Röhrmoos:In der Defensive

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Die Spielvereinigung Röhrmoos sieht sich in ihrer Existent bedroht, sie fürchtet den Verlust der Gemeinnützigkeit.

Wolfgang Eitler

In einer konzertierten Aktion wollen sämtliche Vereinsvorstände in Röhrmoos die Spielvereinigung davor bewahren, die Gemeinnützigkeit zu verlieren. Denn das langfristige Defizit aus dem Betrieb der vereinseigenen Gaststätte und des angeschlossenen Bürgersaals gefährdet den finanziell vorteilhaften Status des Vereins. Mit dieser Hiobsbotschaft konfrontierte der Bayerische Landessportverband vergangene Woche den Röhrmooser Vereinsvorsitzenden Günter Bakomenko. Aber bei den Etatberatungen am Dienstagabend hatte der Gemeinderat noch kein richtiges Einsehen in diese prekäre Lage.

Das Defizit der Vereinsgaststätte und des angeschlossenen Bürgersaals gefährdet langfristig die Existenz der SpVgg Röhrmoos. (Foto: DAH)

Stefan Lorenz (Freie Wähler) kritisierte seine Kollegen als knausrig. Er forderte sie auf, der Spielvereinigung mit 1174 Mitgliedern einen zusätzlichen Betrag von 3000 Euro für den Unterhalt des Bürgersaals zukommen zu lassen. "Wir sind nicht knausrig", verwahrte sich der junge CSU-Gemeinderat Matthias Rager. Angesichts eines Gesamtzuschusses von etwa 220 000 Euro, hält es der stellvertretende Bürgermeister Dieter Kugler wie auch Nicolas Kugler von der Grünen Unabhängigen Liste für falsch, "diese 3000 Euro derart in den Mittelpunkt zu rücken". Aber Lorenz beharrte darauf, dass der Gemeinderat die Existenz des Sportvereins gefährdet: "Die Gemeinnützigkeit ist bedroht." Der Gemeinderat gewährt 7000 Euro. Der Sportverein braucht 10 000 Euro.

Wegen 3000 Euro? "Ja", antwortet der Vorsitzende des SpVgg Röhrmoos, Günter Bakomenko, im Gespräch mit der SZ am Mittwoch. "Wegen 3000 Euro." Die Finanzprobleme des Sportvereins führen in das Dickicht des deutschen Steuerrechts. Ein Sportverein kann nur funktionieren, wenn er als gemeinnützig anerkannt ist. Sonst darf er keine Spendenquittungen ausstellen; die Trainer und Helfer könnten nicht ehrenamtlich tätig sein. Das Finanzamt aber legt für diesen Status strenge Maßstäbe an. Einer davon berührt die Röhrmooser Spielvereinigung. Neben der neuen Halle gehört zu der ehemals kleineren Anlage eine Wirtschaft und ein Saal, der früher auch als Turn- und Gymnastikraum diente. Jetzt nehmen ihn zahlreiche Vereine für Versammlungen und Veranstaltungen in Anspruch. Über ein anderes, in der Größe vergleichbares Angebot verfügt die Gemeinde nicht.

Günter Bakomenko war in München beim Dachverband und bei einer Steuerberatung, die sich auf Vereine spezialisiert hat. Dort wurde ihm definitiv dargelegt: Sollte die dortige Gastwirtschaft einschließlich des Bürgersaals langfristig weiter Verluste schreiben, würde dem Sportverein die Gemeinnützigkeit entzogen. Die einzige Lösung sieht Bakomenko darin, dass die jährlich nicht gedeckten Kosten von 10 000 Euro für den Bürgersaal von der gesamten Gemeinde geschultert werden. Die sind schon knapp gerechnet, weil die ehrenamtliche Arbeit für die Erhaltung des Saals in diesem Betrag fehlt. Noch ein Jahr in den roten Zahlen, und für die Spielvereinigung wird es schwierig.

Bakomenko hat schon genügend Defizite, die er gerade noch ausgleichen kann: "Denn wegen des Wirtshaussterbens in ganz Bayern hat der Sportverein die Pacht reduzieren müssen, um den Gaststättenbetrieb aufrecht zu erhalten." Die Zwangslage ist aber noch viel fataler. Denn der Verein könnte Bürgersaal und Wirtschaft nicht aus dem Vereinsvermögen herauslösen, ohne wiederum die Gemeinnützigkeit zu verlieren.

Mit anderen Worten: Günter Bakomenko ist auf die anderen Vereine, die den Bürgersaal zu 90 Prozent belegen, und auf die Gemeinde angewiesen. Bürgermeister Lingl kündigte am Dienstagabend einen gemeinsamen Antrag aller Vereine an. Er teilte mit, in die Beratungen bereits eingebunden zu sein. Am Mittwoch bestätigte Bakomenko, dass unter der Federführung von Peter Schüssler, dem Vorsitzenden des Wintersportvereins, eine "konzertierte Aktion" vorbereitet wird.

© SZ vom 02.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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