Franziskuswerk Schönbrunn:Gärtnerei auf dem Prüfstand

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Das Unternehmen schmälert die Bilanz der Werkstätten für Behinderte wegen eines jährlichen Defizits von 100000 Euro erheblich. Jetzt sollen Planer über die Zukunft der Gärtnerei entscheiden.

Von Wolfgang Eitler, Röhrmoos

Seit Monaten kursieren Gerüchte über ein Ende der Gärtnerei des Franziskuswerks in Schönbrunn. Tatsächlich schmälert sie die Bilanz sämtlicher Werkstätten für Behinderte wegen eines jährlichen Defizits von 100 000 Euro erheblich. Deshalb ist die Gärtnerei Bestandteil des städtebaulichen Wettbewerbs zur Zukunft von Schönbrunn. Am 23. April werden die Ergebnisse veröffentlicht und die Sieger bekannt gegeben, die von einer Jury ausgewählt werden. Ob und wie die Gärtnerei erhalten bleibt, wird sich dann erweisen. Es ist durchaus denkbar, dass das Areal als Wohngebiet ausgewiesen wird. Es könnte auch sein, dass die Städteplaner aus Gründen der Landschaftsgestaltung für die Gärtnerei plädieren.

Das Dorf soll im Sinne der Inklusion umgebaut werden

Das Franziskuswerk plant gemeinsam mit dem Träger, der Viktoria-von-Butler-Stiftung, eine grundlegende Strukturreform von Schönbrunn. Das Dorf soll im Sinne der Inklusion umgebaut werden. Behinderte Menschen sollen - soweit wie möglich - in Außenwohngruppen des Landkreises leben. Gleichzeitig ändert sich die gesamte Tätigkeit des Franziskuswerks, das sich zu einem überregionalen Anbieter sozialer Leistungen entwickeln soll. Auf diesem Weg soll die UN-Behindertenkonvention zur Inklusion realisiert werden. Im Gegenzug soll sich das Dorf zu einem Wohnort wandeln, in dem behinderte und nicht behinderte Menschen leben.

Integration Behinderter in Gärtnerei ist aufwendig

Die Gärtnerei wird seit zwei Jahren in Zusammenarbeit mit der Organisation Kartoffelkombinat aus München betrieben. Die Organisation will die regionale Versorgung vorantreiben und unterbreitete dem Franziskuswerk Schönbrunn Ende vergangenen Jahres einen Vorschlag, wie die Gärtnerei erhalten werden könnte. Demnach könnte das Kombinat sich vorstellen, die Gärtnerei zu pachten und mit eigenen Mitarbeitern zu betreiben. Parallel dazu würde es sich verpflichten, zwölf geistige Behinderte zu beschäftigen, für die allerdings das Franziskuswerk weiter die Verantwortung trägt.

Tatsächlich ist eine Integration Behinderter in einer Gärtnerei wesentlich aufwendiger als in einem sonstigen Betrieb. Um die Mitarbeiter richtig anzuleiten, müssen kleine betreute Gruppen geschaffen werden. In einer Werkstatt reichen beispielsweise zwei Kräfte für 25 Personen aus. Darin sieht auch das Franziskuswerk das grundlegende Problem. Eine finanziell tragfähige Lösung lässt sich seiner Ansicht nach nur erreichen, wenn die Gärtnerei bei gleicher Anzahl von Beschäftigten erheblich vergrößert wird. Eine andere Alternative wäre ein Unternehmen, das behinderte Menschen tatsächlich selbst beschäftigt und anstellt, wie es in Unternehmen rechtlich möglich und auch staatlich finanziell gefördert wird.

© SZ vom 05.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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