verbindet das Mikrofon des Redners automatisch mit den Hörgeräten. Markus Tolksdorf, Geschäftsführer des Franziskuswerks, sagt: "Wir haben das W5 so konzipiert, dass es niemanden ausschließt, sondern alle einlädt: Menschen mit und Menschen ohne Behinderung."

Grundlegender Wandel

Mit solchen Angeboten will Schönbrunn verdeutlichen, dass sich die Behinderteneinrichtung als "Dienstleister für alle" versteht. Der bürokratische Begriff ist für das Selbstverständnis maßgeblich, weil er den grundlegenden Wandel ausdrückt. Über mehr als 150 Jahre war das Franziskuswerk für behinderte Menschen zuständig, die in dem Dorf leben. Seit vielen Jahren schafft das gemeinnützige Unternehmen Wohnraum außerhalb für Behinderte, die ihren Alltag mithilfe von Fachkräften bewältigen können. Solch eine Entwicklung wird forciert. In diesem Sinne verstehen sich die Pädagogen, Psychologen und Betreuer als "Assistenten", die Menschen entsprechend deren Förderbedarfs zur Seite stehen. Dieser Trend soll in einer Art Umkehrschluss dazu führen, dass sich das Dorf für eine Gemeinschaft aus behinderten und nicht behinderten Bewohnern öffnet. Deswegen fand heuer ein städtebaulicher Wettbewerb mit einem nach Ansicht aller Beteiligten herausragenden Ergebnis statt. Die großen Heimblöcke, welche die Silhouette beherrschen, müssen einer filigranen Struktur aus Wohnungen und Häusern weichen. Das Dorf wird neu gestaltet, mit dem W 5 im Zentrum.

Das Franziskuswerk hat eigens einen neuen Bereich gegründet, der sich "Kultur und Gesellschaft" nennt. Er verwaltet und betreibt das Bürgerhaus. 25 behinderte Menschen finden eine neue Arbeit, die der Idee der Inklusion, also der gesellschaftlichen Teilhabe entspricht. Vorausgesetzt, die Landkreisbevölkerung öffnet sich für Schönbrunn. Café und Bistro bieten einen täglichen Mittagstisch zu Preisen, die auch für die behinderten Menschen und ihrem niedrigen Salär erschwinglich sind. Geschäftsführer Markus Tolksdorf: "Wir müssen uns immer die Frage stellen: Wem nutzt es noch? Denn nur so kann Teilhabe für alle gelingen." Das Bürgerhaus wird an diesem Donnerstag, 8. Dezember, 16 Uhr, eröffnet.

© SZ vom 08.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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