Röhrmoos:Eine dörfliche Metropole

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Mitten im Ort befindet sich ein großes Baugebiet von ungefähr 500 Hektar. Bürgermeister Dieter Kugler (CSU) stellt seine Pläne der Öffentlichkeit vor. (Foto: Toni Heigl)

Die Pläne in Röhrmoos für ein neues Baugebiet von fünf Hektar im Zentrum und die Ideen für eine Ortsentwicklung des Dorfs Schönbrunn im Sinne der Inklusion erfüllen die Kriterien des gemeinsamen landkreisweiten Leitbilds

Von Wolfgang Eitler, Röhrmoos

Im gesamten Landkreis haben nur zwei Kommunen die Chance, ihren Ortskern komplett neu zu gestalten. Neben der Großen Kreisstadt Dachau ist es die Gemeinde Röhrmoos. Die eine verfügt über ein 17 Hektar großes Areal direkt neben der Altstadt, das aus einer Industriebrache besteht. Röhrmoos stehen immerhin fünf Hektar zur Verfügung, die unmittelbar an das Rathaus und den S-Bahnhof anknüpfen. Die Eigentümergemeinschaft, auf die es ankommt, hat in den städtebaulichen Vertrag kürzlich eingewilligt. Bereits am Donnerstag, 11. Februar, findet eine umfassende Informationsveranstaltung für die Bürger statt.

Vor ungefähr zwei Jahren einigte sich der gesamte Landkreis - also alle 17 Kommunen, dazu der Kreistag und der Regionalentwicklungsverein Dachau Agil, dem wiederum fast alle Kommunen angehören - auf ein Leitbild unter dem Titel "Dorf und Metropole". Die Grundaussage lautet: Der Landkreis soll sich nur noch dort entwickeln, wo auch die Zentren entlang der beiden S-Bahnen nach Altomünster und Petershausen liegen. Auf diese Weise soll einer Zersiedelung entgegengewirkt werden. Gleichzeitig könnten dadurch Ortschaften entstehen, die als wirkliche Zentren empfunden werden. Aus diesem Blickwinkel heraus stellt sich die Frage, ob die Pläne in Röhrmoos dieser Idee entsprechen oder sich nähern. Fazit: Die Blaupause des Leitbilds passt ziemlich gut.

Ausbau von Zentren

Der Zentrumsgedanke des Leitbilds wird auf jeden Fall erfüllt. Nördlich und südlich der Kreisstraße DAH 3 entsteht ein Wohngebiet für 300 Neubürger, das unmittelbar an die S-Bahn anschließt. Ein Supermarkt erfüllt die Forderung nach wohnortnahen Einkaufsmöglichkeiten. Wegen des enormen Zuzugs in die Metropolregion München ist es nach Ansicht aller Fachleute nicht mehr möglich, Flächen für eine eher ländlich anmutende Bauweise vorzuhalten. In Röhrmoos genießt eine solche Bauweise im Entwurf der Gemeinde Vorrang. Allerdings sind in der Nähe des Rathauses und in direkter Nachbarschaft zum S-Bahnhof mehrstöckige Häuser für kleinere Wohnungen vorgesehen.

Sozialer Wohnungsbau

Landrat Stefan Löwl (CSU) und der Dachauer Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) werben ständig dafür, dass alle Kommunen sich am sozialen Wohnungsbau beteiligen. Dazu müssten Gemeinden der Kreiswohnungsbaugesellschaft Grundstücke anbieten. Seit Jahren wartet das landkreiseigene Unternehmen auf solche Angebote. In Röhrmoos zeichnet sich eine Lösung ab. Denn die Gemeinde verfügt über ein eigenes Grundstück im südlichen Bereich der Kreisstraße. Darüber hinaus haben sich Bürgermeister Dieter Kugler (CSU) und die Grundstückseigentümer darauf geeinigt, eine zusätzliche Fläche im Norden der Kreisstraße ausweisen zu lassen, auf die das in Bayern übliche Einheimischenmodell angewandt wird.

Arbeitsplätze und Nahverkehr

Als Wohnort dürfte Röhrmoos wegen der aktuellen Entwicklungen hoch interessant werden. Denn sie umfasst nicht nur das Gebiet am Rathaus mitten im Ort Röhrmoos. Genauso wichtig wird die Zukunft von Schönbrunn, einem der Ortsteile von Röhrmoos, 2,6 Kilometer vom S-Bahnhof entfernt. Schönbrunn ist bekanntlich eine der größten Einrichtungen für behinderte Menschen. Die dafür zuständige Franziskuswerk GmbH plant den großen Umbruch im Sinne der Inklusion. Die Konsequenzen sind kurz gefasst folgende: Die großen Heimkomplexe fallen weg, weil viele Menschen Schönbrunn verlassen und in betreuten Außenwohngruppen leben. Die Konsequenz sind neue Baugebiete, die normale Familien anlocken. Schönbrunn soll ein modernes Dorf werden, das den Charakter einer reinen Behinderteneinrichtung verliert. Außerdem wird sich das Franziskuswerk im Zuge dieser Veränderung zu einem der großen Anbieter sozialer Leistungen in ganz Oberbayern wandeln. Schon jetzt sind bei dem Unternehmen 1600 Menschen angestellt. Eine Grundvoraussetzung dafür ist ein optimaler Nahverkehr, nicht nur tagsüber.

Ortsmitte und Identität

Als Altbürgermeister Hans Lingl in seiner Amtszeit die Idee für eine Ortsmitte öffentlich vorstellte, spaltete er damit die Bevölkerung. Neubürger sagten, dass sie im Alter in Röhrmoos nur bleiben könnten, wenn sich die gesamte Gemeinde in diese Richtung entwickelt. Alteingesessene hingegen lehnten Lingls Vorstellungen ab. Es hieß brüsk: "Brauch'mehr net." In seinem Vorschlag meidet Bürgermeister Dieter Kugler das Wort "Ortsmitte". Dezent und lakonisch spricht er vom "Baugebiet Am Bücherlweiher", der an das Areal angrenzt.

© SZ vom 03.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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