Rock:Die Wüsten-Kerle

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"Dune Pilot" spielen Stoner Rock noch so wie die Pioniere des Genres vor 30 Jahren in Palm Desert: staubtrocken, hart und wuchtig. In der deutschen Szene ist die Dachauer Band längst etabliert. Am Freitag erscheint ihr zweites Album

Von Thomas Altvater, Dachau

Palm Desert, ein kleiner Ort im Süden der USA, Ende der 1980er Jahre. Große Pickup-Trucks fahren durch die staubigen Straßen. Durch die Vorgärten dröhnen vom Stadtrand her groovige, druckvolle E-Gitarren-Sounds. Mehrere tausend Kilometer von Palm Desert entfernt in Dachau im Jahr 2018: Die Band Dune Pilot arbeitet gerade an ihrem zweiten Studioalbum. Der Klang, der vor ungefähr 30 Jahren in den amerikanischen Südstaaten um Palm Desert entstand, prägte von Anfang an das Werk der Dachauer Band. Den Blues, den Rock, den Metal, all das vereint der Stoner Rock. In der wachsenden Münchner Stoner-Rock-Szene war Dune Pilot einer der Vorreiter. Schnell wurden die vier Musiker zu einer festen Größe - und touren mittlerweile durch ganz Deutschland.

"Wir waren vom Sound, vom Groove des Stoner Rock begeistert", erzählt Chris Schmidt, der Gitarrist der Band. Schmidt und Schlagzeuger Georg Bruchner spielten viele Jahre in der Dachauer Band Yuma, aus der im Jahr 2013 Dune Pilot entstand. Ihren Sänger Andris Friedrich fanden Schmidt und Bruchner über eine Zeitungsannonce, Bassist Antonio Sarcinella kam von den Dachauer Musikern Lem Motlow zu Dune Pilot.

Ihr Genre haben die vier Musiker damals nicht festgelegt, "das ist dann einfach so entstanden", sagt Schmidt. Der Name der Band erinnert an den sandigen Schauplatz der Geburt des Stoner Rock. "Dune" bedeutet aus dem Englischen übersetzt Düne. Vor vier Jahren veröffentlichten sie ihr Debütalbum mit dem Titel "Wetlands". Seitdem hat sich viel getan. "Wir haben uns weiterentwickelt", sagt Schmidt. Am Freitag, 25. Mai, erscheint nun ihr zweites Studioalbum "Lucy".

Viele Bands seien mittlerweile auf den schnell rollenden Truck des Stonerrock aufgesprungen, sagt Schmidt, "aber wir sind schon lange dabei." Palm Desert, ein Ort mit ungefähr 50000 Einwohnern und niedrigen Grundstückspreisen, gilt als Entstehungsort des Stoner Rock. Viele amerikanische Rentner kaufen sich dort ein Ferienhaus, im warmen Süden wollen sie ihren Ruhestand genießen. Das machte sich auch im kulturellen Leben der Stadt bemerkbar. Die Jugendlichen hatten nur wenige Möglichkeiten, um sich zu entfalten. Ständig gab es Beschwerden wegen der zu lauten Partys. Die jungen Leute mussten ausweichen. In der Wüste am Stadtrand von Palm Desert veranstalteten sie mithilfe vieler Stromgeneratoren Partys und Konzerte, die sogenannten Generator-Partys. Dort entstand der Stonerrock. Auf den Partys in der Wüste traf sich die Szene des Stoner Rock, tauschte sich aus und jammte zusammen. Diesen Geist der Pioniere des Genres lebt auch Dune Pilot.

Die vielen Konzertreisen durch ganz Deutschland, die langwierige Albumproduktion: Das Bandprojekt ist für die vier Musiker von Dune Pilot ein teures Hobby. (Foto: Aloisia Koe, Alvissia Concept Art)

"Wir haben uns während der Albumproduktion treiben lassen und einfach geschaut, was kommt", erzählt Schmidt. Ein Jahr lang arbeiteten die vier Musiker an ihrem Projekt "Lucy". "Es ist dynamischer und aggressiver als unser letztes Album", sagt er. "Der Sound schiebt mehr." In einem Tonstudio in Oldenburg nahm die Band ihr Album auf. Alles sei live und zusammen eingespielt worden, erklärt Schmidt. Eine Methode, die in den Tonstudios heutzutage kaum noch praktiziert wird. Doch erst so entsteht der ehrliche und nahbare Sound der Band, "und das ist etwas Besonderes."

Auf der Bühne entwickeln die Songs der Band eine eigene Dynamik. Die Musik von Dune Pilot erzeugt einen Druck, der sich sofort auf die Zuhörer überträgt, immer weiter steigert und sich schließlich entlädt. Sandsturmartig walzt der kraftvolle, dröhnende und groovige Sound der Songs über das Publikum. Schnelle Gitarrenriffs ergänzen den markanten Bass, die stampfenden Schlagzeug-Beats untermalen den rauen Gesang. Unverkennbar ist dabei - neben Einflüssen aus Classic Rock und Metal - die bluesige Note ihres Stoner Rocks. "Wir wollen live überzeugen, das ist das Wichtigste für uns", sagt Schmidt.

Die Szene des frühen Stoner Rock umgab schnell eine eigene Aura, Palm Desert wurde zum Mekka. Viele Bands wollten daraufhin den Gründern des Genres nacheifern. Dune Pilot erlegen sich jedoch kein Image auf. Ihre Musik ist ehrlich und der Stoner Rock, den sie spielen, ihre Leidenschaft. "Wir gehen auf die Bühne, um Spaß zu haben", sagt Schmidt. In München sind in letzter Zeit viele der Stoner-Rock-Konzerte ausverkauft. Allein drei nennenswerte Festivals des Genres gibt es dort. "Die Szene ist für München unfassbar groß", sagt Schmidt.

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Er und seine Freunde Friedrich, Bruchner und Sarcinella investieren viel in Dune Pilot, ihre Band ist ein kostspieliges Hobby. Die Produktion ihres neuen Albums zahlten sie zu einem Großteil selbst, für die Zeit im Tonstudio und die vielen Konzertreisen nahmen sich die Musiker Urlaub. Immer wieder begleiten sie namhafte Bands ihrer Sparte auf Tourneen durch Deutschland. Die Strecken zwischen den einzelnen Konzerten werden länger, die Zeit auf den Straßen mehr. Gemeinsam kauften die Musiker deshalb zuletzt einen eigenen kleinen Bus. In den kommenden Monaten sind Dune Pilot wieder unterwegs, nach Berlin, München, Hamburg und Frankfurt. "Wir versuchen, so viel live zu spielen, wie es nur möglich ist", sagt Schmidt.

Das neue Album "Lucy" ist auf dem Label Rodeostar Entertainment erschienen und ist von Freitag an sowohl als CD als auch auf Vinyl erhältlich.

© SZ vom 24.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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