Sägen, bohren, hämmern, nähen, schneiden:Feen und Räuber

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Die 53 Teilnehmer am Dachauer Kinderkunstraum haben sich auf das Thema "Im tiefen, dunkler Wald" regelrecht gestürzt. Und ihre ganze Phantasie walten lassen. Von Ostersonntag an kann die Ausstellung in der Neuen Galerie besichtigt werden

Von Kathrin Pleva, Dachau

Sägen, bohren, hämmern, nähen, schneiden - die 53 Kinder und Jugendlichen werkeln beim 17. Kinder-Kunst-Raum vor sich hin. Sarah sieht es deshalb gar nicht ein, sich von ihrem Freund helfen zu lassen. Sie will alleine den Ast absägen, ohne Hilfe. Allerdings ist das gar nicht so leicht, in der einen Hand die Säge, in der anderen der Ast. Allein beim Anblick würden panische Mütter schon einen Herzinfarkt bekommen.

Doch Betreuerin Marlene Tyroller bleibt ganz gelassen. Um sie herum wuseln zehn Kinder von sieben bis 14 Jahren. Sie bastelt mit den jungen, konzentrierten Künstlern Möbel aus Ästen. Vorbild für die Idee waren die Arbeiten von Andy Goldsworthy, der für seine Naturkunstwerke bekannt ist. Das Motto ist dieses Jahr "Im tiefen, dunklen Wald." Jede der sechs Gruppen wird jeweils von Künstlern und Kunstpädagogen betreut, die alle das Wald-Thema auf ihre eigene Weise interpretieren wollen.

So können die Kinder bei Kira Fritsch, Goldschmiedin und Kunstpädagogin, die mit Elisabeth Boser das Projekt leitet, Medaillons selber entwerfen und schmieden. "Die meisten Mädchen denken bei dem Thema Wald an etwas Märchenhaftes." Eben so fabelhaft geht es in der Mädchengruppe von Matthias Neutinger zu, der das erste Mal bei dem Osterferienkurs mitmacht. Hier gestalten die Kinder mystisches: Waldgeister. "Das Projekt basiert auf dem Prinzip einer meiner künstlerischen Arbeit." Die Figuren werden aus Mulchvlies genäht, mit Papier gefüllt, Arme aus Ästen angebracht und ein Kopf aus Papier geformt. Dazu kommen Kleider für die Geister aus bunten Stofffetzen - eine ganze Menge Arbeit. Die zehnjährige Miriam ist zum ersten Mal dabei. Ihr bereitet die Arbeit sichtlich Spaß, ganz selbstbewusst präsentiert sie die schon fertigen Teile. Ihr Geist, "Vampirkönig Gruseldrus", muss jetzt nur noch mit Papier ausgestopft werden.

Bei der Filmgruppe von Johannes Karl , dem Vorsitzenden der Künstlervereinigung Dachau, ist das Thema von den Kindern in eine weniger märchenhafte Richtung interpretiert worden. Hier geht es um die "Räuberbande hoch sieben", wie der Titel verrät. In der Gruppe sind passenderweise mehr kleine Räuber statt Räuberinnen. Emsig arbeiten die Kinder an der Positionierung der Figuren. Wenn alles passt, darf die achtjährige Lena fotografieren.

In einer anderen Gruppe arbeiten die Buben und Mädchen an Weiden-Laternen für die Räuber. Denn Bildhauer Michael Nauderer meint: "In einem tiefen, dunklen Wald, was braucht man da - Licht!" Die Art-Textil-Gruppe näht an der Ausrüstung für die Räuber, dazu kunstvolle Kissen, die mit Waldelementen bestickt werden und für die Räuberhöhle gedacht sind.

Jutta Mannes, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Dachauer Galerien, ist "immer wieder erstaunt, wie toll die Kinder mitarbeiten. Alle sind total mit Feuereifer dabei. Es ist ein Selbstläufer, aber klar die Kleineren muss man ab und an unterstützen." Diesen "Feuereifer" spürt man. Die erfahrenen Teilnehmer, die meist schon ein paar mal bei dem Projekt dabei waren, arbeiten konzentriert und eigenständig. Mal fragt ein Kind, wie der Räuberhund im Trickfilm "Räuberbande hoch sieben" seine Ohren am besten wackeln soll, oder wie der Faden wieder aus der Nähmaschine kommen kann, doch den Rest erledigen sie alleine. Wie in einem professionellem Atelier herrscht eine konzentrierte, ruhige Arbeitsstimmung.

Die unterschiedlichen Interpretationen des Themas, bei dem Buben eher Räuber und Mädchen tendenziell Feen sind, sind für Mannes ganz normal. Doch trotz der traditionellen Interessen zeigen Sarah, Miriam und die kleine Lena, dass die Mädchen sich dennoch das Heft nicht aus der Hand nehmen lassen. Arbeiten können sie genauso wie die Buben, ganz alleine und selbstständig.

Die fertigen Werke sind von Ostersonntag, 5. April, an eine Woche lang täglich von 13 bis 17 Uhr in der Neuen Galerie ausgestellt. Der Eintritt ist frei und am letzten Ausstellungstag, 12. April, findet von 17 Uhr an die Finissage statt, nach der die Kinder ihre Kunstwerke mit nach Hause nehmen können.

© SZ vom 02.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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