Projekt reloaded:Blumenstraße-Monopoly

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Im Streit um das Röhrmooser Baugebiet geht es jetzt wieder auf Anfang zurück. Der Bebauungsplan wird mit einer wichtigen Änderung neu ausgelegt - jetzt ist eine Mischnutzung möglich

Von Rudi Kanamüller, Röhrmoos

Beim Monopoly würde es für den Spielteilnehmer jetzt heißen: Zurück auf Los. Auf die Gemeinde Röhrmoos übertragen bedeutet das: Der Bebauungsplan "Röhrmoos -Blumenstraße", und dort speziell das geplante Ärztehaus, das jüngst Diskussionen am Ort und Einwendungen von Bürgern ausgelöst hatte, wird nach aktuellen Änderungen und Ergänzungen neu ausgelegt. Wichtigste Änderung: In dem Baugebiet ist nun auch eine Mischnutzung möglich. Konkret heißt das: Neben dem Bau von Gewerbebetrieben ist nun auch eine andere Nutzung wie Wohnen möglich.

Der Bebauungsplan "Blumenstraße" hätte im Rahmen des beschleunigten Verfahrens nach Paragraf 13 a des Baugesetzbuches (BauGB)auf den Weg gebracht werden sollen. Das Bebauungsplanverfahren nach dem neuen Paragrafen 13 a sei aber alles andere als "ein spezieller Fall", tritt der Geschäftsleitende Beamte im Rathaus, Erwin Zelenka, Befürchtungen entgegen, wonach das beschleunigte Verfahren eigens für den Bebauungsplan Blumenstraße angewendet werden sollte. Dieses Verfahren, so Zelenka, könne in dem Fall angewendet werden, wenn es weder einen gültigen Flächennutzungsplan noch einen Bebauungsplan gibt. Beides treffe auf Röhrmoos und auf das geplante Baugebiet Blumenstraße nicht zu. Im Gegenteil. Röhrmoos, sagt Zelenka, habe sowohl einen gültigen Flächennutzungsplan wie auch einen bestehenden Bebauungsplan für das Areal.

Trotz früherer Debatten um das geplante Baugebiet sei in der jüngsten Sitzung aber ein Ansturm der Bürger auf die Gemeinderatssitzung ausgeblieben. Auch in der im Röhrmooser Gemeinderat verankerten "Bürgerviertelstunde" vor der Gemeinderatssitzung sei es ruhig geblieben, sagt Zelenka. Nur ein Besucher kam - allerdings um das Projekt Blumenstraße zu verteidigen.

Beim Bebauungsplan Blumenstraße geht es im wesentlichen um zwei Bereiche, erklärt Bauamtsleiter Patrick Westermair. Zum einen um das Grundstück, auf dem das ehemalige alte Sparkassengebäude stand. Dort soll bei der Bebauung im Erdgeschoss auch eine andere als eine Gewerbenutzung möglich sein. Noch im Februar stimmte der Gemeinderat gegen eine entsprechende Festlegung im Bebauungsplan, nachdem sich der anvisierte Platzbedarf der Ärzte um 70 Quadratmeter reduzierte. Der Vorschlag Bürgermeisters Dieter Kugler (CSU), die 70 Quadratmeter als Mitarbeiterwohnung (untergeordnete Wohnnutzung) zu deklarieren und über einen städtebaulichen Vertrag abzusichern, wurde damals abgelehnt.

Die mögliche Mischnutzung aber, davon die Verwaltung überzeugt, habe einen direkten Nutzen für die Bürger, weil das Baugebiet Blumenstraße zentral und fußläufig auch für Senioren erreichbar sei. Die Debatte um das mögliche Scheitern des Ärztehauses hat auch in der Ärzte Zeitung ihren Niederschlag gefunden. Dort sagte der Internist Robert Jetschny, der mit weiteren Kollegen von Schönbrunn ins Ärztehaus umsiedeln möchte: "Zudem wären die neuen Räume modern und barrierefrei. Am Ort gibt es sonst nur eine Arztpraxis, die von der Allgemeinärztin Gabriele Pöschl alleine geführt wird."

Offene Türen hat man mit dem Wunsch nach einem Ärztehaus auf alle Fälle bei der Mehrheit der Röhrmooser eingerannt. Weit über 600 Bürger haben sich an einer Unterschriftenaktion, die von Karin Decker vom Runden Tisch Seniorenarbeit initiiert wurde, für das Projekt ausgesprochen. Auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Götz forderte, den Ärzten, die seit Jahren in Schönbrunn praktizieren, keine Steine in den Weg zu legen. Während andere Gemeinden händeringend nach Ärzten suchten, "sind wir in der glücklichen Lage, Ärzte zu haben, die sich in unserer Gemeinde dauerhaft engagieren und somit die ärztliche Versorgung unserer Bürger für die Zukunft sicherstellen". Götz in einer Presseerklärung: "Das Ärztehaus darf nicht an einem Streit um 70 Quadratmeter Wohnraum scheitern."

Bei dem anderen Bereich handelt es sich um eine 1750 Quadratmeter große Fläche. Dort sollen durch die Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises bis zu 20 Wohnungen errichtet werden sollen. Darunter freier und staatlich geförderter Wohnraum. Das Ganze soll, so die Gemeinde, "total einvernehmlich mit der Bürgerschaft" geschehen. Zelenka: "Jetzt geht es aber erst einmal darum, Baurecht zu schaffen."

© SZ vom 18.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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