Schnell Tatsachen schaffen:Odelzhausen will Autobahnanschluss selbst errichten

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Bürgermeister Trinkl schlägt vor, die Planung im Sonderbaurechtsverfahren durchzuziehen. Das kostet drei Millionen Euro

Von Horst Kramer, Odelzhausen

Es war das erste öffentliche Treffen des Odelzhausener Gemeinderats nach dem Auftritt des früheren Bundesverkehrsministers Alexander Dobrindt (CSU) in Puch im Sommer, bei der dieser seine Zusage zu einer neuen Autobahnanschlussstelle bei Odelzhausen verkündete und damit die weiteren Planungsschritte für die Nordumfahrung der Gemeinde an der Autobahn A 8 ermöglichte. Anwesend bei dieser Ankündigung in Puch war natürlich auch Odelzhausens Bürgermeister Markus Trinkl (parteifrei). Noch in derselben Nacht setzte sich der 34-Jährige mit seiner Familie ins Auto und fuhr für zwei Wochen ab in den Süden. Seine Freude drückte er damals zunächst nur in einer mehrseitigen Pressemitteilung aus.

Bestens gelaunt berichtete Trinkl nach der Sommerpause nun im Gemeinderat von den "unglaublich weit reichenden Chancen", die sich nicht nur für seine Kommune, sondern für "die gesamte Region" mit der Anschlussstelle und Umgehung ergäben. Er dankte allen Beteiligten, die den Prozess auf den Weg gebracht hätten, darunter seinen Ratskollegen und "vor allem Gerda Hasselfeldt", der langjährigen CSU-Landesgruppenvorsitzenden und Bundestagsabgeordneten für den Wahlkreis Dachau-Fürstenfeldbruck in Berlin.

"Gerade in unseren Nachbargemeinden hatten viele dieses Ergebnis nicht für möglich gehalten", stichelte Trinkl. So hatte sich zum Beispiel zu Jahresanfang der Pfaffenhofener Gemeinderat Klaus Reindl (AWG), der viele Jahre als ADAC-Pressesprecher fungierte, zu Wort gemeldet und eine zweite Autobahnauffahrt in Odelzhausen für "sehr unwahrscheinlich" gehalten. Auch der Altomünsterer Bürgermeister Anton Kerle (CSU) sagte kürzlich im Gespräch mit der SZ: "Diese Auffahrt hätte ich nie für möglich gehalten."

Markus Trinkl beließ es aber nicht beim Jubeln, sondern kündigte eine weitere Sensation an: Die Kommune wird voraussichtlich die Planungen für die Umgehung samt Autobahnanschlussstelle in die eigene Hand nehmen. Das ist unter einem Verfahren namens "kommunales Sonderbaurecht" möglich. Der Vorteil: Arbeitsschritte, die ansonsten unter der Ägide des Freistaats langwierig abgewickelt werden, liegen in der Hand der Kommune - und könnten damit deutlich schneller über die Bühne gehen. Der Nachteil: Die Gemeinde muss einen Teil der Kosten tragen - 25 Prozent laut Trinkl, der Rest käme über Fördermittel wieder herein.

Der Odelzhausener Rathauschef rechnet zurzeit mit etwa 16 Millionen Euro Kosten, von denen zirka zwölf Millionen Euro förderfähig seien. Der Zuschuss des Freistaats betrüge demnach neun Millionen Euro, der Eigenanteil drei Millionen Euro. "Das ist viel Geld", räumt Trinkl ein, deswegen müsse der Schritt im Gemeinderat genau überlegt werden. Trinkl widerspricht nicht ausdrücklich einer Einschätzung, nach der das gesamte Verfahren auf diese Weise um bis zu fünf Jahre verkürzt und die Umgebung schon binnen zehn Jahren realisiert werden könnte. Er betont aber auch: "Es ist viel zu früh, um über konkrete Termine zu reden." Warum es Trinkl mit dem Projekt eilig hat, zeigt ein Blick auf eine Studie des Münchner Professors Harald Kurzak aus dem vergangenen Jahr. Der renommierte Verkehrsexperte hatte darin einen Rückgang des Durchgangsverkehrs durch die Anschlussstelle um bis zu 43 Prozent prognostiziert.

© SZ vom 04.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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