Reden wir über:Ärger mit frechen Hexen

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Warum Petershausens Bürgermeister Marcel Fath die Faschingsfrauen heuer nicht im Rathaus empfängt.

Von Petra Schafflik

Am Unsinnigen Donnerstag stürmen in vielen Landkreisgemeinden wilde Hexen die Rathäuser und Amtsstuben. Bei diesen Überfällen müssen die Bürgermeister nicht nur ihre Krawatte opfern, sondern sich auch noch öffentlich von den Gästen die Leviten lesen lassen. Meist in gereimter Form werden allerhand Unzulänglichkeiten und vermeintliche Schandtaten des jeweiligen Rathauschefs gerügt. Doch in Petershausen wollte Bürgermeister Marcel Fath () in diesem Jahr die Besucherinnen nicht öffentlich empfangen. Auf einen Besuch ohne Publikum hat die muntere Hexentruppe im Gegenzug verzichtet und ist lieber durchs Dorf gezogen.

SZ: Sind Sie ein Faschingsmuffel, der lieber Akten wälzt statt lustig zu feiern?

Marcel Fath: Überhaupt nicht, ich bin für einen Spaß durchaus zu haben.

Warum wollten Sie dann die Petershausener Hexen nicht öffentlich empfangen?

Das Derblecken des Bürgermeisters hat ja eine lange Tradition, ich habe da auch ein dickes Fell. Schließlich muss man auch über sich selbst lachen können. Auch in Petershausen war das in der Vergangenheit immer eine schöne Tradition. Aber im vorigen Jahr gab es einiges, das ging tief unter die Gürtellinie, da wurde die Würde des Amts verletzt. Ich möchte die Entgleisungen gar nicht wiederholen. Auch einigen Mitarbeitern war das zu viel. Diese Kollegen haben mich in diesem Jahr gebeten, von der Anwesenheitspflicht bei der Veranstaltung entbunden zu werden.

Deshalb wurden die Hexen heuer gleich ganz ausgeladen?

Nein, aber ich wollte im Vorfeld mit der Chefin der Hexen einen Rahmen für den Besuch abstecken. Allerdings habe ich dafür kein Verständnis gefunden. Also habe ich den Hexen signalisiert, dass sie willkommen sind, aber die Mitarbeiter nicht zur Teilnahme verpflichtet werden und die Presse außen vor bleibt. Den Hexen war die öffentliche Aufmerksamkeit wichtiger als das Bürgermeister-Derblecken. Sie sind im Rathaus nicht vorbeibekommen.

Ihre Amtskollegen in den übrigen Gemeinden lassen die Hexen-Überfälle mit Geduld und Gleichmut über sich ergehen. Sind Petershausens Hexen so zügellos oder brauchen doch Sie ein dickeres Fell?

Wilde und zügellose Hexen sind für mich ein Riesenspaß. Und ein Bürgermeisterfell kann sicher niemals dick genug sein. Dass ich in diesem Amt viel über mich und andere dazulernen darf, ist für mich eine große Motivation. Allerdings darf auch ein Bürgermeister auf Grenzen hinweisen und Stopp sagen. Im Sinne eines guten Miteinanders finde ich das sogar erforderlich.

Wie geht es nun künftig weiter mit dem Unsinnigen Donnerstag in Petershausen?

Da werden wir wohl rechtzeitig noch einmal miteinander verhandeln, wie der Hexenbesuch ausschauen kann. Von mir aus gerne humorvoll, auch frech und wild, aber die Würde des Bürgermeisteramts muss gewahrt bleiben.

© SZ vom 01.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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