Schnapszahljubiläum:"Bitte weitermachen"

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Frank Striegler, Impresario des "Leierkastens", entdeckt immer wieder neue Stücke für sein Programm, mit denen er das Publikum zum Staunen bringt. (Foto: Niels P. Jørgensen)

1000 Vorstellungen in 33 Jahren: Die Kleinkunstbühne "Leierkasten" ist aus Dachaus Kulturleben nicht mehr wegzudenken

Von Renate Zauscher, Dachau

Eintausend Veranstaltungen mit insgesamt 122 000 Besuchern in 33 Jahren: Es dürfte nicht allzu viele Kleinkunstbühnen jenseits der großen Kulturzentren geben, die mit einer solchen Erfolgsbilanz aufwarten können. Der Gründer des "Leierkastens" Frank Striegler, der zusammen mit Florian Heiser die Kleinkunstbühne der Evangelischen Friedenskirche in Dachau leitet, hat diese Zahlen jüngst bei einem Konzertabend genannt - und dafür großen Applaus vom Publikum bekommen. Seit mehr als drei Jahrzehnten trägt der "Leierkasten" in Dachau ganz wesentlich zur Vielfalt des kulturellen Lebens der Stadt bei und setzt bewusst auch ganz eigene Akzente.

Begonnen hat die Bühne zunächst als zartes Pflänzchen. Viele Veranstaltungen fanden anfangs nur im kleinen, intimen Nebensaal der Friedenskirche statt. Entstanden ist der "Leierkasten", der nach dem Auftritt eines realen Leierkastenmanns am Eröffnungstag benannt ist, aus der Idee einer damals von Striegler geleiteten Jugendgruppe der Gnadenkirche; in der Friedenskirche fand man eine dauerhafte Bleibe. Mit Musik der Gruppe One for the Morning hat damals alles angefangen.

Bald aber kamen andere: Kabarettisten und Musiker unterschiedlichster Richtungen, Puppenspieler oder auch mal ein Zauberer. Viele von ihnen sollten ein paar Jahre später bereits zu den Stars der Kleinkunstszene gehören, so etwa die Biermösl-Brüder, Gerhard Polt, Willi Astor, Michael Altinger oder Fredl Fesl. Die Wellküren sangen hier anfangs ihre frechen Songs vor nicht einmal 70 Gästen, und auch die Mitglieder der Fraunhofer Saitenmusik hatten erst ein paar Jahre vorher zusammengefunden. Helmut Schleich war da, Luise Kinseher, mehrfach auch Quadro Nuevo. Kennengelernt hat Striegler die meisten von ihnen im MUH in München, seiner Lieblingskneipe.

Die Erfolgsgeschichte des "Leierkasten" und des später ergänzend dazu gegründeten Kindertheaters führt Frank Striegler im Wesentlichen auf zwei Dinge zurück, auf "Kontinuität und Qualität" des Programms. Dazu kommt, dass das Publikum vom neuen Angebot jenseits von klassischen Konzerten und Dachaus Image als Künstlerkolonie begeistert war: "Die Idee ist toll - bitte weitermachen", lautet einer der ersten Kommentare eines Besuchers im Gästebuch des "Leierkastens".

"Weitergemacht" haben sie alle gemeinsam: Frank Striegler, zu dem Florian Heiser stieß, und ihr großes Helfer-Team. "Wir investieren viel Herzblut", sagt Striegler und das bedeutet: viel Engagement, viel Kreativität, und immer wieder auch viel Arbeit. Dazu gehört die intensive Kontaktpflege mit den Künstlern, die Striegler auch als ganz persönliche Bereicherung empfindet, die Vernetzung mit anderen Bühnen oder die Suche nach neuen Gruppen und Ideen etwa beim Weltmusikfestival im Thüringischen Rudolstadt.

Als besondere Chance erwies sich, dass die Gruppe um Heiser und Striegler immer frei in ihren Entscheidungen zur Programmgestaltung war, weil alle von ihnen ausschließlich ehrenamtlich für den "Leierkasten" tätig waren und sind. Deshalb, so Striegler, "konnten und können wir genau das machen, wozu wir Lust haben". Nach einem finanziell schwierigen Start bekommt die Bühne heute Zuschüsse von der Stadt, Sponsoren übernehmen den Programmdruck.

"Lust" hat der heute 63-jährige Frank Striegler, der von Beruf Erzieher ist, immer noch zu vielem. Auch dazu, sich politisch einzumischen. Das hat er unter anderem deutlich gemacht, als über die Einrichtung des Jugendgästehauses in Dachau gestritten wurde, oder durch seine Mitarbeit für das Jugendzeltlager. Trotz fester Überzeugungen müsse man aber "immer auch offen bleiben für anderes", ist Striegler überzeugt.

Die Freude an neuen Entdeckungen hat sich Striegler bis heute bewahrt. Das zeigt auch das Programm im neuen Jahr. Den Anfang macht die Schweizer Kabarettistin Lisa Catena mit einem laut Vorschau "lustvollen Biss in die Waden der aktuellen Politik" (20. Januar), gefolgt von Aurel Bereuter, ebenfalls Kabarettist und begnadeter Geschichtenerzähler (23. Februar). Nur zwei Tage später, am 25. Februar, beweist Frank Lüdecke, dass er den Spagat zwischen intellektuellem Witz und Unterhaltung souverän meistert.

Dann gibt es zweimal Musik: Am 3. März mit der Gruppe Pam Pam Ida, die als neuer Geheimtipp der bairischsprachigen Musik gilt, und am 22. April beim Internationalen Akkordeon-Festival. Davor kommt am 11. März noch Margit Gysin mit ihrem Figurentheater. Das Improvisationstheater "Tatwort" am 5. Mai und im Juni eine Veranstaltung in der Gärtnerei Klein in Eschenried runden das vielfältige Programm bis zur Sommerpause ab.

© SZ vom 05.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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