Röhrmoos:Röhrmooser Nachtarock zur Ortsmitte

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Freie Wähler und GUL bedauern das Ende der Idee von Altbürgermeister Lingl / CSU zeigt sich "glücklich" über die Entscheidung

Von Wolfgang Eitler, Röhrmoos

Dass einstimmig noch lange nicht einmütig bedeutet, demonstrierte der Gemeinderat Röhrmoos am Mittwochabend. Er beschloss zwar einen Bebauungsplan für das fünf Hektar große Areal neben dem Rathaus. Aber Freie Wähler und Grüne Unabhängige Liste (GUL) verdeutlichten als Nachtarock ihre sehr grundsätzlichen Vorbehalte gegen die neuen Pläne für das Zentrum des Orts Röhrmoos.

Dazu muss man wissen, dass die beiden Fraktionen unter dem früheren Bürgermeister Hans Lingl (Freie Wähler) energische Verfechter einer Idee gewesen sind, welche den Ort selbst und damit die gesamte Gemeinde entscheidend verändert hätte. Lingls Ziel war es, aus dem Areal südlich und nördlich der Kreisstraße DAH 3 ein Zentrum zu entwickeln, das die Durchgangsstraße einbindet und den Verkehr über einen Kreisel verlangsamt. Gleichzeitig sollte die Bahnhofstraße geschlossen werden, so dass ein großes fußläufiges Areal entstanden wäre. Der neue Gemeinderat unter Lingls Nachfolger Dieter Kugler (CSU) hat diesen Entwurf am Mittwoch offiziell verworfen.

Statt einer Ortsmitte entstehen jetzt zwei durch die Kreisstraße getrennte Baugebiete. Anstelle eines zentralen Platzes mit hoher Aufenthaltsqualität bilden Rathaus und ein Supermarkt einen Baukomplex, der durch einen Parkplatz ergänzt wird. Dieser Bereich soll so gestaltet werden, dass auf ihm auch Veranstaltungen möglich sind. Nördlich der DAH 3 entsteht also das neue Baugebiet; südlich davon besitzt die Gemeinde eine Fläche, die sie nach ihren Wünschen gestalten kann. Das neue Baugebiet trägt den Namen "Am Bücherlweiher".

Die Röhrmooser Bürger hatten von den internen Debatten im Gemeinderat nur Bruchstücke mitbekommen, auch weil die meisten Sitzungen dazu nicht öffentlich waren. Auf einer Versammlung vor einigen Monaten hatten die Freien Wähler angekündigt, für Lingls Entwurf notfalls einen Bürgerentscheid anzustreben. Auf der Informationsveranstaltung Mitte Februar zeigte sich, dass die Gruppierung sich mit ihrer Niederlage abgefunden hatte. Fraktionssprecher Stefan Lorenz nutzte am Mittwochabend die letzte Möglichkeit einer erstmalig öffentlichen Diskussion über die unterschiedlichen Pläne zu einer Verteidigung von Lingls Idee. Der große Streitpunkt war im Gemeinderat anscheinend der geplante Kreisel und seine voraussichtlichen Kosten. Lorenz wollte finanzielle Aspekte nicht gelten lassen und sagte: "Eine gute Lösung darf auch mal etwas kosten." Er bedauerte das Ende für eine "tatsächliche Ortsmitte": "Das ist sehr, sehr schade." Lorenz betonte auch, dass er und seine Fraktion die demokratische Mehrheitsentscheidung des Gemeinderats akzeptierten. In diesem Sinne verdeutlichte auch der Dritte Bürgermeister der Gemeinde und Fraktionssprecher der GUL, Nicolas Kugler, seine Enttäuschung über den Ausgang der Beratungen: "Aber Hauptsache, wir kommen jetzt voran." Das Ende der Lingl-Idee ist allerdings nach übereinstimmender Darstellung im Gemeinderat auch die Folge eines Grundstückstausches mit der Sparkasse. Damit war der Ortsmitte-Plan südlich der Kreisstraße anscheinend nicht mehr realisierbar.

"Ich bin mehr als glücklich, dass wir es geschafft haben, einerseits eine realisierbare und andererseits gestalterisch sehr schöne Lösung zu finden", sagte der Fraktionssprecher der CSU, Matthias Rager, in seinem Plädoyer für die Kugler-Planung. Er warb für die Idee eines multifunktionellen Parkplatzes des Supermarkts. Ihn stellt sich Rager als "übergreifendes" Gelenkstück vor, von dem ein "großer Reiz" ausgehen könnte. Die Frage ist nur, wenn Rager mit "wir" meinte. Der Gemeinderat stimmte zwar im Herbst 2015 der neuen Planung zu, allerdings gab es in den nicht öffentlichen Sitzungen zuvor durchaus knappe Entscheidungen gegen Freie Wähler und GUL.

© SZ vom 26.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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