Rathaus Haimhausen:Kunst im Sitzungssaal

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Gemeinderat stimmt für Billig-Variante des Wappens

Von Rudi Kanamüller, Haimhausen

Der große Fettnapf stand schon bereit, hineingetreten sind die Haimhauser Gemeinderäte bei ihrer ersten Sitzung im Saal des neuen Mehrzweckgebäudes aber nicht. Es ging um das Haimhauser Wappen, welches in einer "angemessenen Darstellung" an der Stirnseite des holzvertäfelten Saales angebracht werden soll, wie es in der Beschlussvorlage für den Gemeinderat heißt. Die Bauverwaltung präsentierte den Gemeinderäten zwei mögliche Wappen-Varianten in den Ausmaßen ein Meter mal 1,2 Meter. Einmal auf einer acht Millimeter starken Glasplatte als dreifarbiger Folienplot für rund 900 Euro Herstellungskosten oder als Hinterglas-Ausführung, ebenfalls acht Millimeter stark, aber blattgoldverziert und versilbert. Kostenpunkt: 4500 Euro. Einstimmig sprach sich der Gemeinderat nach deutlicher Diskussion aber für die Billig-Variante aus.

Armgard Körner (Bündnis 90/Grüne) eröffnete die Diskussion und bezeichnete die Blattgold-Version als "zu protzig". Ihre Fraktionskollegin Dorothea Hansen appellierte im Hinblick auf die Haushaltssituation der Gemeinde an ihre Kollegen und Kolleginnen auf das "Blattgold zu verzichten". Hansen: "Das andere ist dezenter."

Angelika Goldfuß (ÜWG) sprach in diesem Zusammenhang von "barockähnlicher Verkleidung - das brauchen wir nicht, die bescheidene Ausführung steht uns besser". Auch Ingrid Waizmann (SPD) hielt die Blattgold-Variante für "übertrieben" und empfahl, "die Kirche im Dorf zu lassen". Thomas Mittermair, Fraktionsvorsitzender der CSU, versuchte, seine Kollegen und Kolleginnen für eine pragmatische Lösung zu erwärmen: "Warum nehmen wir nicht das alte Wappen her?"

An diesem Punkt schaltete sich dann Bürgermeister Peter Felbermeier mit einer handwerklich-technischen Frage ein. Er wollte von Anja Flory vom Bauamt wissen, wie denn das Wappen an der Wand angebracht werden solle. Denn Löcher in der neuen Holzvertäfelung wolle er nicht. Solche ließen sich aber bei der Mittermair-Lösung nicht verhindern. Felbermeier selbst sieht in dem neuen Gemeindewappen einen Beitrag zum Thema "Kunst am Bau". Und, so sagte er, "dieses Gebäude hätte Kunst am Bau verdient". Dieser Auffassung widersprach allerdings Angelika Goldfuß (ÜWG). "Das ist eher Kunst im Raum."

Der geschichtliche Hintergrund des Haimhauser Wappens geht bis ins 13. Jahrhundert zurück. In der Wappenbeschreibung der Gemeinde heißt es: "Die alte Hofmark Haimhausen stand seit dem 13. Jahrhundert in enger Verbindung zum Haus Wittelsbach. Darauf weisen die Feldfarben Silber und Blau hin. Die drei goldenen Rauten und der Adler sind vom Familienwappen der Viepecks übernommen. Wolfgang Viepeck stand als Pfleger von Haimhausen und Kanzler von Landshut im Dienst von Herzog Albrecht V.

Herzog Wilhelm V. verlieh 1590 dessen Sohn Theodor Viepeck die Hofmark Haimhausen. Die Rauten im Viepeck-Wappen spielen auf die Nähe zum Herzogshaus an. Die Viepecks stiegen bis 1692 in den Reichsgrafenstand auf und nannten sich Reichsgrafen von Haimhausen. Das in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erbaute Schloss ist von kunsthistorischer Bedeutung."

© SZ vom 17.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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