Punktgenau:Goldener Glanz für Sankt Nikolaus

Lesezeit: 3 min

Pastoralreferent Bernhard Skrabal (rechts) ist gespannt: Kunstschlosser Matthias Larasser wird gleich das Scheyerer Kreuz enthüllen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Nach langer Bauzeit ist nun anlässlich des Patroziniums der Haimhauser Pfarrkirche der Zwiebelturm mit dem Scheyerer Kreuz darauf enthüllt worden. Etwa 15 000 Euro hat dies den Förderverein gekostet. Man hofft in eineinhalb Jahren mit der Sanierung des gesamten Gotteshauses fertig zu werden

Von Rudi Kanamüller, Haimhausen

Lange war er verhüllt, doch seit Donnerstag zeigt der Haimhauser Kirchturm von Sankt Nikolaus seine goldene Pracht: Das Scheyerer Kreuz strahlt und das vergoldete Ziborium auf der Zwiebel glänzt schon von weitem. Eine Kupferhülle schützt den Zwiebelturm. Allerdings ist die Hülle nicht, wie man durch ihr grünes Aussehen vermuten könnte, bereits in die Jahre gekommen. "Die ist vorbehandelt", verrät Architekt Ricco Johanson aus München ein kleines Geheimnis. Denn ehe Kupfer Grünspan ansetzt, vergehen normalerweise viele Jahre. Für den Haimhauser Pastoralreferenten Bernhard Skrabal, der als stellvertretender Kirchenverwaltungsvorsitzender für die Pfarrei St. Nikolaus die Kirchensanierung betreut, war das Aufsetzen des Scheyerer Kreuzes anlässlich des Patroziniums, dem Fest des Kirchenpatrons am 6. Dezember, ein besonderer Anlass: "Jetzt sieht man wenigstens etwas vom Fortschritt der Arbeiten an der Kirche. Bis jetzt hat man ja nur das Radio der Bauarbeiter vom Turm gehört."

Und wenn alles wie geplant weiter läuft, wird die Haimhauser Pfarrkirche am 28. Juni 2020 von Kardinal Marx eingeweiht. Weil der Kardinal bereits sein Kommen zugesagt hat, sei dies, so Skrabal, natürlich ein "kleines Druckmittel" gegenüber der Bauverwaltung der Erzdiözese, von dem er sich doch die eine oder andere Beschleunigung auf dem Genehmigungsweg erhoffe.

Das Scheyerer Kreuz mit seinen zwei Querbalken (Patriarchenkreuz) deutet auf die enge Verbindung zum Kloster Scheyern hin und damit auf den vormaligen Herrschaftssitz des Ursprungsgeschlechts der Wittelsbacher. Auch Sankt Nikolaus war einst Herrschaftskirche derer von und zu Haimhausen. Dort war die Grablege der weiblichen Mitglieder der Hofmarksherrschaft aus diesem Geschlecht. Die Kirche, um 895 erstmals erwähnt, bekam erst kurz nach 1700 im Zuge der Barockisierung unter dem Hofmarksherrn Reichsgraf Franz Ferdinand von und zu Haimhausen eine Turmzwiebel, eine sog. Welsche Haube, aufgesetzt. Der Archiktekt der Kirchensanierung, Ricco Johanson, bezeichnete im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung die Kirche als ein "besonderes Bauwerk". Denn sie sei im Sinne der Kirchenkunst, eigentlich nie ganz fertig gebaut worden.

Das wiederum zeigt Parallelen zur aktuellen Sanierung des Gotteshauses: Diese begann 2008 mit dem Einbau eines Innengerüstes zur Stabilisierung der Kirche. 2012 folgte der Anbau der Stützpfeiler an Nord- und Westwand. Bis vor vier Jahren war die Kirche noch für Besucher zugänglich, ehe 2016 die Sanierung und statische Sicherung des Dachstuhls, sowie die Registererweiterung und Instandsetzung der Orgel in Angriff genommen wurde. In den vergangenen zwei Jahren wurde die Fassade verputzt, der Glockenstuhl neu gebaut, Musterfenster eingebaut. Außerdem verkleidete man die undichte Turmzwiebel mit Kupferblech und renovierte den Turm innen und außen. Ertüchtigt wurden zudem die Emporen, Heizung und Elektrik mussten projektiert sowie ein Konzept für die Seitenaltäre, Hochaltarretabel und Epitaph festgelegt werden.

Damit auch die Nachwelt sich eines Tages ein genaues Bild über die Geschichte der Kirche und die baulichen Erneuerungen und Veränderungen ein Bild machen können, wurde in das Ziborium unter dem Turmkreuz eine "Zeitkapsel" eingelassen. In dieser befindet sich eine Urkunde, in der niedergeschrieben ist, dass die Wiederanbringung des Turmkreuzes zum Beispiel im sechsten Jahr des Pontifikats von Papst Franziskus erfolgte, Reinhard Kardinal Marx Erzbischof der Diözese München und Freising und Bernhard Haßlberger Bischofsvikar der Seelsorgeregion Nord war. Erwähnt werden auch der Leiter des Pfarrverbandes Fahrenzhausen-Haimhausen Pfarrer Stefan Menzel sowie der Pfarrer im Ruhestand Konrad Seidl und Pastoralreferent Bernhard Skrabal als stellvertretender Kirchenverwaltungsvorsitzender für die Pfarrei Sankt Nikolaus. Außerdem ist in der Urkunde festgehalten, dass das Aufsetzen des Ziboriums am 6. Dezember 2018 stattgefunden hat. Oder dass in Deutschland zu diesem Zeitpunkt Frank-Walter Steinmeier Bundespräsident, Angela Merkel Bundeskanzlerin und Markus Söder Ministerpräsident des Freistaates Bayern waren. Vermerkt sind auch Landrat Stefan Löwl und Haimhausens Bürgermeister Peter Felbermeier. Neben den vielen Namen befindet sich in der Zeitkapsel auch eine Abhandlung über die Baugeschichte des Gotteshauses sowie Exemplare von Münchner Merkur und Süddeutscher Zeitung sowie der Kirchenzeitung und dem Pfarrbrief für Weihnachten. Für die Nachwelt soll auch ein Satz Münzen und Fotos von der Restaurierung der Pfarrkirche erhalten bleiben. Die Kosten der Restaurierung und Neuvergoldung des Turmkreuzes und des Ziboriums in Höhe von 15 000 Euro wurde vom Förderverein Pfarrkirche Haimhausen getragen.

Doch die Sanierung von Sankt Nikolaus ist nicht das einzige, das den Haushalt von Kirche und politischer Gemeinde belastet. So musste bereits 2013 und 2014 die historische Friedhofsmauer der Filialkirche Sankt Jakobus des Älteren und von Sankt Stephan in Ottershausen aus statischen Gründen saniert und durch das Vorsetzen einer Betonschale stabilisiert werden. Mit finanzieller Hilfe der Gemeinde und des Freistaates wurde das fünfgruppige Kinderhaus von Sankt Nikolaus aus dem Jahr 1964 renoviert und durch einen Neubau für zwei Krippen- und drei Kindergartengruppen erweitert. Maßnahmen wurden auch bei der Friedhofsmauer und bei der Filialkirche Sankt Martin in Amperpettenbach ergriffen. Das Erzbischöfliche Ordinariat trägt 85 Prozent der Sanierungsmaßnahmen. 380 000 Euro steuert die politische Gemeinde Haimhausen bei. Aktiv war auch der Förderverein Pfarrkirche Haimhausen. Er hat bis jetzt mehr als 100 000 Euro an Spenden gesammelt.

© SZ vom 08.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: