Pulverrückstände in der Luft:Gefährliche Nachbarschaft

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Im Schießstand in einem Gebäude, in dem auch der Kindergarten untergebracht ist, drohen Verpuffungsexplosionen

Von Horst Kramer, Altomünster

Ein Kindergarten und der Schießstand eines Schützenvereins in einem Gebäude? Das ist eine wahrlich ungewöhnliche Kombination. In Altomünster ist sie dennoch seit Jahr und Tag gang und gäbe, nämlich im Gebäude an der Schultreppe 3, direkt hinter dem Kloster. Im Erdgeschoss und ersten Stock befindet sich der kommunale Kindergarten "Die Kleinen Strolche", im Keller ist der Schützenverein Edelweiß Altomünster beheimatet.

Es gibt jedoch weder für die Kindergartenkinder noch für den Schützenverein eine Möglichkeit, sich in die Quere zu kommen: "Von den Kindergartenräumlichkeiten gibt es keinerlei Zugang zu der Schießanlage und umgekehrt", wie Amtsleiter Christian Richter betont. Der Eingang des Kindergartens befindet sich im gegenüberliegenden Gebäude an der Schultreppe 4. Die beiden Häuser sind durch einen unterirdischen Gang verbunden.

Dennoch befürchtet Richter, dass es einigen Eltern mulmig werden könnte, wenn sie vernehmen, dass die 25-Meter-Raum-Schießanlage nun mit einem neuen Lüftungssystem ausgestattet wird. Wegen Explosionsgefahr. Bürgermeister Anton Kerle (CSU), selber ein erfahrener Schütze, erläuterte den Sachverhalt seinem Gemeinderat folgendermaßen: Bei Untersuchungen sei festgestellt worden, dass sich die Pulverrückstände der scharfen Munition in der Raumluft anreichern und es zu Verpuffungsexplosionen kommen könnte. Die Folge: Der Staat erließ neue Vorschriften für die Lüftungssysteme derartiger Stände. "Viele Schießanlagen mussten daher geschlossen werden", erzählte der Bürgermeister, "selbst Schießstände der Polizei." Die Ordnungshüter hätten nun Schwierigkeiten, ihre vorgeschriebenen Schießübungen abzuhalten. Schießstände für Luftgewehre seien davon nicht betroffen. Die Anlage unterhalb der Kleinen Strolche schon.

Die Edelweiß-Schützen wollen daher eine neue Lüftungsanlage einbauen. Die Kosten sind allerdings enorm. Aktuell kalkuliert der Verein mit Kosten von etwa 56 000 Euro, inklusive der Eigenleistungen von 4500 Euro. Die Regierung von Oberbayern wird circa 14 000 Euro zu der Maßnahme beisteuern. Bürgermeister Kerle schlug dem Gremium vor, den Umbau wie eine Erstinvestition und nicht wie eine Renovierung zu behandeln. Im ersteren Fall sehen die Förderrichtlinien der Gemeinde einen Zuschuss von 20 Prozent der nachgewiesenen Kosten vor, im letzteren Fall nur die Hälfte. Die alte Lüftung müsse komplett durch ein völlig anderes System ersetzt werden, so Kerle. Sein Stellvertreter Josef Wiedmann (FWG) wies zudem auf die überregionale Bedeutung der Anlage hin - unter anderem wegen der Wettkämpfe, die dort jährlich ausgetragen würden.

Der Marktgemeinderat Altomünster genehmigte einstimmig einen aufgerundeten Maximalförderbetrag von 11 300 Euro. Darüber hinausgehende Kostensteigerungen wird die Kommune jedoch nicht mittragen. Die Gemeinderäte Markus Hagl (FWG), Josef Haltmayr (SPD) und Stephan Schultes (CSU) waren bei der Sitzung nicht anwesend.

© SZ vom 26.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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