S-Bahn-Linie A:Harter Handel hinter verschlossener Tür

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Die Lokalbahn soll schneller werden. Aber gegen den Ausbau haben viele Gemeinden und Landwirte gewichtige Einwände.

Robert Stocker

Die Damen und Herren tagen hinter verschlossenen Türen, als handle es sich um eine hochbrisante, geheime Mission. Nichtsdestoweniger ist das Thema im Sitzungssaal des Adolf-Hölzel-Hauses durchaus bedeutend, weil es um eine Verkehrsader geht, die für das Hinterland eine entscheidende Rolle spielt: die S-Bahn-Linie A, vulgo Lokalbahn, die endlich leistungsfähiger und schneller werden soll. Geplant ist eine Elektrifizierung der knapp 30 Kilometer langen Strecke von Dachau nach Altomünster, die wohl mehr als 40 Millionen Euro verschlingen wird.

Die Zeiten der roten Dieselloks sind wohl bald vorbei: Ein Triebwagen der Baureihe VT 628 passiert einen Bahnübergang bei Niederroth. Künftig sollen auf der elektrifizierten Strecke S-Bahn-Züge verkehren, wie sie auf der gesamten Stammstrecke fahren. Dann müssen Fahrgäste nicht mehr in Dachau umsteigen. (Foto: region.dah)

Dazu muss sich die Infrastruktur der Linie verändern, die durch viele Landkreisgemeinden und landwirtschaftlich genutzte Flächen führt. Um auch strittige Punkte im Zuge dieser Veränderungen zu klären, führt die Regierung von Oberbayern im Auftrag des Eisenbahnbundesamtes ein Genehmigungsverfahren durch, das derzeit in die letzte Runde geht. Dabei vertreten betroffene Kommunen und Bürger bei sogenannten Erörterungsterminen ihre Interessen. Zu diesem Zweck kamen am Montag Josef Kreitmeir (Freie Wähler), Bürgermeister von Markt Indersdorf, und der Schwabhausener Gemeindechef Josef Mederer (CSU) ins Adolf-Hölzel-Haus nach Dachau-Ost. Für Privatbürger gibt es eigene Erörterungstermine, allerdings nur dann, wenn sie ihre Einwände in einer schriftlichen Stellungnahme bereits begründet haben.

Die Bahn muss für die Elektrifizierung der Linie A die Infrastruktur der Strecke verändern, sie muss etwa Trafohäuschen und Strommasten auf Grundstücken aufstellen, die derzeit im Besitz von Gemeinden oder Landwirten sind. Zu den größten Baumaßnahmen gehören ein zweigleisiger, etwa drei Kilometer langer Streckenabschnitt bei Schwabhausen, auf dem sich die neuen Züge begegnen sollen. Im Gegenzug wird der bisherige Kreuzungsbahnhof in Markt Indersdorf zu einer eingleisigen Station umgebaut, der Haltepunkt Erdweg soll sich in einen Kreuzungsbahnhof verwandeln.

Sämtliche Stationen sollen barrierefrei werden. Der Ausbau der Strecke soll 2013 beendet sein; wenn sie in Betrieb geht, sollen auf der Linie A auch S-Bahn-Züge vom Typ ET 423 verkehren, die auch auf der Stammstrecke fahren können. Fahrgäste müssen dann nicht mehr in Dachau umsteigen. All diese Maßnahmen sollen es ermöglichen, dass die Linie A von 2013 an zur Hauptverkehrszeit im 30-Minuten-Takt fahren kann.

Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg. Grundstücksfragen müssen geklärt, Entschädigungen für Landwirte festgesetzt werden. Allein die Erörterungstermine für Gemeinden und Bürger, die an den Streckenendpunkten Dachau (Adolf-Hölzel-Haus) und Altomünster (Kapplerbräu) über die Bühne gehen, werden sich wohl bis in den Juli hinziehen. Eine Reihe von Landwirten muss beispielsweise Grund für Strommasten abtreten; die Bahn ist im Gegenzug dazu verpflichtet, ökologische Ausgleichsflächen zu schaffen. Viele Bauern wehren sich dagegen mit Händen und Füßen, fordern Ersatz für ihre Äcker und Wiesen, den die Gemeinden häufig nicht anbieten können.

"Die Bahn", sagt Indersdorfs Bürgermeister Kreitmeir, "will natürlich kostengünstig bauen, aber sie muss auch für die Sicherheit sorgen." Und das kostet Geld, etwa bei den Bahnübergängen. Im Bereich von Indersdorf wird nur ein Übergang geschlossen, alle anderen bleiben offen und müssen gesichert werden. Doch zuweilen fließt auch Geld in die Kasse der Bahn. So hat Markt Indersdorf im Ortsteil Niederroth von dem Unternehmen ein Grundstück gekauft, um dort Park-und-Ride-Plätze schaffen zu können. Schneller, leistungsfähiger, bequemer: So soll die Linie A der Zukunft aussehen. Was mit zuckelnden Dampflokomotiven im Jahr 1913 begann, als die Zugverbindung nach einem langen Streit über die Streckenführung eröffnet wurde, soll jetzt zu einem zeitgemäßen Verkehrsmittel werden, das dem technischen Standard von heute entspricht. Bis es so weit ist, wird es noch viele Gespräche, Verhandlungen und Streitfälle geben. Und dabei wird mit harten Bandagen gekämpft.

© SZ vom 15.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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