Projekt:Jetzt hör mal zu

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Volkshochschule in Bergkirchen bietet ein Projekt zur akustischen Geschichtsvermittlung an

Von Petra Schafflik, Bergkirchen

Vogelgezwitscher und leise plätscherndes Wasser ertönen, dann erzählt eine Sprecherin vom Badespaß ihrer Kinderzeit an der Maisach. Wer auf der Internetseite der Volkshochschule Bergkirchen den Link "Hörpfade" anklickt, kann spannende Entdeckungen über den 7500-Einwohner-Ort machen. Fünf Kurzhörspiele sind momentan dort abrufbar und geben in wenigen Minuten überraschende Einblicke, erzählen Anekdoten und präsentieren historische Fakten.

Konzipiert wurden die Hör-Clips von interessierten Laien, die sich notwendige Fertigkeiten und Kenntnisse in einer Arbeitsgruppe der Bergkirchener Volkshochschule (VHS) angeeignet haben. Das bayernweite VHS-Projekt "Hörpfade - Klingende Landkarte" läuft seit einem Jahr und wird vom Bayerischen Volksschulverband, dem Bayerischen Rundfunk und der Stiftung Zuhören unterstützt. Um noch mehr Landkreisbürger zum Mitmachen zu begeistern, organisiert Bergkirchen jetzt im November erneut einen kostenlosen, dreitägigen Workshop für Neueinsteiger. Ziel des Vorhabens: "Wir wollen alle Orte hörbar machen", sagt Anita Zacherl von der Bergkirchner Volkshochschule.

Themen recherchieren, kundige Experten suchen, eloquente Zeitzeugen finden, passende Hintergrundgeräusche oder Musikstücke aufnehmen, ein Skript erstellen: Was später das Publikum als Kurz-Hörspiel begeistern soll, erfordert viel Vorarbeit. Das wird deutlich, wenn sich die ehrenamtlichen Hörspiel-Redakteure einmal im Monat zum Erfahrungsaustausch in Bergkirchen treffen. Ideen werden diskutiert, Probleme besprochen, fertige Hörstücke gemeinsam einer umfassenden Kritik unterzogen. Ist der Sprecher gut zu verstehen oder tönt das Hintergrundgeräusch zu laut? Wie viele Daten sind als Information wichtig, wo beginnt die Überforderung der Hörer? Ist der Sprechtext spannend oder doch zu langatmig? Wie lebendig und authentisch wirken die Interview-Partner?

"Lieber kürzer, dann bleiben die Zuhörer dran", erklärt Anna Schwarz, die den Kurs leitet. Die 22-jährige Bergkirchenerin studiert Politik, Kultur und Sprachen und hat selbst Audioclips für Bergkirchen erstellt. Die Gruppe betreut und berät sie in inhaltlichen wie technischen Fragen. Schwarz koordiniert auch die Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk, der alle Hörspiele prüft, bevor sie auf der Internetseite www.klingende-landkarte.de eingestellt werden. An einer ganzen Reihe von Audiodateien wird noch gefeilt, bereits abrufbar sind über Bergkirchen derzeit fünf Hörspiele.

Erzählt wird, wie in den 1930er Jahren zwei Bergkirchner Mädchen ins Kloster Santa Croce im italienischen Assisi eingetreten sind. Persönlich zu Wort kommt die 95-jährige Eva Hönigschmid aus Eisolzried, die über ihre Kontakte zum Widerstand der "Weißen Rose" erzählt. Flüchtling Omar Badji aus dem Senegal schildert den Alltag in der Unterkunft in Gröbenried. Wissenswertes über die Maisach und die erste urkundliche Erwähnung Bergkirchens ist auch zu erfahren.

Im "Hörpfad-Projekt" arbeiten bisher einige Bergkirchner mit, eine Erdwegerin und zwei Bürgerinnen aus Schwabhausen sind mit dabei. Schön wäre, wenn alle Orte im Landkreis sich akustisch präsentieren würden, mehr Bürger mitmachen beim Projekt, findet Anita Zacherl. Vorkenntnisse sind nicht nötig. Egal, ob sich jemand für Geschichte interessiert, technikbegeistert ist oder leicht mit Menschen ins Gespräch kommt: "Jeder kann sich einbringen." Und dabei die eigene Heimat neu entdecken.

Interessenten sind willkommen beim kostenlosen Workshop Hörpfade am Samstag, 7. und 28. November, (10 bis 14 Uhr) sowie Donnerstag, 12. November, (18.30 bis 21.30 Uhr) mit Dr. Hellmuth Nordwig und Anna Schwarz im Bruggerhaus (Römerstraße 3, Bergkirchen). Eine Anmeldung ist unbedingt erforderlich unter 08131/27315-0, www.vhs-bergkirchen.de oder jeder anderen Volkshochschule im Landkreis.

© SZ vom 24.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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