Schönbrunn:125 angehende Polizisten arbeiten mit Behinderten

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Im Franziskuswerk sollen die jungen Beamten ihre Persönlichkeit weiterentwickeln und sicherer im Umgang mit anderen Menschen werden.

An jeder Ecke sind in Schönbrunn Uniformierte zu sehen: Sie helfen beim Tragen der Einkäufe, scherzen mit einer Rollstuhlfahrerin, helfen in einer Arbeitsgruppe der Werkstatt für behinderte Menschen mit oder ärgern sich mit den Bewohnern einer Wohngruppe beim "Mensch ärgere dich nicht". Im Rahmen ihrer Ausbildung sind 125 Beamte in Ausbildung zu Gast in den Diensten und Einrichtungen des Franziskuswerks Schönbrunn, um mit Menschen mit Behinderung in Kontakt zu kommen.

Im zweiten Ausbildungsabschnitt stehen Werte und Normen auf dem Lehrplan, erläutert Walter Strauß, Leiter der Ausbildung im 31. Ausbildungsseminar der Bereitschaftspolizei, die in Dachau stationiert ist. "Für die Beamten in Ausbildung ist es wichtig, ihre eigenen Normen und Werte immer wieder abzugleichen. Dafür ist der Besuch im Franziskuswerk eine gute Gelegenheit. Ich sage immer: Was den Beamten in Ausbildung menschlich was bringt, ist auch gut für ihre spätere Tätigkeit". Die Persönlichkeit der jungen Polizisten weiterzuentwickeln, ihnen Handlungssicherheit in den verschiedensten Einsatzsituationen und im Umgang mit den unterschiedlichsten Menschen zu geben, sind einige der Hauptanliegen dieses Teils der Ausbildung.

Der direkte Kontakt ist wichtig

Für Claudia Staben-Obst, die Organisatorin des Projekts im Franziskuswerk, ist deshalb auch der direkte Kontakt wichtig: "Im Gespräch und im persönlichen Umgang lernt man am besten, was das Gegenüber möchte und wie die Einzelnen reagieren. Sich auf Augenhöhe zu begegnen und die Bedürfnisse des Einzelnen abzufragen, ist wichtiger Teil unserer Arbeit. Sich daraus Methoden abzuschauen, kann für die Beamtinnen und Beamten sehr wertvoll sein." Auch das Verhalten einiger Menschen, besonders auch in außergewöhnlichen Situationen wie bei einem Unfall, zu dem die Polizei gerufen wird, erfordert einiges an Routine von allen Beteiligten. "Da ist es gut, wenn man sich kennt und weiß, wie der andere tickt." Deshalb werden nicht nur die angehenden Polizisten die Einrichtungen besuchen, auch Menschen mit Behinderung werden zu Gast bei der Bereitschaftspolizei in Dachau sein, wo das 31. Ausbildungsseminar seit April 2016 seine Ausbildung absolviert.

Das Franziskuswerk Schönbrunn ist eine der größten Behinderteneinrichtungen Bayerns. Rund 850 Menschen mit unterschiedlichen geistigen Behinderungen wohnen in Einrichtungen des Franziskuswerks im Landkreis Dachau und Schönbrunn. In den Werkstätten des Franziskuswerks arbeiten 360 Menschen, in der Förderstätte weitere 190. Mit der Vision 2030 hat es sich das Franziskuswerk zur Aufgabe gemacht, Selbstbestimmung, Teilhabe sowie das Wunsch- und Wahlrecht für Menschen mit Behinderung zu realisieren.

© SZ vom 09.11.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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