Prozess vor dem Amtsgericht:Geldstrafe für Exhibitionisten

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18-jähriger Dachauer entblößt sich vor zwei Frauen

Von Benjamin Emonts, Dachau

Die Frauen ahnten nichts Böses, als ein Mann sie mit der üblichen Floskel "Entschuldigen Sie" aus seinem parkenden Auto heraus ansprach. Durch das geöffnete Seitenfenster ergab sich ihnen dann aber ein ekelhafter Anblick. Der 18-jährige Dachauer manipulierte an seinem entblößten Glied und stellte abstoßende Fragen. Einen Mann, der ihn zur Rede stellen wollte, fuhr er später beinahe mit seinem Wagen über den Haufen. Am Montag musste sich der 18-Jährige deshalb nicht nur wegen exhibitionistischer Handlungen, sondern auch wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung und gefährlichem Eingriff in den Straßenverkehr vor dem Dachauer Amtsgericht verantworten.

Der Vorfall ereignete sich am 30. September 2016 im Garchinger Gewerbegebiet. In der Dieselstraße und in der Lilienthalstraße rief der Angeklagte jeweils eine Frau zu seinem Auto. Zufällig handelte es sich nacheinander um Schwiegermutter und Schwiegertochter in spe. Beide arbeiten im Gewerbegebiet. Ihre Mittagspause entwickelte sich zum blanken Horror. "Ich war total geschockt", blickt die 31-jährige Zeugin vor dem Amtsgericht zurück. Über den Exhibitionisten sagt sie: "Er hat den Eindruck gemacht, als würde er sich wie im Film befinden. Es war ihm nicht peinlich und nicht unangenehm." Noch Wochen später habe die junge Frau den Vorfall nicht aus ihrem Kopf bekommen. "Ich habe mich danach voll dreckig gefühlt", sagt sie. Ein ähnliches Erlebnis aus ihrer Kindheit sei fortan wieder präsent gewesen. Und sie habe jedes Mal ein "mulmiges Gefühl" auf dem Weg zur Arbeit verspürt.

Die junge Frau merkte sich an jenem Tag das Kennzeichen des Wagens und verständigte die Polizei. Und sie rief ihren angehenden Ehemann um Hilfe. Der 37-Jährige arbeitete etwa 100 Meter entfernt. Als er loslief, um den Mann zu stellen, begegnete er zunächst seiner Mutter, ohne zu wissen, dass auch sie Opfer des Exhibitionisten geworden war. An Ort und Stelle angekommen, raste der Wagen des Angeklagten auf ihn los. Er versuchte, ihn aufzuhalten, doch der 18-Jährige blieb auf dem Gas. Vermutlich nur durch einen beherzten Sprung zur Seite konnte der künftige Ehemann ausweichen und einen Zusammenstoß mit dem Auto verhindern. Die Zeugen sagten übereinstimmend: "Es war sehr knapp."

Der 18-Jährige gesteht die Taten erst nach eindringlichen Worten seines Verteidigers und des Richters. Er sei mit einem Arbeitskollegen eine Wette eingegangen und habe sich deshalb vor den Frauen entblößt. Später habe er einfach nur noch flüchten wollen. "Ich hatte nie die Absicht, den Mann umzufahren. Das würde ich mich niemals trauen. Das wäre unmenschlich", sagt der Angeklagte.

Amtsrichter Daniel Dorner und die Schöffen verurteilen den Auszubildenden zu einer Geldstrafe von 1200 Euro an die Stiftung Opferhilfe Bayern und verhängen ein drei Monate langes Fahrverbot. Die größte Strafe aber dürfte sein, dass sich der 18-Jährige nun in München bei einer Fachambulanz für Sexualstraftäter vorstellen muss. Dort werden die Experten entscheiden, ob der 18-Jährige eine Therapie nötig hat.

© SZ vom 30.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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